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Im Fischernetz (German Edition)

Im Fischernetz (German Edition)

Titel: Im Fischernetz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Alba
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schnitten. Er tastete nach dem wogenden Algenvorhang, der die Spalte bei Ebbe verdeckte, krallte seine Hände in die glitschigen Pflanzen und ließ sich fallen. Panik wallte in ihm auf, als sich das Wasser über ihm schloss, er spürte das Meer um sich wie eine eiskalte Hand, die ihn erdrücken wollte. Er wollte schreien, Salzwasser drang in seinen Mund, er wollte husten und konnte nicht. Das Meer packte ihn und drückte ihn dem Spalt entgegen, schob ihn hindurch, als sei es ein lebendes Wesen, spülte ihn hinein in die Höhle.
Keuchend, hustend und spuckend kam Alvar auf hartem Fels zu liegen. Zitternd blieb er, wo er war, rang nach Atem, spie Wasser aus und verfluchte und segnete das Meer im selben Atemzug. Hier würden sie ihn nicht finden. Mochte das Schiff verbrennen, mochte alles, was in der Ruine noch stand, in Schutt und Asche fallen, das Wichtigste waren Sayain und er und die Sklaven. Er betete, dass ihnen die Flucht gelungen sein möge in all dem Durcheinander.
Es dauerte nicht lange, und Alvar hörte Stimmen, gedämpft drangen sie durch den Felsen an sein Ohr. Er hörte Galdur fluchen. »Wahrscheinlich ist er abgesoffen«, mutmaßte jemand. »Ich hab ihn jedenfalls nicht wieder hochkommen sehen .« Wieder fluchte Galdur . »Gerechter Lohn für seine Dreistigkeit«, schnaubte der Händler. Alvar hörte, wie die Stimmen sich entfernten. Mit einem erleichterten Seufzen sank er in sich zusammen und vergrub das Gesicht in den Händen.

xxx

Sayains Ruf durchschnitt die See wie ein Messer. Er rief, und sie kamen. Delfine, Fische, Robben, sie alle kamen und stifteten ein solches Durcheinander, dass den Menschen auf dem Schiff und am Strand Hören und Sehen verging.
Endlich, endlich spürte er die Wirbel, die das Ruderboot ankündigten, fühlte das Beben, aufgewühlt von hektischem Rudern. Sie flohen vom Strand, ganz offensichtlich in Eile und Hektik. Er hörte ihre Stimmen, gedämpft durch das Wasser, sie schrieen von bösem Zauber und dem Wirken von Dämonen. Thalessia sei verflucht!
Sayain lachte innerlich. Verflucht, ja, besessen von einem Fischdämon und seinem rothaarigen Geliebten!
Das Boot ging längsseits zum Schiff, die Menschen ergriffen die Flucht. Sayain hob noch einmal den mächtigen Fischleib aus dem Wasser und sprang, genau in dem Moment, als das sich schon lange zusammenbrauende Gewitter losbrach. Donner und Blitz zum zweiten Male in Thalessia , und wieder der riesige Fisch – das musste doch selbst für einen weitgereisten Nordmann wie Galdur zu viel sein! Das letzte, was Sayain erkennen konnte, bevor er ins Wasser tauchte, war Galdurs beinahe ungläubiger Blick. Sayain tauchte, weg vom Boot, weg vom Schiff – bevor er es sich anders überlegte und das kleine, zerbrechliche Ding doch noch zum Kentern brachte.
Die Nordmänner lichteten den Anker. Ließen sich von der Strömung treiben.
Es war vorbei.
Sayain durchschnitt die See wie ein Messer, als er mit kräftigen Flossenschlägen zum Wolfsfelsen schwamm.

EIN ENDE UND EIN NEUER ANFANG

Sayain zitterte, als er vor dem Felsspalt noch im Wasser seine Gestalt wechselte. Dem Fisch machte die Eiseskälte des Wassers nichts aus, aber sein menschlicher Körper spürte sofort den kalten Griff des Meeres. Er zwängte sich durch den Spalt, ließ sich von der Strömung nach oben treiben und kletterte aufs Trockene. Einen Moment blieb er nach Luft schnappend liegen. Er fühlte sich seltsam, ausgelaugt und erschöpft. Da war nichts von dem Triumph, auf den er gewartet hatte. Er war einfach nur müde.
» Sayain ...« Schritte, schwankend und langsam, Hände, die ihn berührten, Arme, die ihn näherzogen .
»Alvar...« Sayain wand sich in die Arme, schmiegte sich an Alvars Körper und schloss die Augen.
» Shht . Alles gut... Schiff ist fort ?«
Sayain nickte, tief vergraben in Alvars Umarmung. »Sie haben das Feuer an Deck gelöscht und sind abgezogen, sobald das Beiboot zurück war. Ich glaube, sie dachten, ein Geist wäre an Bord gekommen, als ich auf dem Deck stand und die Laterne in die Seile geworfen habe .«
»Du getan was ?« Alvar lachte leise und strich Sayain durchs Haar. »Du Held. Du vertrieben. Du... Geist von Thalessia .«
Für einen Moment war Alvars Lachen ansteckend. Sayain lachte mit ihm, doch dann siegten Erschöpfung und Angst, und er klammerte sich an Alvar und schluchzte hilflos.
» Sayain ...« Alvar umarmte ihn fester. »Alles gut. Sie weg...«
»Ja... aber... der Preis... Thalessia brennt, Alvar, alles steht in Flammen... ich

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