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Im fünften Himmel

Im fünften Himmel

Titel: Im fünften Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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worden ist, und dass die Mehrzahl dieser unglücklichen Reisenden, die unbedingt den nächsten Flug nach Las Vegas nehmen wollen, zu einer Gruppe der glühendsten Verehrer eines Unterhaltungskünstlers gehören, an den Jessica jetzt auf keinen Fall denken darf, wenn sie den Tag lebend überstehen will.
    Â»Warteschleife!«, quakt die Frau hinter Jessica in die allgemeine Runde. Noch nie hat ein Mensch so detailliert (»Bitte warten Sie …«) das (»Immer noch in der Warteschleife …«) Drama (»Wir sind gleich für Sie da …«) der (»Ist das zu glauben, immer noch Warteschleife!«) Servicenummern (»Endlich! Ein lebender Mensch! Was? Sie müssen mich weiterleiten?«) wiedergegeben. Schließlich gibt Jessica ihrer Neugier nach und dreht sich um: Die Frau ist ein ganzes Stück kleiner als sie, aber viel breiter, mit einem mächtigen Busen. Definitiv im mittleren Alter, auf jeden Fall dem Kleidungsstil nach: ein knitterfreier Zweiteiler im Giraffenmuster mit Zebrastreifensaum. Aber immerhin gehört diese erwachsene Frau im Tierkostüm nicht zum Fanclub . Ihre Existenz ist Jessicas einzige Verbindung zur Normalität in einer ansonsten total surrealen Situation – die einzige Zeugin, dass dies alles gerade tatsächlich geschieht.
    Es sei denn, Jessica bildet sich auch sie bloß ein.
    Â»Ich hänge in der Warteschleife«, erklärt Zebrastreifen und gestikuliert mit dem Handy.
    Â»Hätte ich nicht geahnt«, sagt Jessica trocken und dreht sich wieder nach vorn.
    Zebrastreifen tippt ihr aufs Schulterblatt. »Telefonisch haben Sie bessere Chancen, Ihr Problem zu lösen.«
    Â»Ehrlich?«
    Â»Die Nummer steht auf Ihrer Bordkarte.« Zebrastreifen hebt einen Finger, lauscht einen Augenblick. »Oooh! Ich glaube, ich habe jemanden dran«, sagt sie und runzelt dann wieder die Stirn. »Doch nicht. Immer noch in der Schleife.« Seufzer. »Eine Freundin von mir arbeitet für die Fluglinie, und die sagt, übers Telefon kommt man schneller und besser voran. Allerdings ist sie keine so gute Freundin, dass sie mich aus der Holzklasse hochstufen würde. Dabei will ich eigentlich bloß in der Sauna auf Holz sitzen, wenn Sie verstehen, was ich meine!«
    Jessica lächelt schwach. »Aber wieso stellen Sie sich dann überhaupt an?«
    Zebrastreifen wirft gackernd den Kopf zurück und zeigt die silbernen Füllungen in ihren hinteren Backenzähnen. »Weil ich kein Risiko eingehe. Das eine Mal, als ich meinen Anschlussflug verpasst und mich nicht angestellt habe, da haben sie mir gesagt, ich könne mein Problem nur im Service-Center lösen. Catch-22, wenn Sie verstehen, was ich meine!«
    Â»Ach so«, sagt Jessica und zieht den Reißverschluss ihrer Handtasche auf, in der ihr Handy liegt.
    Die Präsidentin und Vizepräsidentin des Fanclubs (die man anhand ihrer personalisierten Baseball-Caps erkennen kann) streiten mit der Angestellten am Clear-Sky-Schalter. »Das ist nicht unser Problem! Das ist Ihr Problem! Und Ihr Problem wird immer größer werden, wenn Sie uns nicht alle zwanzig dorthin bringen, bis heute Abend der Vorhang hochgeht!«
    Inzwischen haben alle titellosen Mitglieder des Fanclubs ihre Mobiltelefone am Ohr und hoffen, jemanden an die Leitung zu kriegen, irgendwen , der sie auf den nächsten Flug nach Vegas buchen kann. Wenige sprechen; die meisten bemitleiden sich gegenseitig durch empörtes Schnauben und Hände-in-die-Luft-Werfen, während sie in der endlosen Warteschleife der telefonischen Clear-Sky-Kundenbetreuung festhängen. Ihr Leben ist sowohl virtuell als auch real zum Stillstand gekommen.
    Jessica wühlt in ihrer Handtasche und denkt wie immer, wenn sie etwas darin sucht – meist ihr Handy, ein Kaugummi oder einen Stift –, dass es zu viele Taschen in anderen Taschen gibt. Mehrfachoptionen stellen für Jessica immer ein Problem dar, beim Gepäck wie im Leben. Sie kann sich vorstellen, dass dieses Design mit kleinen Innentaschen innerhalb größerer Innentaschen es den Reisenden leichter machte, Sachen zu finden, weil man jede einzelne Tasche einem bestimmten Zweck zuordnen könnte. Jessica hat jedoch nie Lust verspürt, sich ein solches Organisationssystem auszudenken, auch wenn es nicht viel Zeit bräuchte, diese schräge Seitentasche mit NUR FÜR KAUGUMMI zu kennzeichnen oder diese schmalen Schlauchtaschen mit NUR

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