Im geheimen Garten des Scheichs

verrückt zu klopfen, während er den Raum durchquerte und sich neben seinen Vater setzte.
    Nazir hatte ihr doch versichert, dass er sich während ihres Besuchs nicht im Palast aufhalten würde. Trotzdem war er jetzt da und sah so umwerfend aus wie kein zweiter Mann auf der ganzen Welt. Vermutlich hatte der König ihm befohlen, heute hier zu erscheinen. Nein, dass war endgültig mehr, als sie ertragen konnte.
    Lauren sprang auf. Deutlich spürte sie Rafis bohrenden Blick. Aber sie konzentrierte sich ganz auf König Umar. „Prinzessin Farah hat recht, Eure Hoheit. Ich will Euch wirklich nicht kränken, doch kann ich Eurem Wunsch nicht entsprechen, denn ich möchte nicht verheiratet werden.“
    „Das sagst du zu mir, wohl wissend, dass ich mich um ein großes Unrecht kümmern will, das einem aus meiner Familie geschehen ist?“
    „Ich bitte um Verzeihung, Eure Hoheit, aber es wäre ein viel größeres Unrecht, würde ich gezwungen, einen Mann zu ehelichen, den ich nicht liebe. Egal, wie großzügig und freundlich ich es finde, dass Eure Hoheit sich meiner annehmen möchte.“
    „Ziehst du es vor, ein einsames Leben zu führen und an Altersschwäche zu sterben, ohne die Liebe erfahren zu haben oder das Glück mit Kindern?“
    „Millionen Frauen auf der Welt ergeht es so.“
    „Nicht unseren Frauen.“
    „Lassen wir meine Gefühle mal einen Moment beiseite … Was ist mit dem Mann, den Ihr dazu drängen würdet, mich zu heiraten? Wir wären einander sehr fremd.“
    „Ihr werdet lernen, euch den Unterschieden des anderen anzupassen. Die lebenslange Aufgabe, den Partner glücklich zu machen, ist einer der aufregendsten und spannendsten Aspekte der Ehe. Lass mich dir ein Beispiel aufzeigen.
    Als meine Frau und ich uns zusammengetan haben, sind wir mit drei Mädchen gesegnet worden. Während der Schwangerschaft mit Farah, die erst nach längerer Zeit eingetreten ist, hat es Probleme gegeben. Dr. Tamam hat uns damals gesagt, dass Tahira nach der Geburt kein weiteres Kind bekommen könne.
    Das Schicksal wollte es so, und dem mussten wir uns beugen. Doch tief im Innern wusste ich, dass meine Frau darunter litt, mir nie einen Sohn schenken zu können. Und ich litt tief im Innern, weil ich wusste, dass sie litt und ich ihr das Leid nicht nehmen konnte.
    In der Nacht, als Farah geboren wurde, war ich nicht da, sondern mit Patrouillen unterwegs in der Wüste. Es ist die Nacht gewesen, in der mein bester Freund Saud mir das Leben gerettet und dadurch seines verloren hat. In jener Nacht habe ich erfahren, dass seine Frau Fadwa beim Überfall auf ihr Dorf getötet worden ist. Als ich ihren Leichnam gefunden habe, stellte ich fest, dass sie einen Jungen zur Welt gebracht hatte, der noch lebte.
    Ich bin mit ihm in den Palast zu meiner Frau zurückgekehrt, die unsere kleine Tochter im Arm hatte. Als ich ihr Sauds Sohn zeigte, hat sie ihn sofort geliebt und gefragt, ob wir ihn nicht behalten und als unser eigenes Kind aufziehen könnten. Auch ich habe mir das gewünscht, und so sind aus den beiden Babys unsere Zwillinge geworden. Nur Dr. Tamam hat unser Geheimnis gekannt.“
    Lauren hörte, wie alle um sie her nach Luft schnappten. Aber sie selbst tat es wohl am lautesten.
    „Nichts und niemand hätte uns glücklicher machen können. Ein Leben für das andere. Saud und seine Frau sind zu der ihnen vorbestimmten Zeit gestorben, doch für ihren Sohn war es noch zu früh. Tahira und ich haben uns geschworen, ihn wie unser eigen Fleisch und Blut zu behandeln.
    Wir haben ihn Rashad genannt zu Ehren seiner leiblichen Eltern, die nicht integerer hätten sein können. Es bedeutet im Arabischen der Rechtschaffene. Und sein bester Freund hat ihn Rafi gerufen, was übersetzt der Begeisterte heißt.“
    Rafi …
    „Er ist willensstark und steht allem Modernen aufgeschlossen gegenüber. Ja, er ist Saud sehr ähnlich, der immer großen Weitblick besessen hat. Es war für mich, als hätte ich meinen Freund in Gestalt seines perfekten Sohnes zurückbekommen.“
    Tahira nickte. „Rashad ist so perfekt, dass es keine Prinzessin gab, die in unseren Augen seiner würdig war. Wir hatten Angst, dass wir keine passende Frau für ihn finden würden. Deshalb haben wir auch mit der Hochzeit so lange gewartet. Als dann sein fünfunddreißigster Geburtstag immer näher rückte, haben wir in unserer Verzweiflung Prinzessin Azzah ausgesucht. Sie hatte zumindest mehrere Eigenschaften, die Rashad sehr schätzen würde.“
    „Aber danach hat das Schicksal