Im Fischernetz (German Edition)
gelassen, nachdem man sich offensichtlich versichert hatte, dass der monströse Fisch, der es das letzte Mal angegriffen hatte, nicht zu sehen war.
»Was ist los ?« Sayains Stimme bebte. Er saß auf dem Bett, hatte die Decke um sich geschlungen und zitterte leise.
» Galdur .«
Alvar wandte sich vom Fenster ab.
» Galdur kommen. Er hat Boot zu Wasser gelassen .«
Alvar hörte Sayain scharf einatmen. »Aber... verdammt, es ist Tag... bei Tage werden sie sich von unseren Fallen nicht abschrecken lassen...«
Alvar schaute noch einmal hinaus. »Kommen mit Bögen. Bringen Fässer. Sicher wollen jagen und neues Wasser holen. Lassen wir sie. Warten ab und schauen. Aussicht gut von hier oben.«
Er kehrte zum Bett zurück und ließ sich neben Sayain nieder. »Wir sie verscheuchen«, flüsterte er in ein Fischflossenohr, »und wenn nicht wollen gehen, dann wir gehen. Zusammen. Gehen irgendwo hin, wo sind allein. Wo Wald ist und Meer.«
Sayains Augen waren voller Schatten.
»Träumer«, flüsterte er sanft. »Aber ich will mit dir träumen, so lange es geht. Ich...« Er schluckte sichtlich, dann nahm er Alvars Hand und drückte sie leicht. Alvar blieb ganz still sitzen. Sayains Blick senkte sich in seinen.
»Ganz gleich, wie es ganz am Anfang aussah... ich habe dich gern. Schon eine ganze Weile. Ich habe mich nur nicht getraut, es dir zu sagen, weil... weil ich dachte, es wäre besser für mich, allein zu bleiben. Ohne Freunde, ohne Nähe, ohne... aber jetzt... ich habe Angst. Ich will nicht, dass dir etwas passiert .«
» Silfri ...« Alvar zog ihn an sich und küsste sein Haar. »Ich dich nicht lassen allein. Mir nichts passieren. Dir auch nicht. Wir vorsichtig sein. Wir aufpassen. Und wir fliehen, wenn nicht anders geht .«
Sayain nickte langsam, und Alvar grinste. »Gut so. Und jetzt wir was essen und machen Pläne .«
Sie machten kein Feuer, damit der aufsteigende Rauch sie nicht verriet, knabberten hartes Brot, geräucherten Fisch und Käse und spülten alles mit Wasser hinunter. Sayain aß nur wenig, er wirkte nervös und unruhig. Immer wieder stand er auf, ging zum Fenster und spähte nach draußen, so lange, bis Alvar ihm schließlich einen Arm um die Taille schlang und ihn aufs Bett zog.
»Werden Zeit brauchen für Jagd und Suche nach Vorrat. Entspann dich. Sie finden uns nicht .«
»Und wenn sie anfangen, nach dir zu suchen?«
Alvar schüttelte den Kopf, auch wenn er nur hoffen konnte, recht zu haben, ohne es genau zu wissen. »Sie nicht hier suchen. Sie nicht glauben, dass ich so dumm und bleiben hier und warten auf sie. Nein. Wahrscheinlich Galdur schickt Männer in Dörfer. Sie fragen dort, und Leute im Dorf nichts wissen. Gut, dass ich geblieben hier .« Er grinste und strich sich durchs Haar. »Zu auffällig. Leute im Dorf würden erinnern .«
Sayain nickte langsam. »Du hast recht«, murmelte er. »Was werden wir tun, wenn sie wieder Menschen von hier wegbringen wollen? Wenn sie wieder Sklaven kaufen ?«
»Befreien. So wie mich befreit. Wenn Fisch wieder da und wieder bringen Boot zum kentern, dann... vielleicht nicht wiederkommen .«
Sayain seufzte. »So viel wenn und aber klingt nicht gut... aber ich werde es versuchen. Wir werden es versuchen. Ich im Wasser, du an Land. Komm... solange sie sich in den Wäldern herumtreiben, können wir die Fallen noch einmal prüfen .«
Rasch kleideten sie sich an, dann warf Alvar noch einmal einen prüfenden Blick aus den Fenstern im Turmzimmer.
»Niemand zu sehen .«
Sayain nickte. »Dann los .«
Sie huschten aus dem Turm, krochen dicht an Hauswände, Mauerreste und Ruinen gedrückt durch die Straßen und überprüften Stolperdrähte und Fallstricke, Holz- und Steinstapel, die in Rollen kommen sollten und Gefäße, die übelriechenden Inhalt auf die ausgießen würden, die die Fallen auslösten.
Am Rand der Stadt blieb Sayain stehen und nahm Alvars Hand. »Ich zeige dir noch etwas«, sagte er. »Komm .« Alvar folgte ihm auf verschlungenen Pfaden den Strand hinunter bis zu einer eigenartigen Felsformation. Sie war Alvar schon beim ersten Besuch in Thalessia aufgefallen, denn sie sah aus wie die Silhouette eines heulenden Wolfs. Sayain kletterte an ihrem Rand hinunter zum Wasser und schob Seetang von einem schmalen Spalt weg.
»Der Spalt wird heute Nacht überflutet sein, aber drinnen steigt der Zugang schnell wieder an, es bleibt weiter hinten in der Höhle komplett trocken. Wenn in der Stadt irgend etwas schiefgehen sollte... wenn etwas nicht so läuft, wie
Weitere Kostenlose Bücher