Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im fünften Himmel

Im fünften Himmel

Titel: Im fünften Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
Vom Netzwerk:
mit einer Mission. Sein eiliges Tempo steht im Gegensatz zu seinem entspannten Outfit, doch er versucht, nicht auf das Kichern und Prusten zu achten, als er durch die Hotellobby zur Geschenkboutique hastet. Als er auf die Glaswände zugeht, merkt er erleichtert, dass der Laden noch offen, aber fast menschenleer ist, weil bereits Zeit zum Abendessen ist. Er packt die Enden seines Frotteegürtels und zieht ihn fest, als wollte er sich für die bevorstehende Aufgabe wappnen.
    Seine Hand liegt schon am Glas und will die Tür aufstoßen, als das Handy in der Bademanteltasche summt. Er nimmt die Hand von der Tür, hinterlässt einen feuchten Fünffingerabdruck, zieht sein Handy hervor. Er hofft, es ist Jessica, die von oben anruft. Zu seiner Enttäuschung, jedoch nicht unbedingt Überraschung ist es wieder Natty.
    Â»Was geht, Pampers?«, sagt Marcus.
    Â»Alter, wo zum Teufel steckst du?«
    Marcus seufzt und sieht seinen Handabdruck verdunsten. Er drückt die Hand wieder auf dieselbe Stelle und stößt die Ladentür auf. »Ich bin im HERE-Shop«, erklärt er und versucht, freundlichen Blickkontakt mit dem einzigen sichtbaren Angestellten herzustellen, einem Verkäufer ungefähr in Marcus’ Alter, der fröstelnd und kränklich wirkt. Entweder leidet der Typ unter einem gewaltigen Kater, oder er hat seit Monaten kein Tageslicht gesehen. Vielleicht auch beides. Sollte der Anblick von Marcus im Bademantel irgendwie beunruhigend wirken, so lässt sich der Verkäufer davon zumindest nicht beim SMS-Schreiben stören. Seine Lippen kräuseln sich konzentriert.
    Â»In was für einem Shop?«, fragt Natty und wartet kaum auf Antwort. »Vergiss es. Ist egal. Was machst du gerade?«
    Â»Jetzt gerade?« Marcus steuert auf die T-Shirts zu, die an der hinteren Ladenwand die Regale füllen. »Gerade jetzt trage ich einen Bademantel, telefoniere mit dir und gehe eine ganze Sammlung von T-Shirts mit New-Jersey-Motiven durch, weil ich eins davon kaufen will, damit ich nicht mehr in diesem Bademantel herumlaufen muss.«
    Â»Bist du allein?«
    Â»Ein Verkäufer ist auch da.«
    Â»Alter, du weißt genau , dass ich den nicht meine«, sagt Natty mit wachsender Ungeduld.
    Marcus verwirft ein T-Shirt mit dem Aufdruck FUGEDDABOUDIT und ein anderes mit WELCHE AUSFAHRT IST DEINE?; schließlich entscheidet er sich für eins mit dem HERE-Logo in bescheidener Größe auf der Brust.
    Marcus klemmt das Handy zwischen Schulter und Ohr und hält sich das T-Shirt Größe L vor den Oberkörper. Es hat die richtige Länge, doch in der Breite hätte noch eine zweite Person darin Platz. Er greift stattdessen nach Größe M, die gut an seinem dünnen Leib anliegt, aber dafür schon überm Nabel endet wie so ein Prollschlampen-Top. Als er versucht, sich zwischen den beiden unvorteilhaften Schnitten zu entscheiden, erschreckt ihn Nattys Stimme, und er lässt das Handy klappernd zu Boden fallen.
    Â»Entschuldige, Nathaniel-san«, sagt Marcus, nachdem er es aufgehoben hat. »Ich hatte vergessen, dass ich mit dir rede. Was hast du gesagt?«
    Irgendwo in Princeton haut ein kurz gewachsener Rhodes-Stipendiat sein Handy gegen den nächsten schwarz-orange gestreiften Kickertisch.
    Â»Ach ja. Ob ich immer noch mit Jessica Darling zusammen bin?«, fragt Marcus in gespielter Unschuld nach. »Im Augenblick nicht. Sie ist oben in unserem Hotelzimmer.«
    Marcus wählt Größe L und sucht dann das gleiche T-Shirt in Frauengröße S aus.
    Â»Ihr habt zusammen ein Hotelzimmer genommen?!«
    Â»Ja«, seufzt Marcus und bereut seine Offenheit sofort. Er will nicht mit Natty über Jessica reden, weil der es einfach nicht verstehen würde.
    Â»Hast du sie schon rumgekriegt? «
    Â»Nein«, sagt Marcus müde und lockert den Gürtel seines Bademantels. »Hab ich nicht.« Er schaut zum Verkäufer, der ihm jetzt seine volle Aufmerksamkeit widmet. »Was dagegen, wenn ich das gleich anziehe?«, fragt Marcus.
    Der Verkäufer mustert ihn skeptisch von Kopf bis Fuß.
    Â»Was anziehe?«, fragt Natty. »Mit wem redest du?«
    Â»Ich fühle mich irgendwie, ähm, unwohl , so halb angezogen.«
    Â»Wer ist noch bei dir?«, fragt Natty. »Und wieso bist du nur halb angezogen?«
    Â»Niemand«, sagt Marcus.
    Â»Niemand am Arsch! « Natty fängt an, sich aufzuregen. »Du hast schon wieder ein anderes

Weitere Kostenlose Bücher