Im fünften Himmel

und dagegen zu rebellieren.«
    Â»Hey, wow. Um deinen Satz von vorhin zu zitieren: Du hast dir ja schon jede Menge Gedanken darüber gemacht.«
    Â»Und um auch gleich deine Antwort zu zitieren, Jessica: Mehr, als du dir vorstellen kannst.«
    Â»Aber du hast doch selbst gesagt, dass dieser ganze jugendliche Außenseiter-Quatsch ziemlich übertrieben worden ist.«
    Â»Schon, aber nicht nur. Dank meiner ehrlichen Bemühungen, mein Leben so komplett wie möglich in den Sand zu setzen.«
    Â»Ich glaube nicht, dass du schon als Kind absichtlich falsche Entscheidungen getroffen hast.«
    Â»Da muss ich dir widersprechen, Jessica. Ich wurde schon im Kindergarten zurückgestuft. Weißt du, wieso?«
    Â»Weil du der Frau an der Essensausgabe unsittliche Anträge gemacht hast?«
    Â»Das war erst in der fünften Klasse.«
    Â»Spätentwickler.«
    Â»Nein, ich wurde zurückgestuft, weil meine Leistungen ungenügend waren. Ich war ganz dicht dran, Kindergartenabbrecher zu werden.«
    Â»Wie in diesem Buch.«
    Â»Da gibt es ein Buch drüber?«
    Â»Echt, da gibt es ein Buch. Kindergartenabbrecher: ungenügend mit sechs, unerwünscht mit achtzehn, unvermittelbar mit dreißig, tot mit sechzig. Oder so ähnlich. Ein Riesenbestseller. Die GMs bei Bethany haben es alle verschlungen.«
    Â»Du machst Witze.«
    Â»Leider nein. Ich glaube, der geniale Verbrecher und Kinderpsychologe, der es geschrieben hat, ist vor ein paar Jahren mal in der Dr. Frank Show aufgetreten. Du warst dem Buch und der folgenden Hysterie offenbar einige Jahre voraus.«
    Â»Mensch, was bin ich stolz, zur Slacker-Avantgarde zu gehören. Sagen wir so: Ich hatte in einem IQ-Test vorm Kindergarten ein hervorragendes Ergebnis, und meine Eltern fanden, ich würde die daraus folgenden Erwartungen nicht erfüllen. Darum haben sie mich zurückgestuft, um mir eine Lektion zu erteilen, nehme ich an. Ich brauchte einen kräftigen Schuss Disziplin, um meinem Intelligenztest gerecht zu werden. Aber die einzige Lektion, die ich gelernt habe, lautete: Ich bin schlecht.«
    Â»Du warst nicht schlecht. Du warst bestimmt bloß gelangweilt.«
    Â»Du hast Recht. Aber als Kind hatte ich ständig das Gefühl, dass ich aus irgendeinem Grund sowieso schon in der Scheiße steckte. Und irgendwann beschloss ich, meinem rebellischen Ruf gerecht zu werden, weil ich ja sowieso dafür bestraft wurde. Und weißt du was? Wie sich herausstellte, war ich sehr, sehr gut darin, richtig schlecht zu sein. Zu gut. Und jetzt, Jahre später, hängt dieses verruchte Etikett immer noch an mir, Jessica.«
    Â»â€ºWir sind, was wir zu sein vorgeben, also sollten wir achtgeben, was wir zu sein vorgeben.‹«
    Â»Genau. Stimmt haargenau. Wer hat das gesagt?«
    Â»Ich weiß nicht, wer es als Erster gesagt hat, aber ich habe es vor Jahren von Mac gehört – du weißt schon, Samuel MacDougall – und nie vergessen. Er hat die Angewohnheit, bei jeder Gelegenheit ein inspirierendes Zitat parat zu haben. Ich wünschte, ich könnte mich bei diesem an den Urheber erinnern. Ich möchte mich nicht gern mit fremden Federn schmücken, schon gar nicht, wenn ich mich dabei anhöre wie ein Autoaufkleber.«
    Â»Oder ein schlechtes Tattoo.«
    Â»Vonnegut! Kurt Vonnegut!«
    Â»Jetzt kann dein Leben weitergehen. Schon wieder. «
    Â»Ja. Okay. Was ich nicht verstehe … du warst doch noch keine achtzehn, als du dir den schlimmsten Ärger eingehandelt hast, oder? Also minderjährig. Sind solche jugendlichen Fehltritte nicht vertrauliche Informationen? Wie konnten die Addisons denn darauf zugreifen?«
    Â»Sie hatten Verbindungen zur Bush-Regierung. Meine Kindergarten-Berichtshefte hatten offensichtlich Bedeutung für die nationale Sicherheit.«
    Â»Du machst doch Witze.«
    Â»Eigentlich nicht. Das ist ja das Ironische an der Sache: Die schlimmsten Informationen haben sie gar nicht in die Finger gekriegt. Keine Polizeiberichte oder Entzugs-Krankenakten oder psychologische Gutachten aus der Zeit. Bloß meine Zeugnisse von der Pineville High.«
    Â»Wahrscheinlich haben sie Brandi aus dem Beratungsteam bestochen, um da ranzukommen. Erinnerst du dich an Brandi?«
    Â»Kann ich nicht sagen. Welche war Brandi?«
    Â»Sie sah aus, als wollte sie sich für die Rolle der Motorhauben-Verführerin im Video einer Achtziger-Hair-Metal-Band