Im fünften Himmel
Um es mal offen zu sagen. Und jetzt komm mir nicht wieder damit, dass ich unsere enge Beziehung als Dozentin/Schülerin nicht durch unanständige Sprache kompromittieren dürfe.
Ich werde keinen Sex mit Marcus haben.
Das hast du schon viel zu heftig beteuert ⦠und mit gutem Grund.
Du stimmst mir tatsächlich mal zu?
So ähnlich. Ich meine, ich verstehe schon, wieso du das nicht willst, angesichts des traurigen Versuchs, mit Len Levy eine Trostnummer zu schieben, nachdem du mit Marcus Schluss gemacht hattest. Du bist einfach nicht gemacht für heiÃe One-Night-Stands. Bei dir muss es immer was zu bedeuten haben, sonst hast du hinterher ein furchtbar schlechtes Gewissen.
Du willst also sagen, ich will keinen Sex mit Marcus, weil es zu wenig bedeuten würde?
Nein. Sondern dass du Sex mit Marcus willst, aber Angst hast, dass es zu viel bedeuten könnte.
Argh! Was weiÃt du denn schon? Wieso sollte ich dir überhaupt zuhören? Du gehst noch zur Highschool!
Stimmt. Und das heiÃt, ich weià alles.
Moment. Du hast doch gesagt, dass ich dich als eine Art Hilfsmittel für einen somatischen sokratischen Dialog benutze, oder? So als wärst du ein Abbild eines anderen Teils meiner eigenen Psyche. Richtig?
Ãhm ⦠schätze schon.
Also rede ich in Wirklichkeit mit mir selbst.
Mehr oder weniger. Ja. Jedenfalls nach der Theorie.
Und das heiÃt, ich bin die Allwissende, nicht du.
Du solltest also genauer hinhören, was du zu sagen hast, wenn du so ein Selbstgespräch führst.
Ich als du oder ich als ich?
Ich bin ich, und du bist ich, you are we as we are the walrus, goo goo gâjoob â¦
Har, har, har. Bist du sicher, dass das hier ein Traum ist? Normalerweise wird in meinen Träumen nicht so viel geredet.
Du hast Recht. Deine Träume sind eigentlich visueller.
So wie die Sache am Strand oder im Park.
Stimmt. Das ist eher dein Stil. Dann ist das hier vielleicht gar nicht dein Traum. Sondern der von jemand anderem.
Der Traum von jemand anderem? Wie soll ich denn im Traum von jemand anderem landen?
Ach komm. Du bist doch an der Uni mit diesem kiffenden Philosophen zusammen gewesen. Willst du mir erzählen, dass du nie zu viel Gras geraucht und dann so einen Quatsch geredet hast von wegen »Und wenn wir nun alle bloà Figuren in irgendjemandes Traum sind?«?
Das spielt keine Rolle. Natürlich ist es mein Traum. Wessen denn sonst? Deiner? Ich bin eine Figur aus einem deiner langen Komaträume?
Korrekt! So wie die überraschende Wendung in der letzten Folge eines langen Fernsehmehrteilers!
Oh mein Gott! Ich bin eine Ausgeburt deiner Phantasie! Wie lange geht das schon so? Seit ich die Hochzeitsgesellschaft am Strand getroffen habe?
Vielleicht schon länger.
Dieser ganze Tag mit Marcus war ein Traum?
Vielleicht sogar noch länger.
Was? Mein ganzes Leben?! ACH DU HEILIGE SCHEISSE.
Und wer nimmt jetzt schmutzige Wörter in den Mund, Anstandsfräulein? Entspaaaaann dich. Ich rede bloà ScheiÃ. Natürlich ist das absolut dein Traum. Unsere Hirne träumen stundenlang, aber wir erinnern uns beim Aufwachen bloà an einen Bruchteil der Bilder. Darum wirst du dich wahrscheinlich gar nicht an diese ganze Unterhaltung erinnern, sondern bloà an Marcus im Barry-Manilow-Outfit und mich im Bett mit meiner unmöglichen Frisur, wie ich dir sage, dass du scheiÃe bist.
Das wird alles sein, woran ich mich erinnere?
Nein. Auch noch das frühere Zeug mit dem Strand und dem Ausziehen im Central Park. Diese Symbole in GROSSBUCHSTABEN sind am leichtesten zu merken.
Bist du sicher , dass dies mein Traum ist?
Bin ich. Wenn es nämlich mein Traum wäre, würde ich keine Zeit damit verschwenden, mit Leuten wie dir zu quatschen. Mein Traum wäre für Zuschauer unter achtzehn nicht geeignet, weil ich nämlich so was von abgehen würde mit Marcus Flutie.
Sunny! Das ist ganz und gar unpassend!
Was? Ich hab doch gar nicht gesagt, dass ihm einer abgehen würde â¦
Was hast du gesagt? Ich kann dich nicht hören, weil Barry Flutie so laut singt, oder ist es Marcus Manilow?
You know I canât smile without you â¦
Was?! Es ist so laut! Ich kann dich nicht hören!
Canât smile without you â¦
Was?
Canât smile without you â¦
WAS?!
Canât smile without you â¦
DREIZEHN
Die Fahrstuhltüren gehen ding! auf, und Marcus marschiert aus der Kabine wie ein Mann
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