Im geheimen Garten des Scheichs
Er ist jetzt in den Händen des Mannes, den ich liebe. Hilf mir, Großmutter, dass ich einen Weg finde, nicht an dieser unglücklichen Liebe zu zerbrechen. Bitte.“
Schnell wandte sie sich um und eilte zum Friedhofstor. Niemand sollte sie in dieser erbärmlichen Verfassung sehen. Sie lief zu ihrem Wagen und fuhr zum Apartment zurück. Du musst dich beschäftigt halten, dachte sie, sonst wirst du verrückt. Am besten machte sie erst einmal einen gründlichen Wohnungsputz.
Lauren parkte den Wagen auf der Straße hinter zwei Limousinen. Dann stieg sie aus und blieb Momente später wie angewurzelt stehen. Mindestens fünf Männer in traditioneller arabischer Kleidung blockierten den Hauseingang. Ihr stockte der Atem.
„Mademoiselle Viret!“
Lauren traute ihren Ohren nicht. „Nazir?“
Lächelnd trat er auf sie zu. „Bonjour, Mademoiselle. Bitte entschuldigen Sie diesen Überfall. Wenn Sie so freundlich wären, uns zu begleiten. Wir bringen Sie zu dem Flugzeug, das König Umar für Sie geschickt hat.“
Inzwischen hatten die anderen Männer sie umringt und ließen ihr kaum einen Bewegungsspielraum. Hoffentlich versagten die Beine ihr nicht den Dienst. Sie schienen plötzlich schrecklich kraftlos zu sein.
„Sie meinen wohl Prinz Rashad.“ Doch warum sollte er es getan haben? Es wäre grausam von ihm, und das war er nicht.
„Nein, Mademoiselle. Der König wünscht, dass Sie unverzüglich zurückkehren. Er bittet Sie, einige Tage mit ihm und seiner Familie im Palast zu verbringen. Er möchte gern Prinzessin Lauren kennenlernen, die amerikanische Enkelin von König Malik.“
Prinzessin? Enkelin? Rashad musste seinem Vater alles erzählt haben. Lauren erbebte. „Ich würde mich sehr freuen, den König kennenzulernen. Nur ist es mir unmöglich.“ Sie musste sich Rafi aus dem Herzen reißen, was ihr vermutlich nie gelingen würde. Jedoch nach Al-Shafeeq zurückzufliegen …
„Prinz Rashad hat diese Antwort vorhergesehen. Er hat mir aufgetragen, Ihnen auszurichten, dass er nicht im Palast sein wird, während Sie dort sind.“
Ihre innere Qual wurde nur noch schlimmer.
„Da er abwesend ist, gebe es keinen Grund, warum Sie nicht kommen sollten. Es sei denn, Sie könnten ihm nicht verzeihen, dass er Sie getäuscht hat. Er fühlte sich dazu gezwungen im Interesse der Sicherheit seiner Familie, die sich sehr über Ihren Besuch freuen würde.“
„Ich soll also sofort wieder nach Al-Shafeeq zurückkehren?“
„Ja. Der König hofft, dass es ein guter Zeitpunkt ist, da Sie sich noch nicht wieder in Ihrem hiesigen Zuhause eingelebt haben.“
„Ich müsste erst noch packen.“
„Der Prinz hat behauptet, dass Sie im Gegensatz zu anderen Touristen mit leichtem Gepäck reisen. Er ist davon enorm beeindruckt.“
Oh, Rafi …
„Der König bittet Sie inständig zu kommen. Er hat mir aufgetragen, Sie daran zu erinnern, dass er nicht bei bester Gesundheit sei. Er würde Sie schon jetzt wie eine Tochter lieben und wäre sehr froh, wenn er Ihr zweiter Vater sein und Sie ein wenig verwöhnen dürfte.“
Wenn das keine Erpressung war. Tränen traten Lauren in die Augen. Wie der Vater, so der Sohn.
König Umar war wie die meisten Väter und Großväter, stellte Lauren schnell fest. Er liebte und genoss es, seine Kinder und Enkel um sich zu haben. Was sie aber doch verwunderte, war die Tatsache, dass alle sie als vollwertiges Mitglied der Königsfamilie betrachteten. Umar und seine Frau behandelten sie wie eine verloren geglaubte Tochter.
Seit drei Tagen trafen sie sich alle zu den Mahlzeiten in König Umars Speisezimmer. Lauren hatte ausführlich von der großen Liebe zwischen ihrer Großmutter und König Malik erzählen müssen. Natürlich drehte sich die Unterhaltung auch immer wieder um sie selbst und ihr bisheriges Leben. Die älteren Kinder bombardierten sie mit Fragen zu den Orten, an denen sie zusammen mit Celia und Richard gewesen war.
Am Nachmittag des dritten Tages forderte Farah sie auf, mit ihr auszureiten. Da der Stallmeister wusste, dass sie schon auf Zia gesessen hatte, ließ er ihr die Stute satteln. Offenbar erkannte das Pferd sie wieder, denn es wieherte freudig und stupste sie zur Begrüßung an. Als Lauren in den Sattel stieg, überfielen die Erinnerungen sie mit solcher Macht, dass sie einen Moment kaum atmen konnte.
„Die ganze Familie mag dich sehr“, meinte Farah unterwegs. Selbstverständlich wurden sie von Bodyguards begleitet, die sich allerdings diskret im Hintergrund
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