Im geheimen Garten des Scheichs
sich einen Stuhl heran. „Die Amerikanerin hat ihn getragen, als ich sie mehr tot als lebendig mit dem Hubschrauber zum Palast geflogen habe.“
Verwundert schaute sein Vater ihn an. „Sprich weiter.“
„Ja, sprich weiter“, forderte auch seine Mutter ihn auf, die inzwischen das Zimmer betreten hatte. Sie ging zum Bett und setzte sich zu ihrem Mann. Aufmerksam hörten die beiden dann zu, als Rashad ihnen die ganze Geschichte erzählte, ohne etwas auszulassen.
„Und während du dich der Sache angenommen hast, hast du dich in die junge Frau verliebt“, sagte Umar, als sein Sohn geendet hatte.
„Ja.“ Rashad konnte sich nicht länger beherrschen und sprang auf. „Aber in ihren Adern fließt Großvaters Blut. Genauso wie in meinen.“ Diese Information hatte ihn so geschockt und am Boden zerstört wie sonst noch nichts in seinem Leben.
Sein Vater nickte. „Jetzt verstehe ich, warum du meinst, dass du sie nie wiedersehen darfst.“
Starr blickte er seine Eltern eine Weile an. „Ich weiß, dass ich für euch eine Riesenenttäuschung bin. Doch was ich für sie empfunden habe, als ich sie in der Wüste zum Hubschrauber trug, ist stärker als jedes Ehr- und Pflichtgefühl gewesen. Mir war, als wäre sie mir geschickt worden, als wäre sie für mich bestimmt.
Bevor ich erfahren habe, dass wir verwandt sind, hatte ich vor, zu euch zu kommen. Ich wollte euch sagen, dass ich Prinzessin Azzah nicht heiraten werde, da ich Lauren zu heiraten beabsichtigte. Auf unserem Ausflug zum Garten des Mondes habe ich erkannt, dass ich ohne sie nicht leben kann.“
Zärtlich schaute seine hübsche Mutter ihn an. „Es überrascht mich nicht. Du hast dich immer von dem leiten lassen und danach gehandelt, wovon du im Herzen überzeugt gewesen bist, Rashad.“ Sie sah ihren Mann an. „Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir es ihm erzählen, Umar. Bist du nicht auch der Meinung? Ich weiß, dass wir vereinbart haben, es so lange nicht zu tun, wie es nicht nötig ist. Aber jetzt ist es das, da bin ich mir sicher.“
„Dass ihr mir was erzählt?“ Seine Mutter sprach in Rätseln.
„Wenn du deine Frage beantwortet haben möchtest, musst du etwas Geduld aufbringen, dich hinsetzen und einer Geschichte zuhören“, erwiderte sein Vater.
„Die Geschichte wird dir gefallen.“ Seine Mutter lächelte ihn an.
Dies hatte sie immer zu ihm gesagt, als er noch ein Junge gewesen war. Damals hatte es ihm vom Anfang bis zum Ende einer Geschichte oft viel zu lange gedauert.
„Entschuldige, Mutter, doch ich bin nicht mehr acht Jahre alt.“
„Das stimmt. Deshalb musst du jetzt deinem Vater zuhören.“
Umar räusperte sich. „Die Geschichte beginnt an jenem Abend, als ich mit unseren Patrouillen in der Wüste gewesen bin. Wir hatten dort ein Lager aufgeschlagen, weil eines unserer Dörfer überfallen worden war und wir weitere Gewalt verhindern wollten. Ich beschloss, mich etwas umzuschauen. Saud, meine rechte Hand, ist mit mir geritten.“
Sein Vater erzählte ihm nichts Neues. Es gab keinen Mann, dem Umar mehr vertraut hatte und zugetan gewesen war als Saud, seinem Freund seit Kindertagen. Er hatte die Geschichte schon oft gehört, wie Saud seinem Vater das Leben gerettet hatte und dabei selbst getötet worden war.
„Die Mörder waren vorher durch Sauds Dorf gestürmt und hatten dort viele Frauen und Kinder umgebracht. Auch Sauds Frau.“
Ja, Rashad wusste auch das. Sein Vater war zu dem Dorf geritten und hatte sie in ihrem eigenen Blut vorgefunden.
„Was ich dir nie berichtet habe, war, dass sie an jenem Abend ein Baby geboren hatte. Es lag unter ihr.“
Überrascht blickte Rashad seinen Vater an.
„Der Kleine lebte noch.“
8. KAPITEL
Am Tag nach ihrer Rückkehr aus Al-Shafeeq fuhr Lauren vormittags zum Friedhof. Sie legte Blumen auf den Gräbern ihrer Familie nieder und blieb zum Schluss vor Celias stehen.
„Ich habe die gleiche Reise wie du gemacht, Großmutter. Und weißt du was, auch ich habe mich in einen Wüstensohn aus königlichem Hause verliebt. Aber unsere Liebe sollte ebenfalls nicht sein. Anstatt mit einem Kind unter dem Herzen bin ich mit zwei Zigarrenkisten zurückgekommen. Auf der einen ist der Vater meines Prinzen abgebildet und auf der anderen dein geliebter Malik. Ich habe noch nicht einmal ein Foto von Rafi.“
Energisch wischte Lauren sich die Tränen weg, die auf die Grabplatte tropften. „Wie du kann ich nicht zurückfliegen und mir eines beschaffen. Und ich habe den Anhänger dort gelassen.
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