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Im finsteren Wald

Im finsteren Wald

Titel: Im finsteren Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Grießbach
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langsam wuchs das Verlangen in ihm, so schnell wie es ging die Flucht in die Wege zu leiten. Sein Selbsterhaltungstrieb nährte dieses Verlangen mit großen, nahrhaften Brocken.
    Er zerrte einmal kräftig an seiner Handfessel, wie hatte es die Frau nur fertiggebracht, die Stricke zu zerreißen? Jaja, Frauen, die ihre Kinder bedroht sahen, konnten zu Furien werden und über sich hinauswachsen ...

 
     
    23
    Tina fühlte sich wie in einem Alptraum. Eine aus einem Irrenhaus ausgebrochene oder durch irgendeine Strahlung veränderte Horde wilder Frauen hatte sie gefangen. Als sie in der Höhle zu sich gekommen war, hatte sie noch gehofft, ihr Paps würde sie befreien. Doch dann schleppten die ... ja was? Die veränderten Frauen ihre Eltern auch in die Hohle und sie konnte nur noch weinen. Die Hoffnung, freizukommen, war gerade stark geschrumpft. Jeden Moment rechnete sie damit, sterben zu müssen, umgebracht zu werden.
    Aber dann bekam sie ekligen Brei zu essen und musste in einer Nebenhöhle pinkeln, obwohl sie nicht wollte. Also brauchten die Verrückten sie noch für etwas? Und was war mit dem Mann in dem Käfig? Als sie ihn auszogen und er Sex mit einer von Ihnen hatte, glaubte Tina wieder, zu träumen. Wie konnte er bei so etwas mitmachen? Hielten sie ihn dafür am Leben? Doch was wollten sie dann von ihr? Trotz ihrer Abscheu musste sie hinsehen. Sie hatte noch nie Sex gehabt und fand es aufregend, die beiden nackten Körper zu beobachten. Es riss sie hin und her, Ekel und Widerwillen mischten sich mit Scham und kämpften mit Erregung und Neugier.
    Die wirre Alte mit den tausend Falten, den braunen, stinkenden Zahnstummeln und dem schmutzigen Fell, die mit ihr sprach und ihr anbot, bei ihnen zu bleiben, kam Tina wie eine durchgedrehte Hexe vor. Sie hatte Mühe, das kehlig abgehackte Gestammel zu verstehen und die bösartig leuchtenden Augen machte ihr Angst. Wenn sie wirklich dachte, sie dazu bewegen zu können, sich ihnen anzuschließen, war sie noch verrückter als verrückt! Schon der Gedanke daran war für Tina so absurd, so weit jenseits ihres Begreifens, dass es sie schüttelte.
    ‚Ich muss durchhalten, versuchen, mich zu befreien und auf ein Wunder hoffen‘, sagte sie sich laufend in Gedanken. Sie hatte sehr wohl bemerkt, dass der Mann versuchte, seine Stricke durchzubeißen, sie tat es ihm heimlich nach. Sie zwang sich, alles aufmerksam zu beobachten und zwang sich zu essen, um bei Kräften zu bleiben. Nur so hatte sie eine Chance, hier wieder herauszukommen.
    ‚Nicht auffallen‘, sagte sie sich. ‚Unauffällig bleiben, keinen Widerstand leisten oder Grund geben, um mich kalt zu machen. Wir kommen hier raus!‘
    Sie sprach viel zu sich selber, um die Zeit zu überbrücken, um sich Mut zu machen und weil sie nicht zu ihrer Mutter oder dem Mann sprechen konnte, der Knebel verhinderte das.
    Als ihre Mam zu toben begann und die wilden sie schlugen und verletzten, dachte Tina, das sei das Ende. Sie litt mit ihrer Mutter, schrie auch und riss an den Fesseln, doch sie konnte sich nicht befreien. Sehnsüchtig schaute sie zu dem Mann, er war das starke Geschlecht, er sollte gefälligst etwas tun und helfen. Die Geräusche, die von draußen hereindrangen, von dort, wo man ihre Mam hingeschleift hatte, schienen ihr den Verstand zu rauben, sie driftete weg und nahm die Umgebung nicht mehr bewusst wahr.

 
     
    24
    Rothaar hatte freudig und erstaunt zugeschaut, wie das Baby auf die Welt gekommen war. Sie sah das zum ersten Mal. Ein neues Leben, so klein, so zart und verletzlich. Sie würde auch gern der Welt ein neues Leben schenken, allerdings, wenn sie an die furchtbaren Schmerzen dachte, die den Vorgang der Geburt begleiteten, dann war sie sich nicht mehr sicher, wirklich ein Baby bekommen zu wollen. Auch die Zeit der Schwangerschaft erschien ihr in keiner Weise als angenehm. Mehr und mehr körperlich eingeschränkt zu sein, weil der eigene Bauch immer weiter anschwoll, bis man sich kaum noch bewegen konnte und ständig auf Hilfe angewiesen war, das wollte sie nicht. Aber eine Wahl blieb ihr ohnehin nicht, wenn Erste entschied, sie wäre die Nächste, die den Samen eines Mannes empfangen sollte, musste sie sich fügen, ob sie wollte, oder nicht. Und wenn Erste der Meinung war, sie würde nie an die Reihe kommen, konnte sie es auch nicht ändern.
    Rothaar ging zu Langhand und setzte sich zu ihr. Langhand saß allein, sie kratzte mit scharfen Fingernägeln an einer Wunde am Arm herum und brachte sie erneut zum

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