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Im finsteren Wald

Im finsteren Wald

Titel: Im finsteren Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Grießbach
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nicht. Unsere Nachfahren werden es entscheiden. Es berührt mich nicht, da es uns nicht mehr betrifft.“
    Sie saßen noch lange und schwiegen, sprachen nur mit Berührungen und Blicken, die sie sich schenkten.

 
     
    21
    Ernst und Elfriede Huber verbrachten den Tag, wie die anderen Tage auch. Elfriede kochte für ihren Ernst einen Nudeleintopf und der drehte derweil eine Runde durchs Dorf und hielt ein paar Schwätzchen. Sie machten sich keine Sorgen, als Thomas, ihr Logiergast, spätabends noch nicht zurückgekehrt war. Elfriede bedauerte nur, nun vielleicht umsonst einen Rest der Suppe zurückgehalten und für ihren Gast aufbewahrt zu haben.
    Sie hatten in ihrem langen Leben bereits einiges erlebt. Es gab Gäste, die klammheimlich bei Nacht und Nebel auf eigene Faust auscheckten, um die Rechnung zu sparen; es gab Gäste, die die halbe Einrichtung mitnahmen und es gab Gäste, die beides taten. Dass ein Gast über Nacht fernblieb, hatte es auch schon gegeben, aber es war doch ungewöhnlich und nicht die Regel.
    Als sie zu Bett gingen, stieß Elfriede ihren Ernst an. „Wo der junge Mann nur bleibt? Er ist doch schon den ganzen Tag unterwegs! Also heimlich abgereist ist er nicht, das Auto steht noch vor der Tür und ich denke nicht, dass er es hier zurückgelassen hat.“
    „Vielleicht hat er ein fesches Mädel getroffen und bleibt über Nacht bei ihr?“ Ernst lächelte verschmitzt. „Du weißt doch, die jungen Leute heutzutage ...“
    „Aber Ernst!“, sagte Elfriede erbost, aber sie lächelte auch. „Nicht alle Männer sind so wie du! Und wer sollte das fesche Mädel denn sein? Es kommt ja nur eine aus Kammerforst in Frage, da er zu Fuß unterwegs ist. Denkst du an die Heike der Schmittgrubers?“
    „Möglich, ich weiß es nicht. Lass uns schlafen, Elfi und von alten Zeiten träumen, als du mein fesches Mädel warst.“
    Die Worte brachten ihm einen Knuff gegen den Oberarm ein. „Und jetzt bin ich das nicht mehr?“
    „Jetzt bist du mein altes Mädel, das ich noch immer liebe. Nun schlaf, Elfi, gute Nacht.“
    „Das hast du lieb gesagt, Ernst. Gute Nacht.“
    Am Spätnachmittag des Folgetages wurden sie aber doch nervös. Sie wussten natürlich von den Vermisstenfällen in der Umgebung. Im Laufe der Jahre war es immer wieder vorgekommen, dass Menschen spurlos verschwunden waren. Sie mieden den Wald, so wie fast alle Dorfbewohner, doch in jeder Generation gab es heranwachsende Männer, die sich nicht um die Gerüchte scherten oder Touristen, die sich nicht abhalten ließen, im Wald zu wandern. Der letzte Fall lag zwar lange zurück, aber wenn ihr Gast nun auch nicht wieder auftauchen sollte, wäre das nicht gut für sie, den Ort und natürlich auch für den Gast ...
    „Wir müssen die Polizei informieren“, sagte Ernst endlich, als die Schatten immer länger wurden und das Abendbrot näher rückte. „Ich gehe zu den Schmittgrubers und wenn der junge Mann nicht dort ist oder in der Nacht dort gewesen war, lassen sie mich sicher mit der Polizei in Bad Langensalza telefonieren.“
    „Mach das, Ernst. Wir wollen uns nicht vorwerfen lassen, die Hände in den Schoß gelegt und nichts getan zu haben. Sicher ist sicher, ich bin schon ganz unruhig. Und wenn, wie hieß der junge Bursche doch gleich? Wenn er nach dem Anruf auftaucht und Ärger mit der Polizei bekommt, ist er selber schuld, wenn er sich so lange herumgetrieben hat. Setz aber deine Mütze auf, der Sommer ist vorbei und die Abende werden kühl.“
    „Wo du recht hast, hast du recht, Elfi“, murmelte der Alte und schlurfte zur Garderobe im Flur.
    Die Schmittgrubers hatten keine Ahnung von ihrem Gast und ihre Tochter, die zu Hause war, auch nicht. Ernst durfte telefonieren und schilderte dem Beamten in der Kurstadt und zweitgrößten Gemeinde des Kreises das Verschwinden des jungen Mannes. Man versprach ihm, sich darum zu kümmern, wenn er sich bis zum Morgen des nächsten Tages nicht meldete, dann wären 24 Stunden um und eine Vermisstensuche könnte beginnen.

 
     
    22
    Thomas wechselte sich mit Dösen und der Befreiungsarbeit an den Fesseln ab. Den Brei zum Essen, Frühstück konnte und wollte er es nicht nennen, hatte er nur mit Mühe herunter bekommen, die Frau hatte die Nahrung gänzlich verweigert und immer nur den Kopf geschüttelt. Als sie nach ein paar Schlägen nicht aufhörte, bekam sie wieder den Knebel. Das Mädchen schien sich gefangen zu haben, sie hatte munter gegessen, getrunken und sich willig zum Pinkeln in die Nebenhöhle

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