Im fünften Himmel
Ehrlich gesagt nicht. Aber wie ich schon sagte, Marcus, ich bin heute sehr durch den Wind. Mein Hirn muss zu viel auf einmal verarbeiten.«
»Ach so, klar, ich verstehe schon. Du hast mich zum ersten Mal seit drei Jahren gesehen und hast vergessen, es zu erwähnen. Ist ja klar, dass dir so was wieder entfällt.«
[Pause.]
»Also, Natty hält nicht viel von mir, was?«
»Nicht von dir als Mensch, eher von dir als ⦠Idee. Er war dabei, als all das passierte. Und auch bei dem, was danach passierte. [Räuspern.] Er ist wirklich der beste Freund, den ich je hatte.«
»Besser als ⦠äh �«
»Ich nehme an, mit âºÃ¤h â¦â¹ meinst du Len?«
»Ich habe mich zu erinnern versucht, mit wem du noch befreundet warst.«
»Da gab es nicht allzu viele. Hopes Bruder natürlich noch.«
»Stimmt.«
»Nach Heathâ Tod waren meine Wahlmöglichkeiten beschränkt. Len war Erste in unserer Klasse, der bereit war, mir eine Chance zu geben, mich kennenzulernen. Das werde ich ihm nie vergessen. Und eine Weile war er ein guter Freund ⦠bis â¦Â«
»Bis ⦠äh â¦Â«
»Sagen wir so: Es ist schwer, mit jemandem befreundet zu sein, wenn â¦Â«
»Wenn man [Husten] konkurrierende Interessen hat?«
»So kann man es ausdrücken.«
[Pause.]
»Hm. Tja. Ich hätte nie gedacht, dass ihr euch so anfreunden würdet, Natty und du. Ich hatte schon Zweifel, ob ihr es ein Semester im selben Zimmer aushalten würdet.«
»Und was ist mit dir und Manda?«
[Wiederholtes Husten.] »Was soll mit Manda und mir sein? Was weiÃt du von Manda und mir?«
»Nichts. Bloà dass es auch bei euch ziemlich unwahrscheinlich war, dass ihr Mitbewohnerinnen werdet.«
»Aber wir waren wohl kaum Freundinnen. Selbst an den besten Tagen war sie eher eine amüsante Widersacherin als eine Freundin. Wir haben keinen Kontakt mehr. Seit Saras und Scottys Hochzeit 2008 habe ich sie nicht mehr gesehen. Ich habe auch keine Ahnung, was sie treibt oder wo sie ist, und es ist mir auch egal. Also: Nein. Keine Freundinnen. Damals nicht und heute nicht. Eigentlich überhaupt nie, und â wieso lachst du denn?«
»Ohne Grund.«
»Im Ernst. Warum lachst du?«
»Du wirst es nicht witzig finden.«
»Versuchâs doch.«
»Ach, Jessica. Du tust es wieder.«
»Was?«
»Viel zu heftig bestreiten.«
»Mach ich nicht!«
»Doch.«
»Nein! Hör auf zu lachen!«
»Ich lache, weil du es immer mehr tust, je öfter du das sagst.«
»Wieso sollte ich denn in Bezug auf Manda irgendwas bestreiten? Da gibt es nichts zu bestreiten.«
»Weià ich auch nicht. Ich weià nur, dass du es tust.«
NEUN
(Entwicklungsstörung)
»Hörst du das, Jessica?«
»Herrgott! Jetzt wieder mein Handy. Wo ist es?«
»Höre ich da, was ich glaube zu hören? Ist das ⦠kann das sein?«
»Verdammt, wo ist mein Telefon? Nie finde ich es, wenn ich es brauche.«
»Ist das Barry Manâ?«
»Ja! Es ist Barry Manilow, okay? Ich habe einen Barry-Manilow-Klingelton. Ich drücke heute bei dem Mistding ständig auf die falschen Knöpfe. Ich muss es aus Versehen wieder von Stumm auf Klingeln geschaltet haben, als ich Bethanys SMS gelesen habe. Komm jetzt â ah! Da ist es. Oh ⦠Ist von Hope. Sie hat mir ein Bild geschickt, von ⦠OHMEINGOTT! WÃRG!« [Lachen.]
»Was ist denn so witzig?«
»Schwer zu erklären.«
»Lass mal sehen.«
»Ich warne dich, es ist irgendwie ⦠äh â¦Â«
[Lachen.] »Ein Eselporno?«
»Das ist ein Insiderwitz!«
»Und du hast die Stirn, meinen Freund pervers zu nennen?«
»Ich habe ihn einen pubertären, sexistischen Schwachmaten genannt. Das ist nicht das Gleiche.«
[Pause.]
»Was ist, wenn ich mich für unmögliches Benehmen entschuldige, das tatsächlich eine Entschuldigung erfordert? Schulde ich dir dann trotzdem einen Dollar?«
»Solche Ausnahmeregelungen werden von Fall zu Fall entschieden. Wieso? Wem schuldest du eine Entschuldigung?«
»Hope.«
»Hope? Wofür?«
»Ich war vorhin nicht fair zu ihr. Ich hätte nicht unbedingt gleich erzählen müssen, dass sie das Studium geschmissen hat, wo sie doch gerade die Kunstszene so richtig aufmischt. Und über ihre neue Beziehung
Weitere Kostenlose Bücher