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Im Feuer der Smaragde

Titel: Im Feuer der Smaragde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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Appetit dahin, und er wartete auf Deck, bis Jessie herauskam. Er verkündete, ihr Bruder liege sicher in seiner Koje.
    »Er ist schon immer seekrank geworden«, sagte sie. »Als wir in Hobart waren, hat er kaum das Tageslicht gesehen. Allerdings soll diese Route immer sehr rau sein.«
    »Und dir macht die raue See nichts aus?« »Nein, ich habe Glück gehabt.« Sie lehnte sich an ihn. »Es schaukelt immer mehr. Ich hoffe, du kannst dich auf den Füßen halten, sonst habe ich niemanden mehr zum Reden.« »Bin ich nicht mehr als das? Der nächstbeste Gesprächspartner? So wie die unverheiratete Tante?«
    »Nein, Dummkopf. Du weißt schon, was ich meine.« Sie
     
    ergriff seinen Arm. »Lass uns ein wenig spazieren gehen und den Winden trotzen.«
     
    Später dachte Jessie, in diesem Augenblick könnte es angefangen haben. Es fühlte sich so angenehm, so richtig an, wie sie beide dort spazierten, eng beieinander, bemüht, auf den Füßen zu bleiben, als sich das Deck unter ihnen hob und senkte, und einander vor dem Wind zu schützen. Angenehm wie ein bequemer Schuh, würde er in seiner bescheidenen Art sagen, und es hatte auch eine gewisse Ähnlichkeit damit. Sam war immer in ihrer Nähe gewesen. Grosvenor Downs, das Anwesen der Dignams, grenzte im Westen an die Hauptstation der Pinnocks, auf der sich auch das Wohnhaus befand. Mit elf oder zwölf war sie in ihn verliebt gewesen, doch irgendwie war diese Schwärmerei verblasst.
    Sam hatte an diesem Morgen eine Verabredung mit Inspektor Tomkins. Daher setzte Jessie sich in den Salon, wo sie auf eine Mrs. Kirk stieß, die allein reiste und sich berufen fühlte, sie zu überfallen. Mrs. Kirk gehörte zu jenen Frauen, die sich aristokratisch geben, was sie durch ein wiederholtes Schniefen mit ihrer Raubvogelnase unterstrich. Schniefen mit erhobenem Kopf drückte Verachtung aus. Ein Neigen des Kopfes beim Schniefen bedeutete Anerkennung, während ein gesenktes Kinn beim Schniefen nur als heimtückisch bezeichnet werden konnte. Insgesamt war sie keine sonderlich angenehme Gesellschaft, dachte Jessie.
    Sie teilte Jessie umgehend mit, dass sie die Frau von Mr. Kirk, einem bedeutenden Herrn aus Brisbane, sei, der bis vor kurzem Direktor des örtlichen Gefängnisses gewesen war… »Daher konnte ich nicht in der Stadt wohnen, schon gar nicht hinter Gefängnismauern. Doch
     
    nun hat man ihn in den Polizeidienst versetzt, was bereits vor Jahren fällig gewesen wäre, da man dort auf Mr. Kirk angewiesen ist, wenn man den Frieden wahren möchte. Er ist der Einzige, der weiß, wovon er spricht. Ich könnte Ihnen Dinge erzählen, die sich dort oben abspielen, aber das ist nichts für junge Ohren. Jedenfalls ist er jetzt Polizeiinspektor…«
    »Dann kennt er sicher Inspektor Tomkins, der eine Kabine mit meinem Bruder teilt. Er ist ebenfalls unterwegs nach Brisbane.« »Tomkins? Der Name sagt mir nichts«, schniefte Mrs. Kirk und beugte sich vor, wobei ihr voluminöses schwarzes Kleid den Geruch von Mottenkugeln verströmte. »Warum fährt er nach Brisbane?« »Das weiß ich nicht.« »Und was führt euch junge Leute in die Gegend?« »Mein Bruder hat geschäftlich in Brisbane zu tun.« »Wäre es indiskret, zu fragen, um welche Geschäfte es sich handelt?«
    Ja, das wäre es, dachte Jessie. »Guter Gott, die Geschäfte, die Männer eben so haben. Hauptsächlich reisen wir als Touristen.«
    Sam war seit mehr als einer Stunde weg, und Jessie war geflohen, um nach ihrem Bruder zu sehen, doch da er schlief, schlich sie davon. Wohin jetzt? Die Dame, mit der sie die Kabine teilte, hatte erklärt, sie leide zwar nicht unter der Seekrankheit, wolle das stürmische Wetter aber in der Kabine aussitzen, zusammen mit Liebesromanen und einer Dose Konfekt. Da Jessie keine andere Wahl blieb, lief sie in die Kabine, um ihren schweren Mantel mit der Kapuze zu holen.
    »Meine Liebe!«, rief ihre Kabinengefährtin aus. »Sie
     
    wollen doch nicht den Elementen trotzen, oder?«
    »Nur ein wenig«, meinte Jessie. »Dann halten Sie sich gut fest. So wie diese Wanne schaukelt, könnte man glatt über Bord gespült werden, ohne dass jemand es merkt. Wer vernünftig ist, wartet lieber auf einen der großen Ozeandampfer, auf denen man einen gewissen Komfort genießt.« Jessie nickte. »Ich passe gut auf. Ach, Mrs. Maykin, Mrs. Kirk hat übrigens nach Ihnen gesucht.«
    »Guter Gott! Diese gewöhnliche Frau, nichts als Allüren und Bosheit. Bestellen Sie ihr, dass ich heute Morgen von Bord gegangen sei.«

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