Im Garten meiner Liebe - Fforde, K: Im Garten meiner Liebe - Wild Designs
viel leichter zu lieben als Juno die tyrannische Perfektionistin. »Die Schwangerschaft hat manchmal komische Begleiterscheinungen.« Sie legte ihr den Arm um die Schultern. »Komm und sieh dir meinen Garten an. Er ist fast fertig.«
Juno wanderte den Pfad entlang, den Althea angelegt hatte, setzte sich auf die Bank am Teich und schlenderte wieder zurück. »Ich muss wirklich sagen, Althea, es ist ungeheuer beeindruckend. Ich dachte, du wolltest mich nur provozieren, als du sagtest, du willst Gartenarchitektin werden. Aber das war offensichtlich nicht der Fall.«
»Ganz bestimmt nicht. Es war mir schon ernst, als ich gesagt habe, dass meine Entlassung die Chance ist, mir eine neue, echte Herausforderung zu suchen.«
»Aber wirst du kein Diplom oder Ähnliches brauchen?«
»Vermutlich schon, aber das hier wäre immerhin ein Anfang. Es sollte mir zu jedem Lehrgang, den ich machen muss, Tür und Tor öffnen. Vielleicht könnte ich sogar ein Stipendium dafür bekommen.«
»Tatsächlich? Ich dachte, Stipendien seien heutzutage rar geworden.«
»Bestimmt.« Althea zupfte die Samenkapsel eines Islandmohns ab und streute die Körner über dem Beet aus. »Aber ich bin sicher, ich könnte es auch ohne Lehrgänge schaffen, wenn ich nur zeichnen könnte.«
»Merry kann doch zeichnen.«
»Ich weiß. Das muss sie von Frederick haben. Von mir hat sie’s jedenfalls nicht.«
Juno befasste sich mit diesem Problem, während Althea ein paar Löwenzahnblätter für die Meerschweinchen pflückte. Während sie sich zu dem Zweck vornüberbeugte, sprang eine der Siamkatzen auf ihre Schulter und schlug ihre Krallen durch den dünnen Stoff ihres T-Shirts. Sie fuhr zusammen und stöhnte, verscheuchte die Katze aber nicht.
»Du verziehst deine Katzen schlimmer als deine Kinder«, sagte Juno. »Und wenn es irgendetwas gibt, das Kenneth und ich tun können, dir Geld für einen Lehrgang leihen oder so ...«
Althea legte einen Arm um ihre Schwester und drückte sie an sich. »Danke, Juny, das ist sehr lieb. Aber ich bin fest entschlossen es allein zu schaffen. Nicht nur wegen des Geldes. Bisher hab ich immer nur fürs Geld gearbeitet. Jetzt will ich mir etwas aufbauen, was mich ausfüllt, wenn die Kinder einmal aus dem Haus sind.«
»Es ist seltsam, dass deine Kinder beinah erwachsen sein werden, ehe meins in die Schule kommt.«
»Sie freuen sich auf das Baby, Juno. Alle, nicht nur Merry.«
Juno seufzte. »Ich freu mich auch, denke ich. Wenn ich es zulassen kann, mich zu freuen.«
Juno war selten in der Stimmung, sich von Althea gut zureden zu lassen, und darum packte Althea die Gelegenheit beim Schopf. »Es wird dein Leben verändern, das ist nicht zu leugnen. Aber es ist so ein Gewinn. Du wirst dich fragen, wie du je zurechtgekommen bist, ehe du das Baby hattest, das du lieben konntest und das dich liebt.«
»Tja, ich hoffe, du hast Recht.«
Als sie die Stufen zum Haus hinaufstiegen, erschien Merry. Sie saugte an einer durchsichtigen Plastikverpackung mit einer gefrorenen Stange aus Wasser und Lebensmittelfarbe, die angeblich nach Cola schmeckte. »Patrick hat angerufen. Er hat gesagt, danke für den schönen Abend und du möchtest ihn doch mal zurückrufen.«
Althea gab sich alle Mühe den Anschein zu erwecken, als ließe diese Nachricht sie völlig kalt. »Ja, in Ordnung.«
Merry verschwand und Juno traktierte ihre Schwester mit ihrem gefürchteten Inquisitorenblick. Althea fühlte sich, als werde ihr Innenleben seziert, eine Form von Entblößung, die sie nicht mehr durchlitten hatte, seit Frederick sie verlassen hatte.
»Er war lediglich zum Abendessen hier. Sylvia und Jenny und die Kinder waren dabei.« Es klang, als habe sie ein schlechtes Gewissen, obwohl es doch die Wahrheit war.
»Verstehe. Also da ist nichts zwischen euch?«
»Absolut nichts.«
»Schade.«
Diesmal war Althea an der Reihe, ihre Schwester anzustarren.
Sie rief Patrick nicht an. Sie spielte mit dem Gedanken, sie wollte es tun, aber die Vernunft siegte. Außerdem hatte sie so furchtbar viel zu tun. Sie musste ihren Garten fertig bekommen, ihre Wettbewerbsunterlagen zusammenstellen und französische Ferienkinder bewirten und unterhalten. Zwischendurch hatte sie sich auch noch um die Gärten ihrer Kunden zu kümmern, seit Ostern hatte sie sie vernachlässigt. Sie hatte wirklich keine Zeit, sich Träumereien hinzugeben.
Das erste französische Ferienkind kam um ein Uhr nachts an, zusammen mit fünfzig weiteren und zwei abgekämpften Lehrern. William
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