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Im fünften Himmel

Im fünften Himmel

Titel: Im fünften Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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in der internationalen Geschäftswelt ernster nehmen würde. »Als du noch ständig Auww raaiiight gesagt hast und Angst vor mir hattest.«
    Â»Ich hab mein’ Redneck-Akzent gaanich verlorn«, leiert Natty in breitestem Südstaaten-Drawl. »Hab bloß entschied’n, ihn nich mehr zu sprechen.« Er macht schnelle Trippelschritte, um mit Marcus langen Schritten mitzukommen. »Und Angst vor dir habe ich auch nie gehabt«, fährt Natty in seiner Fremdsprache fort, in dem neutralen Dialekt, den man Standard American nennt, gefärbt von studentischer Jungsprahlerei. »Ich hatte bloß Angst vor dem Gestank. Deiner. Eier.«
    Â»Und wer ist jetzt der Zwölfjährige, Mister Mittelstufe?«, fragt Marcus, bleibt stehen und späht um die Ecke, ehe er sie selbst umrundet. Er sieht gerade noch Jessicas Rücken durch die Glastür des Service-Centers von Clear Sky verschwinden. Jetzt kann er sich entspannen, denn vor ihr in der Schlange stehen noch mindestens zwanzig Leute. Sie wird eine Weile dableiben müssen.
    Natty stellt sich direkt vor ihn hin, was allerdings bestenfalls eine symbolische Protestgeste ist. Marcus überragt seinen Freund um dreißig Zentimeter, seine Sicht bleibt also unbehindert. Das entgeht auch Natty nicht, der wie ein hartnäckiger Floh auf und ab hüpft, um Marcus den Blick auf sie zu verstellen. Marcus weicht nach links aus, Natty hüpft nach rechts. Marcus tritt nach rechts, Natty springt nach links.
    Â»So ist’s recht, Professor«, neckt Natty. »Den Scheiß kann ich den ganzen Tag machen.« Zuschauer könnten das für eine ungerechte Eins-gegen-eins-Situation beim Basketball halten, nur dass sowohl Ball als auch Korb fehlen. Hätte Marcus sich nicht sorgfältig um die Ecke, außerhalb ihres Blickfeldes platziert, wäre das Gehampel sicher auch Jessica aufgefallen.
    Marcus gibt auf. Bleibt stehen. »Und du hast wirklich ein Rhodes-Stipendium?«
    Â»Vergiss niemals«, sagt Natty und streckt seine Hühnerbrust vor, »dass Nathaniel Addisons Haupteigenschaft großartig heißt.«
    Â»Die Briten tun mir jetzt schon leid«, sagt Marcus, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder dem Service-Center zuwendet. Jessica ist inzwischen nicht mehr die Letzte in der Schlange – eine Frau steht noch hinter ihr –, doch vorgerückt ist noch niemand.
    Â»Ich versuche dir nur zu helfen«, sagt Natty. »Ich war dabei, als dieses Mädchen dich fertiggemacht hat. Ich war dabei, als du nur noch zu den Seminaren aus dem Bett gekommen bist. Ich war es, der beinahe am Gestank deiner ungewaschenen Eier erstickt ist –«
    Â»Du redest ein bisschen zu gern über meine Eier«, kontert Marcus.
    Ein kahles (er) und blauhaariges (sie) Paar im Florida-Rentner-Outfit ist gerade zur Abfluganzeige gehumpelt. Sie machen pikierte Geräusche wegen der derben Sprache.
    Â»Ich kann nichts dagegen machen«, sagt Natty mit hinterhältigem Grinsen zu ihnen. »An diesem Mann liebe ich jeden Zentimeter und besonders seine Eier.«
    Die Greise schlurfen, so rasch sie können, davon, empört über die Vulgarität der Jugend.
    Â»Hoden!«, ruft Natty hinter ihnen her. »Wenn Sie den korrekten Ausdruck bevorzugen!«
    Â»Hast du jetzt genug über meine Eier geredet, Brokeback?«, fragt Marcus.
    Natty runzelt die Stirn, was seinem sommersprossigen, übernatürlich fröhlichen Sonnenscheingesicht sichtlich schwerfällt. »Das war kein Witz, Alter. Mein ganzes Herz ist voll von brüderlicher Liebe zu dir«, sagt er. »Und deswegen bitte ich dich auch, diesen Flughafen jetzt sofort mit mir zu verlassen. Und den Zug zurück nach Princeton zu nehmen. Wir gehen ins Ivy Inn, trinken ein paar Runden auf unser letztes Semester, quatschen ein paar Damen an und vergessen, dass du die Schlampe je –«
    Marcus springt ihn an. »Nenn sie niemals so!« Seine drohende Stimme, sein wütender Blick presst Natty an die Wand. Beide Männer sind verblüfft von Marcus’ wilder, instinktiver Verteidigung der einzigen Frau, die nicht von ihm verteidigt werden will.
    Â»T-t-tut mir leid«, stammelt Natty, immer noch verstört von diesem nie zuvor erlebten Gewaltausbruch des echten Pazifisten Marcus, mit dem er noch nie, nicht ein einziges Mal, richtig Streit hatte.
    Marcus entspannt sich, schließt die Augen und schüttelt reumütig den Kopf. »Meine Reaktion

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