Im Feuer der Smaragde
den du kennst?«
»Ich glaube schon… warte mal.« Er machte kehrt, spähte in den Salon und sah eine Frau still in der Ecke sitzen. Er erstarrte! »Was will sie hier?«, keuchte er.
»Wer?« Sam trat neben ihn. »Sehe ich Gespenster, oder ist das Jessie?« Sam eilte an ihm vorbei.
»Jessie! Ich wusste gar nicht, dass du mitfährst. Wie schön, dich zu sehen! Adrian, warum hast du mir nichts davon erzählt? Er hat kein Wort gesagt.«
»Was machst du hier?«, fragte Adrian gepresst. »Hast du überhaupt eine Fahrkarte?« »Nein, ich bin ein blinder Passagier«, erwiderte sie gelassen. »Ich habe nicht eingesehen, weshalb ich dableiben sollte.«
Adrian sah sich gehetzt um. »Es ist zu spät, um auszusteigen! Man könnte dich verhaften. Du kannst doch nicht vor aller Augen hier herumsitzen.« »Sie kann meine Kabine haben«, warf Sam galant ein. »Ich suche den Zahlmeister und kaufe noch eine Fahrkarte.«
»Verstehe. Und meine Schwester teilt die Kabine mit dem fremden Kerl? Und wenn es nun keine freien Kabinen mehr gibt? Du bist verrückt, Jessie, weißt du das eigentlich? Wir müssen dem Zahlmeister mitteilen, dass du an Bord bist, dann stopfen sie dich vermutlich ins Zwischendeck, was dir nur recht geschehen würde.«
Jessie lachte. »Keine Panik, Adrian. Ich habe mir gestern eine Fahrkarte gekauft, offen und ehrlich. Aber danke, Sam, es ist nett, dass es jemanden kümmert, was aus mir wird.«
»Mutter hat nichts davon gewusst, oder?« »Natürlich nicht. Ich habe gestern meinen Koffer gepackt und an Bord gebracht. Heute Morgen habe ich ihr einen Zettel hingelegt.« »Sie wird toben.« »Und wie. Aber ich bin jetzt außer Reichweite.«
Sam reichte ihr seinen Arm. »Wir wollten gerade an Deck gehen, um die Heads zu sehen. Möchtest du uns begleiten, Jessie?« »Sehr gern.«
Die Reise war schöner, als Sam sich erhofft hatte. Drei Freunde reisten zusammen, so sollte es sein. Nur war Jessie mit einem Soldaten verlobt, der zu alt für sie war. Vermutlich eine Vaterfigur, immerhin war sie eine Halbwaise. Dennoch war Sam entschlossen, seine Chance zu nutzen, indem er so oft wie möglich mit ihr zusammen war. Nachdem er einen wunderbaren Sonntag in ihrer Gesellschaft verbracht hatte, beschloss er jedoch, sich zunächst einmal rar zu machen. Eine nützliche Strategie, vielleicht würde sie ihn ja vermissen. Doch es funktionierte nicht. Jessie machte sich auf die Suche nach ihm. »Wach auf, du Schlafmütze«, rief sie. »Ich bin schon seit Stunden auf. Es ist ein herrlicher Morgen, und es gibt gleich Frühstück.« »Wo ist Adrian?«, fragte er kühl, als böte ihr Bruder ausreichende Gesellschaft.
»Ich habe mich nicht getraut, an seine Tür zu klopfen und Mr. Tomkins zu stören«, sagte sie von draußen. Dann keuchte sie. »O Gott, es tut mir Leid! Habe ich den anderen Herrn geweckt?«
Sam öffnete die Tür. »Es gibt keinen andern Herrn. Alles meins. Sogar mit Bullauge.« »Du Schurke!«, lachte sie. »Adrian wird grün vor Neid. Warum sagst du es ihm nicht?« »Ich habe da so eine Idee. Sollen wir zusammen frühstücken?« »Ja, beeil dich. Das Schiff schlingert ein bisschen, hoffentlich geraten wir nicht in schlechtes Wetter.«
Das hoffte auch Sam. Er malte sich faule Tage an Deck aus, mit Jessie natürlich, und milde Nächte unter den Sternen, ebenfalls mit Jessie. Könnte er Adrian nur loswerden, ohne sein Misstrauen zu erregen. Doch das Wetter war auf seiner Seite. Nicht lange, nachdem sie Platz genommen hatten, kam Adrian herein, warf einen Blick auf die fettigen Eier mit Speck und rannte wieder zur Tür hinaus.
»Vielleicht sollte ich einmal nach ihm sehen«, meinte
Sam wenig begeistert. »Würdest du das tun?«
Adrian hing über der Reling, nachdem es ihm gelungen war, das Deck zu überqueren, ohne sich eine Blöße zu geben, doch der Anblick des kochenden Wassers und das beständige Schaukeln von See und Himmel machten es nur noch schlimmer, sodass er davonwankte.
»Ich muss in meine Kabine«, murmelte er. »Hab gestern Abend zu viel gegessen. Das muss es sein. Nachher geht’s mir wieder besser.« »Dann komm.« Sam nahm vorsichtshalber einen Eimer von einem Haken und half Adrian den Niedergang hinunter und in seine Kabine. Sobald sein Freund sich hingelegt hatte, rebellierte sein Magen erneut. Schließlich beruhigte er sich, versprach, es »wegzuschlafen«, und Sam trat erfreut den Rückzug an; von der muffigen Luft in der kleinen Kabine wurde ihm schon ganz flau. Jedenfalls war sein
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