Im fünften Himmel
FÃR STIFTE, vor allem Letzteres, denn es ist so offensichtlich, dass diese Täschchen nur für Stifte und nichts anderes gedacht sind, weil gar nichts anderes hineinpasst. Aber nein, sie hat noch nie irgendwas an den dafür vorgesehenen Ort gesteckt, sondern stopft einfach alles irgendwie hinein, was immer zu solchen Momenten führt, wo sie einen unbenutzbaren, halb aus der Schutzhülle gerutschten Tampon hervorzieht, eine Flasche medizinisch riechendes Hände-Desinfektionsmittel, einen versteinerten Mini-Schokoriegel der Sorte »Baby Ruth« ⦠alles, nur nicht das Handy, nach dem sie sucht. Normalerweise verflucht sie die vielen Taschen, aber heute ist sie dankbar dafür, denn sie verschwenden Hirnzeit, die sonst auf andere Themen verwandt worden wäre.
»Wo ist mein Hanâ?«
Das Handy. Bridget und Percy haben ihr übers Handy von ihrer Hochzeit erzählt. Sie haben es sich gegenseitig aus der Hand gerissen, um die Geschichte zu erzählen, wie er sie überzeugt hatte, das Versprechen ihrer Verlobung endlich einzulösen und zu heiraten.
»Ich will eine Hochzeit«, sagte Percy.
»Er spielt in diesem Stück die Rolle der Braut«, fügte Bridget an.
»Ich will eine öffentliche Zeremonie, eine Feier meiner Liebe zu ihr â¦Â«
»Ich habe bloà gesagt: Wozu brauchen wir ein Stück Papier?«
»Ich habe bloà geantwortet, dass wir es nicht brauchen . Dass ich es nur will  â¦Â«
»Ich musste mir erst von Percy erklären lassen, dass meine Ãngste nichts mit mir zu tun haben, sondern mit meinen Eltern â¦Â«
»Deren Scheidung hat sie echt aus der Bahn geworfen â¦Â«
»Ja, echt, das hat sie â¦Â«
»Sie hatte Angst, dass eine Ehe alles verkomplizieren und schwieriger machen könnte â¦Â«
»Ich hatte Angst, dass die Geschichte sich wiederholt. Ich meine, meine Eltern müssen sich auch irgendwann mal gemocht haben, aber das war anscheinend nicht zu der Zeit, als sie miteinander verheiratet waren â¦Â«
»Aber wir sind nicht unsere Eltern â¦Â«
»Wir sind wir â¦Â«
Jessica war während dieses Schlagabtauschs fröhlich still gewesen und reagierte erst (»Was?!«), als sie gefragt wurde, ob sie die Zeremonie abhalten wollte.
»Ãhm, ich glaube doch gar nicht«, erinnerte Jessica die beiden.
»Wissen wir!«, sagten sie im Chor.
»Du kannst übers Internet ordiniert werden«, erklärte Bridget.
»Von der Universellen Priesterschaft weltlicher Humanität«, fügte Percy hinzu.
Interessant, fand Jessica, dass Bridget und Percy sofort dachten, sie meinte ihren fehlenden Glauben an Gott, dabei hätte sie doch genauso gut den fehlenden Glauben an die Institution der Ehe meinen können. Jessica fand, letzterer war das schwerer wiegende Hindernis, wenn man eine Hochzeitszeremonie leiten sollte. Doch diese Meinung behielt sie für sich, denn wenn es überhaupt ein Paar gab, für das es sich lohnte, ihre Ehefeindlichkeit aufzugeben, dann waren das Bridget und Percy.
»Ist diese Universelle Priesterschaft weltlicher Humanität so was wie die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters?«, fragte Jessica.
Bridget und Percy hatten Jessicas Einwände schon vorausgeahnt und überboten sich beim Versuch, Gegenargumente zu präsentieren.
»Wir hatten uns tatsächlich überlegt, ob wir dich bei den Pastafaris ordinieren lassen sollten â¦Â«
»Aber anscheinend kann man nur von einer echten Kirche ordiniert werden, nicht von einer ketzerischen Kirchenparodie â¦Â«
»Aber diese Universelle Priesterschaft weltlicher Humanität ist die beste Alternative, weil sie groÃen Wert darauf legt, überkonfessionell zu sein und jede Art der Religionsausübung zu unterstützen â inklusive des Rechts, keine Religion auszuüben â¦Â«
»Der Schwerpunkt liegt auf dem diesseitigen Leben, darauf, einfach das Richtige zu tun â¦Â«
»Und wenn du erst mal ordiniert bist, kannst du überall in den Vereinigten Staaten Ehen schlieÃen, auch auf den Jungferninseln, wo wir heiraten wollen â¦Â«
»Und wieso dieser ganze Aufwand?« Jessica war geschmeichelt, dass sie sich ihretwegen schon so viel Mühe gemacht hatten.
»Wir wollen dich!«
»SchlieÃlich«, sagte Percy, »warst du die Erste, die es erfahren hat.«
»Wie alt waren wir
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