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Im finsteren Wald

Im finsteren Wald

Titel: Im finsteren Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Grießbach
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überleben!

 
     
    12
    Tina setzte sich ab und stakte hinter einen großen Busch, an dem braune Dinger hingen. Sie vermutete, es war ein Haselnussstrauch, aber es war ihr egal. Die weichen Sohlen ihrer Sneakers eigneten sich nicht für einen Marsch über Stock und Stein und der Stoff hatte sich mit Feuchtigkeit aus dem Moos vollgesogen. An der Jacke, ihrer blauen Bella Swan-Jacke, hingen Spinnweben und im Haar fühlte sie kleine Aststückchen und Kiefernnadeln. In diesem verdammten Wald ruinierte sie ihre ganzen Klamotten, an den Bierfleck von gestern durfte sie garnicht denken! Zum Lesen würde sie in diesem finsteren Wald vorerst auch nicht kommen, warum schleppte sie dann den Kindle mit? Sie stöhnte, was für Ferien ...
    Sie verspürte keine Lust mehr, weiter durch diese Wildnis zu latschen, nun musste sie auch noch pinkeln. Hoffentlich ging es bald zurück. Mit einem Seufzen hockte sie sich hin und ließ es laufen. Hoffentlich kam nicht gerade ein Pilzsucher oder irgendwelche Viecher an und beglotzten sie! Als sie sich gerade wieder aufrichten wollte, knackte und raschelte es hinter ihr. Oh nein!
    „Paps, wenn du das bist, werde ich gleich richtig sauer!“, rief sie und ihr wurde bewusst, dass es sich auch um ein angreifendes Wildschwein handeln konnte. Erschreckt wollte sie sich umdrehen, als etwas hart ihren Schädel traf und es bong machte. Dann war da nichts mehr.
    Als sie langsam wieder zu sich kam, brummte ihr Kopf und der Hüftknochen schmerzte. Auf ihm lag sie auf hartem Boden, konnte kaum etwas im Dämmerlicht sehen und etwas Haariges schnürte ihr den Mund zu. Sie konnte nicht abschätzen, wie lange sie bewusstlos gewesen war, hatte keine Ahnung, was passiert war. Wurde es schon dunkel? Wo waren Mam und Paps? Erschreckt wollte sie sich aufrichten und fühlte Stricke um Arme und Beine. Wer hatte sie gefesselt und geknebelt? War sie entführt worden? Tina riss an den Fesseln, versuchte zu erfassen, wo sie lag, wollte Schreien, doch nichts klappte. Ihr kamen die Tränen. Sie befand sich in einer – Höhle? Ein Holzkäfig hing von einem Felsvorsprung an einem Seil herab und in ihm lag ein Mann. Sie kannte ihn nicht, doch er schien verletzt und gefangen zu sein wie sie.
    Angst krallte sich in ihr Herz. Jetzt bemerkte sie im Hintergrund Gestalten. Es waren Frauen, in Felle gehüllt. Was sollte das? Irgendetwas furchtbar Schlimmes geschah hier, das fühlte sie. Noch einmal versuchte sie zu schreien, doch in Panik wurde ihr nur die Luft knapp, da sich ihre Nase mit Rotz füllte. Still weinte Tina vor Schmerz und Grauen.
    Wie lange sie lag, konnte sie nicht abschätzen, doch irgendwann kam Bewegung in die Gestalten und weitere Frauen trugen zwei Personen in die Höhle. Einen Mann und eine ... oh nein! Mam und Paps, gefesselt und ihr Vater mit einer gräßlichen Wunde auf der Brust! Er bewegte sich nicht. Mam hing in einem Netz und war anscheinen nicht bei Sinnen. Das war das Ende. Wer sollte sie jetzt noch retten? Tina begann zu zittern und ein Weinkrampf erschütterte sie.

 
     
    13
    Thomas beobachtete, was die Frauen taten. Sie entkleideten den Toten und machten sich an ihm zu schaffen. Er war sich nun sicher, dass der Mann nicht mehr lebte. Die Frau rührte sich nicht, sie war aber nur bewusstlos, er konnte gerade noch erkennen, dass sich ihre Brust hob und senkte. Die beiden hatten Wanderschuhe, Jacken und feste Hosen an, sie schienen keine Dorfbewohner zu sein. Eher hielt er sie für Urlauber, die im Wald wandern gewesen waren, Vater, Mutter und Tochter.
    Was hatten die Verrückten mit der Leiche des Mannes vor? Warum hatten sie ihn überhaupt erst in die Höhle geschleppt und nicht draußen vergraben? Was hatten sie überhaupt mit ihnen allen vor, mit dem Mädchen, der Frau, mit ihm? Die Kopfschmerzen hatten nachgelassen, bei diesen Gedankengängen schwollen sie allerdings wieder an. Die Messerwunden brannten und pochten, aber es kam kaum noch Blut.
    „Verdammt, ich brauche einen Verband, ich brauche einen Arzt“, murmelte er. Wer wusste schon, was für Keime an dem alten schartigen Messer gewesen waren oder was vorher damit geschnitten worden war, Thomas hatte Angst vor einer Infektion und er wollte aus diesem verdammten Käfig heraus!
    Das Mädchen beobachtete auch alles argwöhnisch, es weinte weiter still vor sich hin. Seine Augen, verquollen und rot, bettelten darum, losgebunden zu werden und zu den Eltern zu dürfen, Thomas konnte es deutlich sehen. Die Kleine tat ihm leid, doch er konnte

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