im Geisterschloss
suchen. Und siehe da: An der Seite war eine Tür, die aber verriegelt war. Doch der Riegel gab nach einigem Rucken und Schütteln nach. Er war verrostet und zerfiel, als er so gewaltsam bearbeitet wurde.
„Eine Kerze ... Wer hat eine Kerze?“, rief Nanni.
Natürlich Peter! Er hatte sich ausgerüstet wie ein Spurensucher aus einem Gespensterfilm.
„Wenn das schon ein Geisterschloss sein soll“, sagte er lachend, „muss man auch eine Kerze in der Tasche haben.“
Sie stiegen vorsichtig die Stufen hinunter. Unten gelangten sie in einen großen Raum mit Bänken an den Wänden und langen Tischen davor, Hängeschränken voller Becher und Gläser ... Schade, dass sie bei dem schwachen Lichtschein so wenig erkennen konnten.
Jürgen meinte: „Sicher hat der Schlossherr hier unten mit Freunden gebechert. Ob seine Frau das gewusst hat?“
Die Mädchen kicherten.
Aber Peter drängte: „Das Licht genügt nicht. Wir müssen mit Laternen wiederkommen.“
„Den Boden wollen wir uns aber auch noch angucken“, sagte Jenny. „Ich habe neben der Küche eine Tür gesehen. Hinter der führt eine flache Treppe hinauf!“
„Ihr könnt gern gehen“, sagte Jürgen. „Oben fliegen euch sicherlich ein paar Fledermäuse entgegen und von Spinnen wimmelt es gewiss auch.“
Da verzichteten die Mädchen.
Als sie zum Badehaus zurückkehrten, zeigten die Zwillinge ihren Freunden die Leiter in dem hohlen Baum. Hinaufklettern konnten sie nicht. Die Sprossen waren morsch.
Nur Peter versuchte es mit einem Klimmzug. Bis ans Baumhaus gelangte er. Aber die Bretter hingen so unglücklich zwischen den Ästen, dass er nicht daran vorbeikam.
„Das kriegen wir das nächste Mal“, rief er den anderen zu, ließ die Beine hinunterbaumeln und landete mit einem großen Satz wieder auf der Erde.
„In Sport eine Eins!“, rief Hanni anerkennend.
Peter nickte. „Sowieso, was anderes habe ich da nie gehabt!“
Mechthild musterte erstaunt die neuen Gäste, als sie am Wochenende erschien. Aber Jürgen spielte den Kavalier, holte ihr sofort einen Stuhl und war überaus liebenswürdig. Da änderte auch Mechthild ihr Benehmen. Bald war sie lustig und vergnügt.
„Was machen wir am Sonntag?“, fragte sie laut. Hubers horchten auf. Das klang ja, als ob Mechthild diesmal dabei sein wollte, wenn sie einen Ausflug machten!
„Wenn das Wetter schön bleibt, fahren wir zum Baden“, sagte Erna. „Der Bürgermeister fährt auch mit. Und Peter natürlich. In zwei Autos haben wir alle Platz.“
Das Wetter blieb schön. Der Fahrt zum Kellersee stand nichts im Wege ...
„Das sind ja richtige Schleichpfade“, sagte Mechthild zu ihrem Bruder, als er sein Auto in einen Waldweg lenkte, den sie vor lauter Unterholz vorher nicht gesehen hatte. „Führt keine Straße zum See?“
„Nein“, antwortete er, „und das ist ein Glück. Sonst wären die Ufer längst übervölkert!“
Trotzdem mussten schon einige Badegäste dort gewesen sein. Am zerdrückten Gras, an zurückgelassenen Tüten und einer Kochstelle aus Feldsteinen stellten sie das fest.
Sie badeten, spielten auf der moorigen Wiese Federball und verloren dabei im weichen Untergrund immer wieder die Leinenschuhe. Die Erwachsenen suchten sich trockene Plätze und hielten nach dem Picknick einen Mittagsschlaf.
„Kommt mit!“, sagte Peter zu den Freunden. „Drüben in der Bucht wollen wir angeln!“
Er holte zwei Angelruten aus dem Kofferraum. Angelschnüre und Haken hatte er auch dabei. Von zwei Haselnussbüschen schnitt er sodann ein paar lange, geschmeidige Gerten.
„Die ergeben zwei zusätzliche Angeln“, sagte er. „Mein Vater hat mir früher auch solche gemacht.“
„Fischt dein Vater auch?“, erkundigten sich die Zwillinge.
„Klar, diese Angelruten gehören ihm. Du bekommst eine, Jürgen.“
Sie suchten sich in der Bucht Stellen, die Peter für günstig hielt: auf Holzstämmen, die im Wasser lagen, und auf großen Steinen.
„Vor allem müsst ihr ruhig sein und viel Geduld haben“, sagte er mahnend.
Das wollten sie gern.
Aber einmal rutschte Mechthild aus und quietschte vor Schreck, einmal stach Nanni eine Mücke genau auf die Nase, und sie schlug entrüstet nach ihr, und schließlich bekam Jenny einen ihrer berüchtigten Kicheranfälle, für die sie in Lindenhof hinlänglich bekannt war.
„Entschuldigt“, rief sie, als sie sich einigermaßen erholt hatte. „Es ist aber zu komisch, wie wir alle mit todernsten Mienen dastehen und hoffen, dass vielleicht einmal ein
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