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Im fünften Himmel

Im fünften Himmel

Titel: Im fünften Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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hat mehr damit zu tun, wie scheiße ich drauf bin, als dass sie scheiße ist.«
    Natty versucht diese ungelenke Aussage zu verarbeiten und staunt darüber, wie rasch es mit seinem Freund bergab geht, kaum dass sie nur erwähnt wird. »Es ist ja bloß, na ja, ich war dabei . Ich habe gesehen, wie lange du gebraucht hast, dich wieder zu erholen.«
    Â»Das ist es ja gerade, Natty.« Marcus öffnet die Augen. »Ich glaube, das habe ich nie.«
    Natty hebt die Handflächen zum Zeichen der Kapitulation, denn auf dieses Geständnis gibt es keine passende Antwort. Ob angeboren oder das Resultat endloser Meditationsstunden, Marcus’ Unbeirrbarkeit ist einzigartig und legendär, selbst auf einem Campus voller durchgedreht genialer Überflieger. Wenn Marcus seine ausschließliche Aufmerksamkeit auf etwas – oder jemanden – richtet, gibt es sonst tatsächlich nichts mehr. Er lockert die Konzentration erst wieder, wenn er die unmögliche Wette gewonnen, das aussichtslose Stipendium bekommen, die unerreichbare Frau ins Bett gekriegt hat. Natty hat keine Ahnung, was Marcus letztlich von Jessica Darling will. Er weiß nur, dass er nicht dabei sein will, wenn sein unfehlbarer Freund wieder von ihr bezwungen wird.
    Â»Alter«, sagt Natty, schultert seine Tasche und dreht sich zu den Wegweisern um, die zum Flughafenzug deuten. »Du brauchst einen kräftigen Tritt an den Schädel.«
    Â»So hoch würdest du wohl gern kommen, du Sitzriese.«
    Dieser Konter heitert Natty ein wenig auf. »Ach, fick dich doch, Professor.«
    Sie stehen sich Auge in Auge gegenüber, bis Natty stumm die Faust ausstreckt. Marcus packt ihn an der Hand und zieht ihn zu einer brüderlichen Umarmung an die Brust.
    Â»Klar«, antwortet er. »Ich liebe dich auch.«
ZEHN
    Jessica denkt an die Hochzeit. Bridget und Percy hatten die Zahlen des Datums gefallen: Zwanzigster Januar 2010. 01/20/2010. Lauter Nullen, Einsen und Zweien, beinahe ein Palindrom, und in der Mitte die »20/20«, die beim Optiker für »volle Sehkraft« steht, wie Percy gesagt hatte. Aber die Wahl dieses seltsamen Hochzeitstags – 20. Januar? Ein Mittwoch? Alle Eingeladenen hatten noch einmal nachgefragt – war nicht bloß eine Zahlenspielerei. Das Datum hatte in ihrer Liebesgeschichte eine besondere Bedeutung.
    Â»Das ist der achte Jahrestag unseres ersten Kusses«, erklärte Percy, als Jessica sich erkundigte.
    Â»Diese mädchenhafte Fähigkeit, sich solche Sachen zu merken«, neckte Bridget, »hat mich schließlich dazu gebracht, bei diesem Hochzeitsquatsch mitzumachen.«
    Jessica versucht sich an die Einzelheiten dieses Gesprächs zu erinnern. War sie nach West Harlem gefahren, um Bridget und Percy in ihrem Loft zu besuchen? Oder hatten sie es nach Brooklyn zu ihrer Wohnung geschafft? Hatten sie sich irgendwo in der Mitte getroffen, vielleicht in Hell’s Kitchen, auf Bier und Burritos? Sie kriegt die Details nicht mehr zusammen; hat nur noch die Worte im Ohr. Heute sind all ihre Erinnerungen eingetrübt, ein Symptom häufiger Flugreisen, aber auch die nebulöse Folge ihrer Grübeleien über logisch und unlogisch, Fakt und Fiktion, über das, was eben passiert ist, was jetzt gerade passiert und was gleich passieren könnte.
    In der Schlange des Service-Centers versucht sie immer angestrengter, die Umstände der Unterhaltung festzumachen. Das Service-Center ist kein erfreulicher Ort. Wenn man hier steht, sollte man eigentlich in der Luft sein, ist es aber aus irgendeinem Grund nicht – chaotische Wetterverhältnisse, massive Probleme am Sicherheitsschalter, die mit einem Kaktuspflanzen-Extrakt zu tun haben … Das Service-Center ist so praktisch und schmucklos, wie es nur sein kann. Keine inspirierenden Kunstwerke oder Seidenblumen in Sicht, kein polierter Bar-Jazz, keine beruhigenden Aromen schweben durch die Luft. Jessica weiß es zu schätzen, dass die Passagiere im Clear-Sky-Service-Center nichts vorgegaukelt bekommen, sondern dass es ist, was es ist: ein unerfreulicher Ort.
    In der Schlange an Bridget und Percy zu denken, ist angenehmer, als sich über die Zusammensetzung der Schlange selbst den Kopf zu zerbrechen. Vor allem darüber, dass sie einer von nur zwei Fluggästen ist, die nicht auf den Flug nach Las Vegas gebucht waren, welcher wegen »unvorhergesehener technischer Komplikationen« gestrichen

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