im Geisterschloss
Erna?“
„Freilich, das geht!“
Hach, war das eine Erleichterung! Die Zwillinge setzten sich noch am gleichen Tag hin und schrieben ...
Von Jenny kam postwendend Antwort. „Hervorragend! Wir dürfen fahren, mein Bruder und ich, und zwar mit den Rädern“, schrieb sie. „Ich hoffe, eure Hubers haben nichts dagegen, dass Jürgen mitkommt! Ohne ihn darf ich nämlich nicht!“
„Prima!“, rief Hanni, als sie gemeinsam den Brief lasen. „Jennys Bruder wollte ich längst mal kennenlernen. Von ihm hat Jenny die besten Streiche, die wir den Lehrerinnen in Lindenhof gespielt haben. Aber was werden Hubers sagen?“
„Natürlich darf er mitkommen“, erklärte Erna später. „Schreibt nur gleich, oder ruft heute Abend an.“
„Aber wo können die beiden schlafen?“, fragte Hanni.
„Nebenan bei Webers. Wir helfen uns immer gegenseitig aus, wenn Gäste unterzubringen sind“, sagte Erna. „Ich erkundige mich zur Sicherheit gleich, ob sie zurzeit Platz haben.“
Schon am nächsten Tag waren die Geschwister in Rottleben. Jubelnd sausten die Zwillinge ihnen entgegen. Sie hatten sich am Vormittag im Haus nützlich gemacht, denn Erna hatte ja ihretwegen nun wieder eine ganze Menge Arbeit mehr.
„Lasst nur, mir macht es ja selber Spaß“, sagte sie, als die Zwillinge besorgt fragten, ob es ihr nicht zu viel würde. Und ihr Mann verzichtete an diesem Tag sogar auf die halbe Stunde Zeitunglesen in der Laube, weil auch er sich sehr über den Besuch freute. Ausführlich ließ er sich von den Geschwistern über ihre Fahrt berichten.
Nachmittags aber hielten Hanni und Nanni mit ihren Gästen in der Laube Kriegsrat. „Vor allem müsst ihr das Geisterschloss sehen!“, rief Nanni.
Jenny staunte und Jürgen lachte. Aber er lachte nicht mehr, als er von dem seltsamen Schrankschloss und von Nannis Bemerkung über Falschgeld hörte.
„Wisst ihr, dass in unserer Gegend seit einer Weile Falschgeld im Umlauf ist und dass man mit allen Mitteln versucht hat die Bande zu fangen? Bis jetzt übrigens ohne den geringsten Erfolg.“
„Woher weißt du das so genau?“, wollte Hanni wissen.
„Ein Freund von mir hatte auch einmal einen falschen Zwanzigmarkschein und musste deshalb zur Polizei. Wir haben uns natürlich dahintergeklemmt, um mehr zu erfahren. Der Polizeiinspektor hat uns sogar ermahnt, die Augen offen zu halten.“
„Du, es könnte doch gut sein, dass die Bande hier einen Schlupfwinkel hat“, meinte Nanni. „Vielleicht holen sie das Falschgeld immer hier ab, ehe sie es verteilen.“
„Das wäre auch eine Erklärung für das Spuklicht“, sagte Hanni nachdenklich. „Tagsüber ist es viel zu riskant, an den Schrank zu gehen. So, wie wir durchs Schloss liefen, so machen es vielleicht andere auch. Und dann ist noch der alte Kunze da.“
„Wenn der bloß nicht mit den Verbrechern gemeinsame Sache macht!“, rief Nanni.
Aber ihre Zwillingsschwester tippte sich an die Stirn. „Jetzt spinnst du. Der wird sich hüten. Ihn hätten sie ja sofort gefasst.“
„Es war ja auch bloß ein Gedanke.“
„Auf alle Fälle müssen wir das Schloss beobachten“, sagte Jürgen.
Aber Hanni fragte sofort: „Kannst du uns verraten, wie wir nachts dort hinkommen? Erna darf unter keinen Umständen etwas merken.“
„Darüber müssen wir nachdenken. Wir haben ja ein paar Tage Zeit“, meinte Jürgen. „Jenny und ich dürfen zehn Tage hierbleiben. Schade ist bloß, dass wir im Dorf niemanden kennen, der mitmacht. Oder wisst ihr jemanden?“
Hanni und Nanni schüttelten den Kopf. Doch sie bekamen unvermutet Hilfe: Am nächsten Morgen erschien der Bürgermeister noch einmal, weil er mit Wachtmeister Huber sprechen wollte.
Er brachte seinen Enkel Peter mit, der ungefähr so alt war wie Jennys Bruder.
„Dich schickt ein guter Geist“, rief Jürgen. „Stell dir vor: Ich sitze hier mit drei Mädchen einsam und verlassen. Willst du mir nicht beistehen?“
Der Bürgermeister hatte es gehört. Vergnügt schlug er Jürgen auf die Schulter. „Ich wollte ihn eben mit den Zwillingen bekannt machen, damit sie öfter gemeinsam etwas unternehmen. Peter ist nur über die Ferien bei mir zu Hause und freut sich gewiss über Gesellschaft.“
Na also – das traf sich ja großartig!
Peter war ein lustiger Typ und so verstanden sich alle gut miteinander.
Am ersten Tag unternahmen sie nicht viel. Jenny und Jürgen wollten sich das Dorf genau ansehen. Dann zeigten ihnen Hanni und Nanni Hubers Haus und jeden Gartenwinkel.
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