Im fünften Himmel
steht es auÃer Frage, dass die statische Aufladung durch Schuhsohlen und Teppichboden dafür verantwortlich sein könnte.
SIEBZEHN
Jessica und Marcus haben sich vom Barry-Manilow-Fanclub aus New Jersey losgerissen. Sie steuern auf den Fahrstuhl zu, und seine Schritte sind deutlich unsicherer als ihre.
»Habe ich mir das eingebildet, oder haben sie dich erkannt?«, fragt Marcus.
Jessica verlangsamt ihren Schritt, als sie über diese Frage nachdenkt. »Seltsam, aber wahr«, fängt sie an. »Eine Frau rennt am Flughafen ihren Ex-Freund um. Sie hat ihn seit drei Jahren nicht gesehen. Die Frau hat vor ihrem letzten Versöhnungsversuch von diesem Ex-Freund einen Klodeckel mit Barry-Manilow-Découpage bekommen. Kurz nach dem Zusammenstoà stellt die Frau sich in die Schlange in einem Kundencenter. Vor ihr stehen zwanzig wütende Mitglieder der Regionalgruppe New Jersey des Internationalen Barry-Manilow-Fanclubs, die ihren Flug nach Las Vegas verpasst haben, wo sie den einzigartigen Barry Manilow beim allerletzten Konzert seiner Final Farewell Tour sehen wollten â¦Â«
»Aha.« Marcus dämmert, dass er sie auch gesehen hat.
» Aha. Und es kommt noch besser. Beim Warten klingelt ihr Handy. Ihr Klingelton? âºI Canât Smile Without Youâ¹ vom einzigartigen Barry Manilow, dem Showman unserer Generation. Die zwanzig Fanclub-Mitglieder nehmen sie sofort als eine der ihren auf.«
Jessica erzählt gar nicht erst von dem Barry-Flutie-Traum, denn die Geschichte ist ohnehin schon seltsam, aber wahr genug.
»Glaubst du mir?«, fragt sie.
»Natürlich glaube ich dir«, sagt Marcus. »Wieso sollte ich nicht?«
Darauf antwortet Jessica nicht. Ohne es auszusprechen, wissen beide, was der andere denkt:
Hätte Marcus nicht Seine Greatest Hits im Caddy gespielt, als sie vor zehn Jahren zu ihrem ersten »Nicht-Date« in Helgaâs Diner fuhren, wäre Er dann zum kitschigen Leitmotiv ihrer Beziehung geworden, von der ersten Kassette im Auto über den Klodeckel als vorläufigen Höhepunkt bis zum absoluten Gipfel, der heutigen Darbietung eines Seiner Songs vor einem Publikum entfesselter Mitglieder Seines Fanclubs? Hätte Marcus eine andere Kassette aus der Hinterlassenschaft des achtzigjährigen Vorbesitzers des Caddys gewählt, sagen wir, Dolly Partons Greatest Hits , hätten Marcus und Jessica dann heute Abend â durch vorherbestimmtes Schicksal, das sich als Zufall tarnt â vor einer Horde enthemmter Dolly-Fans im Duett »Here You Come Again« gesungen?
Jessica und Marcus schenken sich gleichzeitig ein unsicheres Lächeln, denn diese Fragen lassen sich beim besten Willen nicht beantworten.
Der leere Fahrstuhl öffnet sich, um sie aufzunehmen, und Jessica bricht das Schweigen mit einer Frage, die Marcus beantworten kann. »Und was ist in der Tüte?«
»Wenn ich dir das erzähle, ist es keine Ãberraschung mehr.«
»Als hätte es heute nicht schon genug Ãberraschungen gegeben.«
»Ach, du kannst noch ein paar vertragen.«
Jessica weià nicht, ob das stimmt. Die Türen gehen zu und trennen sie vom Rest der Welt.
Marcus summt vor sich hin. Die Melodie kommt ihr bekannt vor, aber sie kann sie nicht richtig einordnen. Sie will Marcus gerade fragen, als er aufhört zu summen.
»Du singst wirklich schrecklich.«
»Geht das schon wieder los?«
»Aber deine Unmusikalität hat einen gewissen Zauber«, erklärt er. »Du hast nämlich eine unreine Quinte gesungen.«
Der Fahrstuhl hält im zehnten Stock. Jessica und Marcus treten einen Schritt zurück, weil sie mit neuen Passagieren rechnen. Doch als die Türen aufgehen, wartet niemand zum Einsteigen.
»Ich habe offensichtlich keine Ahnung von Musik«, antwortet sie und drückt auf den Tür-zu-Knopf. »Was ist eine unreine Quinte?« Sie drückt immer wieder auf den Knopf, bis die Tür endlich zugeht. Der Fahrstuhl fährt weiter aufwärts.
»Eine reine Quinte ist ein Intervall zwischen einem Ton und dem Ton sieben Halbtonschritte darüber.« Jessica nickt und schaut auf den Leuchtpfeil, der nach oben zeigt, weil sie zu nervös ist, um ihm in die Augen zu schauen. »Die beiden ersten Töne der Star-Wars-Filmmusik sind eine reine Quinte.« Er räuspert sich und singt: »Staaaaar Waaaars â¦Â«
»Oh mein Gott«, quäkt sie. »Seit wann bist du denn so ein
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