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Im fünften Himmel

Im fünften Himmel

Titel: Im fünften Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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zwar ein ziemlich pubertärer, ähm, Schwachmat sein, aber das macht ihn gerade so anziehend. Er ist sozusagen der total nervige kleine Bruder, der ich auch war, den ich aber nie hatte.«
    Â»So viel zu seltsam, aber wahr.«
    Â»Das Beste weißt du ja noch gar nicht. Nattys Eltern haben eine richtige Kampagne angezettelt, mich von der Uni zu schmeißen.«
    Â»Im Ernst?«
    Â»Tödlicher Ernst. Das hat natürlich Natty noch entschlossener gemacht, mein Freund zu werden, wie das bei solchen elterlichen Interventionen meistens ist.«
    Â»Mit welcher Begründung wollten sie dich denn rausschmeißen lassen? Und wieso?«
    Â»Wieso? Sie haben mich auf den ersten Blick gehasst. Und kann man es ihnen verübeln? Die Addisons aus Alabama hatten keinerlei Kosten gescheut, aus ihrem Sohn – einem mittelmäßigen Schüler und jämmerlichen Sportler – einen echten Ivy-League-Überflieger zu machen. Sie wussten genau, wie viel Zeit, Mühe und Geld es gekostet hatte, einen der begehrten Plätze in Princeton für ihn zu ergattern. Ein Blick auf meine Dreadlocks, meine Tattoos, meinen Terroristenbart, und sie waren überzeugt, ich sei ein Hochstapler, der sich die Zulassung in Princeton unter Vorspiegelung falscher Tatsachen erschlichen hatte. Es hat ein paar Fälle von älteren Studenten mit ungewöhnlichem Werdegang gegeben, die Zeugnisse und Testergebnisse gefälscht hatten, um an Elite-Unis zu kommen, und Dr. Addison wollte auf Teufel komm raus verhindern, dass so einer den guten Ruf seiner Alma Mater beschmutzt.«
    Â»Und was ist passiert?«
    Â»Sie haben einen Privatdetektiv engagiert, um meinen Hintergrund zu durchleuchten.«
    Â»Nein!«
    Â»Doch. Mein Bildungsweg weist mehr Löcher auf als eine Zielscheibe auf dem Schießstand. Eine abgebrochene Ausbildung nach der anderen. Die Addisons behaupteten, ich hätte formell nie einen Highschool-Abschluss erworben und könne mich daher nicht fürs erste Semester einschreiben.«
    Â»Aber daraus ist ja offensichtlich nichts geworden, oder? Wenn du doch dieses Frühjahr Examen machst.«
    Â»Princeton hat die Angaben in meiner Bewerbung nachgeprüft und meine Zulassung letztlich bestätigt.«
    Â»Beruhigend.«
    Â»Hätte es sein sollen.«
    Â»Wie meinst du das?«
    Â»Ich war weitgehend derselben Meinung wie die Addisons. Ich war ein Schwindler. Ich hatte mich bewusst in den Wahn hineingesteigert, was anderes zu sein als gestörter Unterschicht-Ausschuss. Sie hatten Recht! Ich gehörte nicht an eine Ivy-League-Universität! Ich verdiente es nicht, zwischen den privilegierten Sprösslingen ihresgleichen zu wandeln! Und wieso sollte ich das überhaupt wollen?«
    Â»Marcus, jetzt urteilst du aber viel zu hart über dich selbst.«
    Â»Ich habe nur meine Gründe für die Bewerbung noch mal kritisch beleuchtet. Was habe ich mir von einem Princeton-Diplom erhofft, was ich nicht auch woanders hätte kriegen können? Klar, ein Examenszeugnis aus Princeton ist ein Türöffner für die Karriere, aber die Berufsaussichten haben mich gar nicht so sehr motiviert.«
    Â»Sondern vielleicht Bestätigung? Dass du über deine trashige Vergangenheit hinausgewachsen bist? So habe ich mich gefühlt, als ich an der Columbia angenommen wurde. Schließlich war unsere Heimatstadt ja mal der Inbegriff der dämlichen und degenerierten Kleinstadtjugend, wie gesagt.«
    Â»Vielleicht. Aber eher eine Art Ausgleich, glaube ich. Als ich mich in Princeton bewarb, wurde ich zugleich Trickbetrüger und Betrogener.«
    Â»Wie das?«
    Â»Ich wusste genau, der Zulassungsstelle würde angesichts meiner Bewerbungsunterlagen einer abgehen. Seht ihr? Der amerikanische Traum ist kein Mythos! Ich könnte als lebender Beweis dafür dienen, dass jeder mit harter Arbeit aus seiner sozialen Schicht in die obersten Ränge der Gesellschaft aufsteigen kann. Was natürlich totale gequirlte Scheiße ist. Denn kaum fand ich mich inmitten der Elite wieder, da wollte die Elite – in Person der Addisons – nichts mehr von mir wissen. Ich habe mich ständig gefragt: Werde ich ein besserer Mensch, weil ich hier bin, oder auch nur ein anderer Mensch als vorher? Ich kam mir wie ein Trottel vor, wie ein Fitzgerald des 21. Jahrhunderts, der gleichzeitig versucht, sich den heuchlerischen Grundlagen des amerikanischen Klassensystems anzupassen

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