Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Feuer der Smaragde

Titel: Im Feuer der Smaragde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
Vom Netzwerk:
andere Erklärung ein. Auffällig waren Drews gelegentliche Aussprachefehler, denn er sprach für einen Vagabunden ein recht anständiges Englisch. Er fragte sich, ob es wohl damit zu tun hatte, dass der Bursche angeblich zehn Jahre im Busch verbracht hatte.
    »Du hast erwartet, man würde einen Arzt holen?«
    »Natürlich. Warum haben Ihre Männer sich nicht darum gekümmert?« »Weil es Gefangene sind. Es ist ihnen nicht gestattet.« »Jetzt kommen Sie mir nicht auf die Tour, Kumpel.«
    Kit beachtete ihn nicht und deutete auf die Waffe. »Die kannst du mir ruhig geben. Du wirst mir ja nicht den ganzen Tag hinterherlaufen, außerdem besitze ich noch weitere Schusswaffen. Eins wüsste ich gern: Wenn du tatsächlich bei den Schwarzen gelebt hast, dann sprichst du gewiss auch deren Sprache.« Drew nickte. »Mari boolar guliba boolarboolar boolargoolibar gulibaguliba.« »Was soll das heißen?«
    »Eins, zwei, drei, vier, fünf.« »Woher soll ich wissen, dass das nicht kompletter Unsinn ist?« Drew antwortete mit einem Achselzucken. »Das können Sie nicht wissen. Und ich behalte den Revolver, damit die Lage ausgeglichen ist. Ich lasse mich nicht mehr einsperren.«
    »Ich habe gesagt, du kannst bleiben.« »Wo?«
    Kit konnte nicht zulassen, dass der Vagabund in sein Haus zog, wollte aber ebenso wenig, dass er sich unter die Arbeiter mischte. Er hatte ein zu loses Mundwerk.
    »Es gibt ein Zimmer neben der Küche«, sagte er mit einem süffisanten Grinsen. »Polly wird es dir zeigen. Wir reden später. Du wirst nicht umsonst hier wohnen; ich habe einen Job für dich.«
    Polly wirkte müde. »Er hat Albert auspeitschen lassen«, flüsterte sie, als Jack in die Küche kam. »Und die Männer auf halbe Ration gesetzt…« »Tut mir Leid.« Er hielt seinen verletzten Arm vor der Brust, als wollte er ihn schützen, verbarg dabei aber die Waffe unter seinem lose sitzenden Hemd. Er hätte sie zurückgeben können, doch sie fühlte sich einfach gut an. Er freute sich schon darauf, sie in Ruhe zu untersuchen. »Der Boss hat gesagt, ich könne ein Zimmer neben der Küche haben. Ist es da draußen?« Er deutete durchs Fenster auf das Gebäude, das jenseits des kleinen Gartens lag.
    Polly starrte ihn an. »Da drinnen bringt er dich unter? Wie kommt es, dass ihr beide plötzlich auf so freundschaftlichem Fuß steht?« »Ich glaube, er weiß, dass ich ihm nützlich sein kann. Jemand muss ihm von meinem Gold erzählt haben.« Sie errötete. »Und wir werden alle dafür bestraft? Albert windet sich vor Schmerzen, und du wirst mit offenen Armen empfangen, was? Das also ist der Dank. Ihr Zimmer ist hier drüben, Mr. Drew. Frühstücken Euer Ehren gemeinsam mit dem Herrn?« »Nein, im Zimmer«, entgegnete Jack wütend. Die Strafen waren vollzogen, daran konnte er nichts mehr ändern. Er hatte sich entschuldigt. Was wollte diese Frau denn noch? Sollte er etwa in den Schuppen zurückkehren und sich wieder einschließen lassen?
    Das kleine Zimmer war ordentlich und roch ganz sauber. Das Eisenbett hatte Matratze, Kopfkissen, Laken und Decke, die Jack zaghaft berührte. Auf dem Steinboden standen ein schlichter Tisch mit Stuhl, ein Vorhang in der Decke diente wohl als Schrankersatz. Vor Jahren hätte er dies als kleinen Palast betrachtet, doch nun wirkte das Zimmer beklemmend. Er öffnete das Fenster ganz weit, stellte den Stuhl vor die Tür, damit sie offen blieb, und setzte sich auf die Bettkante. Er würde sich daran gewöhnen. Wieder ein normaler Mensch werden. In diesem Moment brachte Polly ein Tablett und stellte es unsanft auf den Stuhl neben der Tür. »Ihr Frühstück, Mr. Drew«, rief sie zornig und stürmte wieder in die Küche. Jack bedauerte, dass sie noch wütend war, und kam sich schuldig vor, doch was hätte er tun sollen? Er hob das Handtuch und entdeckte köstlich gebräunte Koteletts, Brot und Butter und eine Kanne Tee. Und die Esswerkzeuge der Weißen! Er nahm sie behutsam auf und flüsterte: »Messer, Löffel, Gabel, Tasse.« Er kannte sie zwar noch, war aber so hungrig, dass er die Tür schloss, das Tablett auf den Boden stellte und mit den Fingern über das Essen herfiel. Danach rülpste er genüsslich und wandte seine Aufmerksamkeit dem Revolver zu. Ein schönes Stück mit silberbeschlagenem Kolben und glatter Bohrung. Er wurde von vorn geladen, im Zylinder gab es fünf Kammern. In seiner Zeit als Räuber hatte er zwar derartige Revolver gesehen, aber nie ein so gepflegtes und teures Exemplar besessen. Seltsam, dass er

Weitere Kostenlose Bücher