Im Garten meiner Liebe - Fforde, K: Im Garten meiner Liebe - Wild Designs
begleitete Althea, als sie ihres abholte, ein zehnjähriges, zierliches Mädchen namens Véronique. Es dauerte ein Weilchen, bis sie sie ausfindig gemacht hatten und in den Wagen verfrachten konnten. Morgen früh um neun sollten sie sie angezogen und abgefüttert am Freizeitzentrum abliefern, sagte man ihnen.
»Das arme Würmchen sollte besser ausschlafen«, raunte Althea William zu. »Und sie ist so jung. Sie wird bestimmt Heimweh kriegen und nach ihrer Mama jammern.«
»Sei unbesorgt«, sagte William, der das Gepäck brachte. »Nach dem Gewicht dieses Koffers zu urteilen, hat sie ihre Mama mitgebracht.«
Doch wenn es ihr auch gelang, dem Patrick der wirklichen Welt aus dem Wege zu gehen und ihre Pflanzen im Gewächshaus immer nur dann zu besuchen, wenn sie absolut sicher sein konnte, dass er nicht da war, war es doch sehr viel schwieriger, ihn auch aus ihren Gedanken zu verbannen. Die Erinnerung an seine lachenden Augen und seinen Mund stahl sich fortwährend in ihr Gedächtnis, wenn sie die Plastikfolie, die von seiner Baustelle stammte, mit Erde bedeckte, wenn sie Spaghetti kochte, wenn sie die Kaffeewerbung mit dem Mann und der Frau sah, die sich so prüde anstellten, weil sie ein Bett teilen sollten. Tut’s einfach, drängte sie sie im Stillen. Ihr habt keine Kinder, keine Verantwortung, also tut es einfach und habt ein bisschen Spaß.
Sie war dabei, in der Küche Ordnung zu schaffen. Sobald sie fertig war, wollte sie einen weiteren Versuch unternehmen, die Zeichnungen für ihr Meisterstück aufs Papier zu bringen. Es blieben ihr noch etwa zwei Stunden, ehe sie irgendetwas auf den Tisch bringen musste, das Véronique, die sich auf einem Tagesausflug nach London befand, essen konnte.
Jenny kam in die Küche wie ein Wirbelwind. »Hey, Ally. Hast du was dagegen, wenn ich jetzt koche? Ich geh nachher Tennis spielen und es ist nicht gut, unmittelbar vorher zu essen.«
»Wenn du versprichst, dass du nachher alles wieder wegräumst und abwäschst.« Althea ließ ihre guten Vorsätze unter leichten Gewissensbissen fahren. Véronique würde sich wieder mit Pizza begnügen müssen.
»Tu ich das denn nicht immer?«
»Nein.«
Jenny kochte immer ganze Kessel voll Hülsenfrüchte, frittierte Berge von jungem Gemüse im Wok und dünstete gläserweise Sojakeimlinge und war genauso blind für das Durcheinander, das sie hinterließ, wie Altheas Kinder.
»Oh, sorry. Ich werd versuchen mich zu bessern, ehrlich. Ich hatte nur so viel um die Ohren.«
Althea tat es schon leid, dass sie mit Jenny gesprochen hatte, als sei sie wirklich eins ihrer Kinder. Sie setzte sich an den Küchentisch und fragte: »Du planst dein Unterrichtskonzept? Für einen neuen Job gibt es sicher immer furchtbar viel vorzubereiten.«
Jenny lachte. »Ach was. Ich hab meine Rückhand trainiert. Es hat mich solche Mühe gekostet, Patrick zu überreden, mit mir Tennis zu spielen. Jetzt hab ich’s endlich geschafft und jetzt muss ich richtig gut sein, damit er’s nicht bereut.«
»Patrick? Patrick Donahugh?«
»Kein anderer.« Jenny öffnete eine Dose Tomaten und gab den Inhalt in einen Topf, wo sie die Früchte mit der Hand zerdrückte.
»Oh. Ich wusste gar nicht, dass ihr euch kennt.«
»Aber natürlich. Er war mal zum Essen hier, weißt du noch?«
»Ach, richtig ...«
»Natürlich sind Männer Frauen immer überlegen, was Sport angeht, aber ich habe nichts dagegen, von einem starken Mann geschlagen zu werden.« Jenny lachte. Althea stimmte mühsam mit ein.
Jenny unternahm immerhin den Versuch, nach dem Kochen wieder Ordnung zu schaffen. Sie ließ den Rest ihrer Mahlzeit im Topf, aber das verhinderte wenigstens, dass irgendjemand anderer ihn benutzte und schmutzig machte. Sie spülte ihr Geschirr ab und stapelte es zum Abtropfen auf die Spüle, ein etwas instabiles Türmchen, das mit Sicherheit einstürzen und ins Spülbecken poltern würde, wenn man nur ein weiteres Teil hinzufügte. Zu guter Letzt wischte sie mit einem feuchten Tuch den Tisch ab.
Althea sah ihr durchs Fenster nach. Die Radlerhosen spannten sich wie Hochglanzlack über ihrem wohlgeformten Hinterteil. Seufzend wischte Althea den Tisch trocken, räumte das Geschirr in die Spülmaschine und kramte ihren karierten A3-Block hervor. Dann besorgte sie sich eine Auswahl von Merrys Bleistiften, einen Radiergummi, ein Lineal und ein Paket Schokokekse. Es war Zeit, dass sie diese Aufgabe ernsthaft in Angriff nahm.
Sie widmete sich mit großem Ernst der Vernichtung der Kekse. Bald
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