Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Feuer der Smaragde

Titel: Im Feuer der Smaragde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
Vom Netzwerk:
ein Adler, der aufgestört von der Hitze nach Beute suchte.
    Polly kam nach draußen. »Mister Drew, Sir, der Major wünscht, dass ich Ihnen das Badezimmer zeige. Er sagt, Sie seien sein Gast und benötigten ein Bad.«
    Jack antwortete erst gar nicht, sondern folgte ihr durch den Mittelkorridor in einen Raum ganz am Ende, der sich neben einem großen Wassertank befand. Er hatte noch nie ein Badezimmer in einem Wohnhaus gesehen; in London hatte er in seinen wilden Tagen Badehäuser besucht. Hier jedoch gab es eine Zinkwanne mit hochgezogenem Rückenteil, die mitten im Raum stand, darüber einen großen Wasserhahn. »Hier ist ein Handtuch«, sagte Polly. »Steck den Stöpsel rein und dreh das Wasser auf. Heißes Wasser brauchst du heute nicht, dafür ist es zu warm.« Es klang wie eine Strafe und Jack grinste. »Kaltes reicht. Willst du mich auch waschen?« »Natürlich«, knurrte sie sarkastisch. »Gewöhnlich erledigen das wohl Ihre schwarzen Frauen, Euer Lordschaft.« »Ja«, sagte er nur und drehte den Hahn auf, während Polly schnaubend davonstapfte.
    »War doch nur ein Witz«, rief er ihr hinterher, doch sie antwortete nicht.
    Es dauerte eine Weile, bis die Wanne voll war. Jack stieg mit einem großen Stück Seife hinein, mit dem er den Dreck abschrubbte, der sich seit seiner Ankunft am Flussufer angesammelt hatte. Er kam sich vor wie Moses und hätte gern seinen Eltern die Geschichte erzählt, wie ihr Sohn von König Ferrington gefunden und wie ein kleiner Fürst aufgenommen worden war.
    Das gäbe eine schöne Predigt. Er sah auf, als Ferrington hereinkam.
    »Auf Sie habe ich schon gewartet.« »Du brauchst ein Bad. Du stinkst.« »Genau wie Sie.« »Ich habe dir Kleider gebracht. Du kannst nicht wie ein Sträfling herumlaufen. Stiefel bekommst du aus dem Magazin.«
    »Ich brauche keine Stiefel.« »Wie du willst.« Während sie redeten, musterte ihn der Major eingehend. »Die Schulterwunde ist keine Verbrennung.« Er trat rasch hinter die Wanne und sah sich den Rücken seines Gastes an. »Dachte ich’s mir. Eine Schussverletzung.« »Stimmt. Ich wurde überfallen.« »Angeschossen?« »Sie hätten Mühe gehabt, mich ins Feuer zu werfen, wenn sie mich zuvor nicht angeschossen hätten.« »Wer hat dich denn angegriffen?« »Keine Ahnung. Möchten Sie sich auch meinen Hintern ansehen? Da habe ich eine Narbe von einer Speerwunde.« »Vor denen bist du auch weggelaufen?« »Nein. Es war ein Spiel. Ich habe verloren.« Der Major schaute aus dem Fenster. »Na schön. Du solltest den Arm verbinden, ihn scheint es am schlimmsten erwischt zu haben.« Mit diesen Worten ließ er seinen Gast allein. »Er scheint mir tatsächlich zu glauben«, dachte Jack und wusste noch immer nicht, für welchen Job der Major ihn auserkoren hatte. Vielleicht war der allmächtige Boss auch nur ein wenig einsam und suchte jemanden, mit dem er plaudern konnte.
    »Himmel«, sagte er bei sich, als er aus der Wanne stieg.
    »Ob er wohl Karten spielt? Hab schon lange keine mehr in der Hand gehabt, aber ich könnte es wieder lernen.«
    Ein Unwetter zog von den Hügeln herüber, und Jack sah aus dem Fenster, wollte sich an etwas erinnern, etwas, das mit diesem Tal zu tun hatte, das eine Saite in ihm zum Klingen brachte. Gewiss war er nie zuvor hier gewesen, war aber vielleicht an den Ausläufern vorbeigekommen, als er jenseits der Hügel entlangzog. Seine letzte Erinnerung war die Montone-Station, die hoffentlich weit entfernt lag. Er dachte nur ungern an den Überfall, weil er ihm nicht nur körperliche Schmerzen zugefügt, sondern auch zur Trennung von seinen Freunden und dem Verlust des Goldes geführt hatte. Jack zog sich an. Die Hose war gebraucht, aber aus gutem Stoff. Er würde das weiße Hemd ruinieren, wenn er nicht die nässenden Wunden am Arm verband, und rief daher zögernd nach Polly. »Du brauchst Verbandszeug für den Arm?« Er nickte und sah zu, wie sie in einem Beutel Lumpen wühlte und ein Stück von einem Laken herausholte. »Das müsste reichen.«
    »Wie geht es Albert?« »Was glaubst du denn? Meinst du, er liegt aus Spaß flach auf dem Bauch?« »Kann ich irgendetwas für ihn tun?« Polly sah ihn vorwurfsvoll an. »Frag ihn doch selbst!«
    Jack zog sich in sein Zimmer zurück, verband seinen Arm, saß da und starrte in den Regen hinaus. Schwerer Donner kündete weitere Niederschläge an. Er fühlte sich müde und fiebrig, weil er zu wenig geschlafen hatte, doch das Bett mit dem weißen Laken schüchterte ihn ein. Schließlich

Weitere Kostenlose Bücher