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Im finsteren Wald

Im finsteren Wald

Titel: Im finsteren Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Grießbach
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bis sie ruhig lagen. Thomas fragte sich, wie viel Leute die seltsame Horde noch von irgendwoher in die Höhle bringen wollte. Er kam sich vor, wie im falschen Film, wie in einem Horrorstreifen.

 
     
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    1668
    Hartmut schaute zur Prozession, die langsam zum kleinen Hügel außerhalb Kammerforsts zog. Der Hügel war unter dem Namen Galgenberg bekannt. Heute würde hier kein Verbrecher aufgehenkt werden, heute lag ein großer aufgeschichteter Holzhaufen bereit. Die jungen Leute des Dorfes hatten das Holz am Waldrand gesammelt.
    Allerlei Volk war aus dem Umland herbeigeströmt und schloss sich den Dorfbewohnern an, um der größten Hexenverbrennung beizuwohnen, die die Gegend bisher erlebt hatte. Zehn junge Frauen waren der Hexerei überführt worden und sollten brennen. Brennen und durch das reinigende Feuer geläutert werden, damit sie nicht weiter mit dem Teufel buhlen konnten. Brennen sollten sie, bevor sie Schaden anrichten und brave Bürger verhexen oder ihnen den bösen Blick senden konnten. Niemand wollte sich dieses Schauspiel entgehen lassen.
    Vorn liefen die Hexen, die meisten von ihnen noch Mädchen, an den Händen mit Stricken gefesselt, die untereinander verbunden waren. Ihre Rücken waren gebeugt und von Wunden gezeichnet, die von Folter und Auspeitschung stammten, die Kleider teilweise zerfetzt, kaum eine mit Schuhen an den Füßen. Ihnen folgten der Dorfpastor und der Dorferste, dann kamen die Einwohner und schlussendlich zugereistes Volk, das von dem Prozess gehört hatte. Ein Gericht hatten die angeklagten Hexen nicht zu Gesicht bekommen, lediglich ein Inquisitor hatte Folter und Verhöre aus der Ferne angeordnet und nach den per Boten übermittelten Geständnissen die Verurteilung und die Strafe angeordnet.
    Hartmut, der sechzehnjährige Sohn des Tuchmachers, ein kräftiger junger Mann, hatte sich dem Zug angeschlossen. Er verstand die Welt nicht mehr und ließ Sieglind, eine der jungen Frauen, die als Hexen brennen sollten, nicht aus den rotgeweinten Augen. Sie war ihm als Braut versprochen worden, seine und ihre Eltern waren sich einig gewesen. Bereits einige Male hatten sie sich heimlich getroffen, geredet und schöne Sachen miteinander getan, die vor der Vermählung noch nicht erlaubt waren. Doch das war vor der Anklage gewesen, lag in weiter Ferne, viel Schlimmes war seitdem geschehen.
    Seine Hand krampfte sich unter der groben Leinenjacke um das große Jagdmesser. Er würde nicht zulassen, dass seine zukünftige Braut, die er sehr mochte, auf dem Scheiterhaufen endete. Nein, das würde er nicht zulassen, er musste etwas tun.
    Als der Zug den Fuß des flachen Hügels erreichte und der aufgeschichtete Holzhaufen immer größer wurde, stockten die Füße der verurteilten Hexen. Noch brannte der Holzstoß nicht, der Pfarrer würde erst sprechen. Die Leute begannen, sich zu verteilen.
    „Jetzt!“, gab sich Hartmut den Befehl und rannte nach vorn, zerschnitt die Fesseln seiner Liebsten und ihrer Nachbarinnen. Er musste schnell sein, ehe jemand merkte, was er tat und ihn hindern konnte. Sieglind starrte ihn an, in ihrem Blick mischten sich Liebe, Vertrauen, Wärme mit Erschrecken und Besorgnis.
    „Hartmut, was tust du? Du bringst dich in Gefahr!“
    „Still!“, rief er und stieß sie vorwärts. „Lauft, schnell. In den Wald hinein, ich folge euch und zerschneide dort die restlichen Fesseln. Schnell!“
    Ehe die Leute begriffen, was geschah, welchen Frevel der junge Mann beging, indem er die Hexen befreite und sich gegen die Obrigkeit und gegen die Kirche auflehnte, hatten die Flüchtenden bereits den Wald erreicht, der auf der anderen Seite bis an den Hügel heran reichte.
    Johlen und Geschrei erklang. Viele wollten die Hexen und ihren Befreier verfolgen, doch Waffen hatte keiner dabei. Und der Wald war gefürchtet, Legenden berichteten von Fabelwesen, Dämonen und dem Teufel selbst, der in dem finsteren Baumreich hausen sollte. Der Wald war dicht und riesig, dort jemanden zu finden, der sich versteckte, war unmöglich. Dort eine Weile zu überdauern, zu überleben, war ebenfalls unmöglich. Die zehn Hexen und der Sohn des Tuchmachers waren verschwunden. Sie würden bald wieder auftauchen oder nie mehr gesehen werden ...
    Im Wald schnitt Hartmut die letzten Stricke durch, dann eilten sie weiter, bis sie auf einer Lichtung eine Pause einlegten, um zu Atem zu kommen.
    „Was sollen wir nun tun?“, fragte ein Mädchen. „Zurück können wir nicht.“
    Dunkel entsann sich Hartmut, dass sie Nele

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