Im fünften Himmel
bewerben.«
»Hmm ⦠ich habe zwischen zwölf und achtzehn mit so vielen Beratern und Therapeuten und Psychologen geredet, dass sie irgendwie alle miteinander verschwimmen.«
»Brandi war die Einzige, mit der ich je reden musste. Wahrscheinlich erinnere ich mich deshalb so lebhaft an sie.«
»Wieso musstest du denn mit ihr reden?«
»Mein Chemielehrer in der zehnten dachte, ich wäre selbstmordgefährdet.«
»Warst du es?«
»Nein. Ich habe bloà gern Selbstmord-Songtexte auf meine Buchumschläge geschrieben.«
»Wer macht das mit sechzehn nicht?«
»Genau. Aber bei mir hat der Chemielehrer sie als verzweifelten Hilfeschrei missverstanden. Also musste ich zur Beratung und mit Brandi über meine Gefühle reden.«
»Oh Mann. Ãber Gefühle reden ist das Schlimmste .«
»Allerdings. Aber immerhin war es keine reine Zeitverschwendung.«
»Wieso?«
»Weil ⦠ähm ⦠ach, egal.«
»Was? Jetzt kannst du nicht aufhören. Das ist nicht fair.«
»Erinnerst du dich nicht, wie wir uns direkt vor ihrem Büro getroffen haben?«
»Ich? Und du? Vor ihrem Büro?«
»Das weiÃt du nicht mehr?«
»Ich versuche mich zu erinnern, Jessica.«
»Ach komm, Marcus. Du erinnerst dich an die Titel meiner Leitartikel, an unser Gespräch im Caddy; du erinnerst dich sogar an ein Gespräch mit Marin, das du gar nicht geführt hast. Und das weiÃt du nicht mehr?«
»Ehrlich, Jessica, kann ich nicht wirklich sagen.«
[Husten. Schniefen.] »Ach, ist auch nicht so wichtig.« [Schniefen.]
»Tut mir leid, Jessâ«
»Ha! Zahlen, du Depp!«
»Hast du mich gerade reingelegt? Und mir eine Entschuldigung abgeluchst?«
»Kann sein, kann auch nicht sein.«
»Hier. Jetzt liegst du einen vorn.«
»Danke. Und zu deiner Beruhigung, ich würde mich auch nicht an unsere Begegnung vor dem Büro erinnern. Nur ⦠na ja ⦠das war das erste Mal, dass ich was über dich in mein Tagebuch geschrieben habe.«
»Ehrlich?«
»Ehrlich.«
»Und was hattest du über mich zu sagen?«
»Hmmmm ⦠ich glaube, ich habe geschrieben, dass zugedröhnte Mädchen, die es nicht besser wissen, dich sexy finden. Und dann habe ich viele, viele Absätze lang viel zu heftig bestritten, dass ich das irgendwie nachvollziehen konnte.«
»Viel zu heftig bestritten. Genau. Ich finde, das sagt eine ganze Menge.«
»Worüber?«
»Ãber ⦠Moment, merk dir, wo wir waren. Mein Telefon vibriert schon wieder. Schon wieder Natty. Aber diesmal hat er mir â Alter .«
»Was?«
»Er hat mir ein Bild geschickt. Willst du es sehen?«
[Pause.]
»Das sind vielleicht die gröÃten, falschesten, rundesten Titten, die ich je gesehen habe. Wo hat er das Foto geschossen?«
»Im Zug nach Princeton.«
»Na toll. Und hast du auch den Kommentar gelesen? âºMengendiagramm: HeiÃe/ScheiÃe .â¹ Und sieh mal, er hat ein ganz reizendes kleines Emoticon eingefügt, das groÃe, falsche, runde Brüste darstellen soll. Wie clever er die Klammern einsetzt. Kein Wunder, dass er Rhodes-Stipendiat ist.«
»So lockst du mir keinen weiteren Dollar raus, Jessica. Ich werde mich nicht für sein Benehmen entschuldigen.«
»Du hast mir ja gesagt, dass er ein pubertärer Schwachmat ist. Aber offenbar ist er auch noch Sexist!«
»Manchmal, ja. Stimmt. Aber das hat nichts mit diesem Bild zu tun. Das hat er geschickt, weil er auf mich aufpasst.«   Â
»Weil er weiÃ, wie sehr du auf riesige Silikonmöpse stehst?«
»Nein. Er versucht, mich indirekt bloÃzustellen. Mit dem Bild will er mich beschützen.«
»Beschützen? Vor was?«
»Nicht was. Wem.«
»Vor wem?«
»Vor dir.«
» Mir? Wieso das denn? Und woher weià er überhaupt, dass ich bei dir bin?«
[Räuspern.] »Das weià er, weil ich es ihm erzählt habe.«
»Wann?«
»Gleich nachdem du mich umgerannt und bevor du mich gerettet hast.«
»Hast du ihn angerufen?«
»Ich ⦠habe es ihm erzählt. Ich musste irgendwem davon erzählen, um mir zu bestätigen, dass es wirklich passiert war. Wieso, hast du es niemandem erzählt? Hast du nicht gesagt, dass du vorhin mit Hope telefoniert hast? Hast du ihr nichts davon erzählt?«
»Ãhm, nein.
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