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Im fünften Himmel

Im fünften Himmel

Titel: Im fünften Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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ich auch nicht genau. Vielleicht, weil es schon ein paar Jahre her ist, dass ich jemandem diese Frage gestellt habe. Ich meine, an der Uni ist das natürlich die Einstiegsfrage. ›Wo kommst du her? Was ist dein Hauptfach?‹ Wenn man nicht mehr studiert, gibt es keinen Anlass mehr für die Frage. Jetzt heißt es: ›Wo wohnst du? Was machst du?‹«
    Â»Verstehe. Du bist also viel zu erwachsen, mich nach meinem Studienfach zu fragen.«
    Â»So habe ich das nicht gemeint! Mir ist bloß plötzlich aufgefallen, dass ich dir eine totale Studi-Frage stellen wollte, die ich seit dem Examen niemandem mehr gestellt habe.«
    Â»Verstehe.«
    Â»Und?«
    Â»Und … was?«
    Â»Willst du mich zwingen, die Frage zu stellen, nur damit ich sie stellen muss?«
    Â»Welche Frage?«
    Â»Nach deinem Studienfach.«
    Â»Rate.«
    Â»Ich habe echt keine Ahnung.«
    Â»Rate einfach.«
    Â»Ich möchte nicht raten, Marcus.«
    Â»Wieso nicht?«
    [Husten.] »Ich möchte einfach nicht.«
    Â»Ich studiere …«
    Â»Philosophie. Dein Hauptfach ist Philosophie.«
    Â»Hmmm … Philosophie. Interessant.«
    Â»Habe ich Recht?«
    Â»War nicht eine deiner Uni-Beziehungen Philosophiestudent?«
    Â»Ã„h, ja. Und nur zu deiner Information, ich hatte während des Studiums nur einen Freund. Kein Plural.«
    Â»Zwei.«
    Â»Einen.«
    Â»Zwei.«
    Â»Einen!«
    Â»Einer – er  – plus einer – ich  – macht …«
    Â»Ach so! [Husten.] Dich habe ich nicht mitgezählt.«
    Â»Nicht mitgezählt? Wieso zähle ich nicht?«
    Â»Du warst kein Uni-Freund, Marcus.«
    Â»Wir waren zusammen, während du studiert hast.«
    Â»Wenn dreitausend Meilen Entfernung Zusammensein ist!«
    Â»Das ist eine reine Formalität.«
    Â»Und wir waren schon vor dem Studium zusammen.«
    Â»Ja und?«
    Â»Das heißt, du gehörst zu einer anderen Kategorie.«
    Â»Und welche Kategorie wäre das?«
    Â»Marcus, wenn ich darauf eine Antwort hätte, wäre diese Unterhaltung verdammt viel einfacher, meinst du nicht?«
    [Pause.]
    Â»Dann rate noch mal.«
    Â»Marcus, das ist doch albern.«
    Â»Nur noch einmal.«
    Â»Warum?«
    Â»Ich möchte wissen, was du glaubst, womit ich die letzten drei Jahre verbracht habe.«
    Â»Gender Studies.«
    Â» Sehr witzig.«
    Â»Im Ernst, Marcus, das würde dir ähnlich sehen, sich ein Fach auszusuchen, das zu neunundneunzig Komma neun Prozent Frauen studieren, bloß um die Null-Komma-eins-Prozent-Ausnahme zu sein.«
    Â»Tragischerweise kann man Frauenforschung und Gender Studies in Princeton nur als Nebenfach studieren. Darum habe ich mich für meine Zweitwahl entschieden.«
    Â»Und die wäre?«
    Â»Politikwissenschaften.«
    Â»Politikwissenschaften. Oh Mann. Das hätte ich eigentlich raten können. Ich meine, nachdem du mir erzählt hast, dass du dadurch an die Arbeit in New Orleans gekommen bist.«
    Â»Das Seminar, das mich dazu gebracht hat, hieß Katastrophen, Hautfarbe und amerikanische Politik . Nachdem wir fünfzehn Wochen lang diskutiert hatten, wie unsere Bundesregierung ihre bedürftigsten Bürger verarscht, waren ein paar von uns so weit, dass wir über den Campus hinaus aktiv werden wollten. Wir wollten die Zerstörung mit eigenen Augen sehen und was dagegen tun.«
    Â»Gut so.«
    Â»Manchen von uns war es zu Anfang ein bisschen unangenehm. Mir auf alle Fälle. Ach, wie nett, eine Bande privilegierter Princeton-Studenten fährt nach New Orleans, um den armen Schwarzen zu helfen und sich ein gutes liberales Gewissen zu verschaffen. Wird das im Lebenslauf nicht toll aussehen, wenn man sich um eine Promotionsstelle bewirbt? Oder später um ein politisches Amt? Aber dann dachte ich mir, wer so denkt, ist ein Arschloch.«
    Â»Wie wahr.«
    Â»Und wieso sollte ich mich von engstirnigen Arschlöchern am Helfen hindern lassen?«
    Â»Du erinnerst dich doch an Cinthia Wallace, oder? Sie hat mit ihrem Multimillionenerbe das Programm Do Better ins Leben gerufen und muss sich mit jeder Menge Zynismus dieser Sorte rumschlagen. Wie kann sie mit dem Geld eine kollektive Hilfsorganisation finanzieren? Müsste sich eine Society-Tussi wie sie das Geld nicht eher, keine Ahnung, in die Venen jagen?«
    Â»In ihrer Schicht geht man Nadeln aus dem Weg. Sie hätte es geschnupft. Oder

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