Im Feuer der Smaragde
gewann die Erschöpfung die Oberhand, und er schlief ein, die Decke über den Kopf gezogen.
Selbst jetzt fand er keine Ruhe, schreckte aus wirren Träumen hoch. Auch die Verletzungen ließen ihm keine Ruhe. Er vermeinte, eine Frau schreien zu hören. Es war dunkel, er konnte sie nicht sehen, ahnte aber, dass es die Frau aus dem Schlafzimmer war, die in den Tumult des Überfalls geraten war. Ihr Schrei war qualvoll, vermischte sich mit seinen eigenen lautlosen Schreien, und dann kam das Feuer, und er wollte zu ihr zurück, wusste aber, dass man sie getötet hatte, bei diesen Überfällen gab es keine Gnade, nicht einmal Frauen gegenüber. Warum auch? Die schwarzen Frauen und Kinder wurden zu Hunderten abgeschlachtet. Hatten die Weißen nicht sogar seine Frau Ngalla erschossen, die unschuldig im Kreise ihrer Familie gelebt und nur das Pech gehabt hatte, schwarz zu sein?
Doch wo war die Frau? Was war aus ihr geworden?
Jack warf sich unruhig hin und her. Die Tür stand jetzt offen, doch sie war nicht mehr da, und das Feuer rückte näher. Er meinte, sie rufen zu hören, und kroch weiter, fiel beinahe aus dem niedrigen Bett. Er war schweißnass und spürte, dass er hohes Fieber hatte. Entkräftet schaute er sich um. Der Regen prasselte nieder, im Zimmer war es ruhig, alles war trocken. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, wollte den Traum verscheuchen, doch das Gesicht der Frau war noch da. Vor kurzem hatte er einen ähnlichen Traum gehabt und spürte wieder Gewissensbisse, weil er an ihrer Marter beteiligt gewesen war. Er trieb zwischen Licht und Dunkelheit dahin, hörte Moorabi in den wirren Stunden, bevor sie ihn flussabwärts gebracht hatten, sagen, die Montone-Station sei bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Zerstört. Sie hatten gewonnen. Bussamarais Ruf blieb gewahrt. Jack hatte es erleichtert vernommen. Bis ihn die Frau im Traum heimsuchte. Verstörte. Aber was hätte er tun können?
Er dachte an Albert, den man brutal ausgepeitscht hatte. Und stellte sich wieder die gleiche Frage: Was hätte ich denn tun können? Nichts. Doch die Schuldgefühle blieben, noch verstärkt durch Pollys feindselige Haltung. Obwohl er sich ein wenig schwach fühlte, beschloss er, Albert aufzusuchen; vielleicht kühlte ein Spaziergang im Regen den Brand, der hinter seiner Stirn tobte.
Auf halbem Weg den Hang hinunter begegnete er dem Major, der sofort in die Luft ging. »Wo zum Teufel willst du hin?« »Dahin«, sagte Jack und deutete zu den Unterkünften der Arbeiter. »Das ist verbotenes Terrain für dich. Geh zurück.« »Ich habe gehört, Sie haben Albert ausgepeitscht, weil er mich mitgenommen hat.«
»Ich habe ihn nicht selbst ausgepeitscht, das haben zwei meiner Männer übernommen. Verdient hat er es allemal. Er hat gegen die Regeln verstoßen.« »Ganz schön strenge Regeln, wenn er sonst nichts verbrochen hat.« Ferrington fiel ihm wütend ins Wort. »Das übliche Verfahren! Er hatte die Wahl. Zurück ins Gefängnis oder die Peitsche. Und er ist schlau genug zu wissen, dass sie ihn im Gefängnis ohnehin ausgepeitscht hätten.«
»Aber Sie hätten diesen Befehl nicht geben müssen.«
»Und du kümmerst dich gefälligst um deinen Kram. Ich muss diese Halsabschneider an die Kandare nehmen, und das gelingt mir immerhin ohne Ketten und Schlösser. Du sagst, du seist kein Sträfling, sondern als freier Mann hergekommen. Also geht dich das alles nichts an.«
Plötzlich kam Jack eine Idee, weshalb Ferrington zu ihm ins Bad gekommen war. Er wollte nachsehen, ob er am Rücken die Narben von Peitschenhieben trug. Die verrieten jeden Sträfling. Er dankte dem Himmel, dass es ihm seinerzeit gelungen war, der Peitsche zu entgehen… »Was den Job angeht«, sagte Ferrington und bedeutete Jack, in den Schutz einer Seitenveranda zu treten, »möchte ich jetzt mit dir darüber sprechen.«
Jack wünschte, er hätte den Mut gefunden und darauf bestanden, Albert zu besuchen, wünschte, er hätte die Möglichkeit gehabt, Ferrington zum Teufel zu schicken und einfach wegzugehen. »So«, sagte der Boss, als sie im Trockenen standen. »Sobald es aufhört zu regnen, wirst du die Gegend hier erforschen. Ich hatte bisher keine Zeit dafür. Da draußen gibt es riesige Stationen, die von Leuten aus dem Landesinneren aufgebaut werden. Hast du welche davon gesehen?« »Ich habe einige wenige Häuser gesehen«, sagte Jack. »Ich war wohl weiter im Norden. Bin zuerst von Sydney aus nach Westen über die Berge gereist und dann mit den
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