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Im fünften Himmel

Im fünften Himmel

Titel: Im fünften Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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wie es vor dem Unfall aussah, mit schiefem, selbst geschnittenem Pony und allem.
    Sunny! , ruft Jessica laut und eilt zum Bett.
    Du , wiederholt Sunny, diesmal in spöttisch-genervtem Ton.
    Was »ich«? , fragt Jessica.
    Sunnys Augäpfel zucken kurz nach oben. Eine müde Andeutung tiefster Teenager-Verachtung, die nicht mal zu einem richtigen Augenverdrehen reicht.
    Du bist so scheiße.
ELF
    Marcus schreitet rasch zu den Aufzügen, drückt auf Abwärts und wartet. Ein oder zwei Sekunden später gesellt sich ein kleines Mädchen im rosaroten Trainingsanzug zu ihm. Sie schmollt aus Bockigkeit, aber auch, weil sie den Mund voller Zahnspangen hat.
    Er schaut zu ihr hinab und lächelt. »Hey«, sagt er.
    Sie starrt skeptisch zu ihm hinauf. »Wievo tragen Vie einen Bademantel? Vie vehen lächerlich auf.«
    Marcus lacht auf, ihre Offenheit ist zu entwaffnend, um auch nur im Mindesten beleidigt zu sein. Er sieht schließlich wirklich lächerlich aus, aber nur ein Kind würde das auch aussprechen. Er beschließt, sie ein bisschen zu necken. »Wusstest du das gar nicht? Das ist der neuste Trend«, sagt er. »Ich kann kaum fassen, dass du dein Zimmer ohne Bademantel verlassen hast.«
    Â»Ift ef nicht«, antwortet das Mädchen sehr überzeugt. »Vie vehen auf wie ein Perverver.« Dabei strahlt sie ihn an, zufrieden mit ihrer Antwort und mit sich selbst. Ihre Mutter kommt in Uggs auf sie zugestiefelt.
    Â»Amber! Was sage ich immer über das Reden mit Fremden?« Ihre Augen kriechen über Marcus’ Gestalt und registrieren jede Einzelheit: Größe, Gewicht, Figur, Haarfarbe, Tätowierungen, Narben und/oder andere unveränderliche Kennzeichen.
    Â»Ef tfu laffen«, sagt Amber mürrisch.
    Â»Ist nicht ihre Schuld«, sagt Marcus. »Sie können ihr kaum vorwerfen, dass sie mich fragt, wieso ich einen Bademantel trage, oder?«
    Â»Nein«, sagt Ambers Mutter knapp. »Aber ich kann Ihnen vorwerfen, dass sie einen tragen. Was sind Sie, irgend so ein Perverser?«
    Â»Ich hab ihm fon gevagt, daff er wie ein Perverver aufvieht«, trällert Amber.
    Diese Bemerkung macht die Mama stolz. Sie legt den Arm um die Tochter und zieht sie an sich: Das ist mein Mädchen! Währenddessen überprüft Marcus rasch sein Erscheinungsbild in einem Wandspiegel und muss den beiden sofort Recht geben. Er sieht wirklich wie ein Triebtäter aus Schließlich ist ein Bademantel bloß die flauschigere Variante vom Regenmantel des Exhibitionisten.
    Â»Ich trage eine Hose«, erklärt Marcus und lüftet idiotischerweise den Saum des Bademantels, um ein Stück Cordstoff zu zeigen. Nach der schockierten Miene von sowohl Mutter wie Tochter zu urteilen, stempelt das Marcus nur noch deutlicher zum Perversen.
    Marcus ist fest entschlossen, sich reinzuwaschen, und sieht erfreut, dass Amber ein Töpfchen Waldbeeren-Schlagsahne-Lip-Plumping-Balsam aus der Tasche zieht. Aha!
    Â»Be You Tea Shoppe«, sagt er, als Amber die durchsichtig rot schimmernde Schmiere mit dem kleinen Finger auf die geschürzten Lippen aufträgt. »Ich kenne die Frau, die das Unternehmen gegründet hat.«
    Jetzt ist Marcus ein Bademantel lüftender Perverser mit ungebührlicher Kenntnis von Schönheitsprodukten für Kinder. Zu spät begreift er, als Amber und ihre Mutter einen Schritt zurückweichen, dass sein Kommentar die pädophilen Verdachtsmomente eher noch verstärkt hat. Zum Glück erreicht der Fahrstuhl den zwanzigsten Stock, ehe er noch mehr sagen oder tun kann, um seinen Ruf zu schädigen. Die Türen gehen auf und geben den Blick auf einen Liftpassagier frei: eine Frau mittleren Alters, gekleidet wie das Mittagessen in der afrikanischen Savanne, die zum Glück so sehr auf ihr Handy fixiert ist, dass sie ihn kaum bemerkt. Marcus ist erleichtert, dass er nicht mit dem angewiderten Mutter-Tochter-Pärchen allein bleibt. Mit übertriebener Geste will er den Damen den Vortritt lassen.
    Â»Oh nein«, sagt Ambers Mutter ebenso entschieden wie verächtlich. »In dem Aufzug können Sie allein fahren. Wir nehmen den nächsten.«
    Marcus schleicht in die Kabine. Als er die Wut im Gesicht der Mutter sieht, fühlt er sich gezwungen, zumindest eine Erklärung anzubieten. »Die Fluggesellschaft hat mein Gepäck verloren!«, lügt er.
    Â»Haben die auch Ihren Verftand verloren?«, fragt Amber nach.
    Dafür wird sie

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