im Geisterschloss
Schwestern wie aus einem Mund. „Bei dir ist es doch nicht langweilig, Erna.“
„Aber natürlich ist es furchtbar nett mit den drei anderen“, fügte Hanni hinzu.
„Und du bist unsere allerbeste, allerliebste Erna“, schmeichelte Nanni.
„Ihr Schmusekatzen“, wehrte Erna gerührt ab. „Nun schlaft recht gut und träumt etwas Schönes.“
„Ja, von faulen Eiern und Fischen und lauter Schlangen!“
„Untersteht euch!“
Mit schallendem Gelächter verschwanden die Zwillinge in ihrem Dachstübchen.
Große Schlossbesichtigung
Die fünf Freunde beschlossen, sich das Schloss einmal gründlich anzuschauen. Sie brachen beizeiten auf, stellten die Räder in der kleinen Hütte am Teich ab, die Hanni und Nanni „Badehaus“ getauft hatten, und gingen zum Schloss.
Die Zwillinge führten ihre Freunde zuerst in den großen Raum, in dem sie schon gewesen waren. Dann öffneten sie auch die anderen Türen, die von einem langen Gang in die verschiedenen Zimmer führten. Da waren ein paar Wohnzimmer, die noch beinahe gemütlich wirkten. Nur lag eine dichte Staubschicht auf allen Möbeln, Glasschränke voller Gläser, ein paar schöne Truhen – das war neben Tischen und Stühlen die ganze Einrichtung. Manchmal schien es, als ob Sachen fehlten, ein paar Räume waren gar zu sparsam möbliert.
„Dies hier muss ein Schlafzimmer gewesen sein“, rief Jenny plötzlich. Auf Zehenspitzen schlichen die anderen ihr in das große Zimmer nach. Im Hintergrund stand ein zierlicher Frisiertisch mit verschiedenen Spiegeln und allerlei Töpfen und Dosen. Eine Tür daneben ging ins Badezimmer, wo ein riesiger Ofen neben der Wanne stand.
Überhaupt die Öfen! Jetzt erst fielen sie den Kindern auf. Sie reichten fast bis an die Decke. Als die fünf nach den Feuerlöchern suchten, fanden sie die draußen am Gang, immer eines für zwei Öfen in benachbarten Zimmern. Schön verkleidete niedrige Holztüren waren davor. Jede führte in einen kleinen Raum, der etwa einen Meter lang, ebenso hoch und breit war.
„Das sind ja Öfen wie bei Hänsel und Gretel“, meinte Hanni. „Wen soll ich hineinschieben?“
Niemand drängte sich danach.
„Wie viel Kohlen werden die Leute früher gebraucht haben, um das Schloss warm zu kriegen!“, sagte Jürgen.
„Wahrscheinlich haben sie Holz genommen und in jedem Winter einen ganzen Wald verheizt“, erklärte Peter. „Davon besaßen sie ja genug. Denkt nur, wie viel Wald heute immer noch zum Schloss gehört.“
Nun ja, Peter wusste es von seinem Großvater. Und wieder einmal sagte Hanni: „Wenn man sich vorstellt, dass es irgendwo einen Menschen gibt, dem das alles gehört, und dass der es nicht weiß – das ist doch toll!“
„Vielleicht hat er nicht das Geld, um die weite Reise zu bezahlen“, meinte Nanni nachdenklich.
„Jedenfalls finde ich: Wenn dies schon ein Geisterschloss ist, dann könnte sich einer der Geister bemühen, einen Erben herbeizuzaubern!“, sagte Jenny. „Das wäre doch wirklich eine Aufgabe für ihn!“
Die Freunde entdeckten ein Schreibzimmer, ein Jagdzimmer mit vielen Geweihen und einem großen Gewehrschrank – und ganz am Ende des Ganges eine Küche mit einem Riesenherd und unendlich vielen Pfannen, Töpfen und Tiegeln. Da kamen sie sich wieder wie im Märchen vor.
„Wenn man die Speisen aber erst von hier zu dem Saal dort vorn schleppen musste, war alles bestimmt schon kalt“, überlegte Jenny.
Jürgen lachte. „Mach die Augen auf: Hier nebenan war das Esszimmer! Sieh dir den runden Tisch an, der ist bestimmt zum Ausziehen. Und dort in den Wandschränken steht Geschirr.“
Natürlich – Jürgen hatte recht.
„Jedenfalls muss es schön gewesen sein, hier zu wohnen“, sagte Nanni. „Peter, hast du eine Ahnung, was das für Leute waren?“
„Nicht die geringste“, gestand Peter. „Offen gesagt, ich habe mich nie um das Geisterschloss gekümmert. Wahrscheinlich hat die alte Lene sich gehütet, mir davon zu erzählen. Sonst wäre ich bestimmt hier herumgekrochen.“
„Und der Gang?“, fragte Jenny.
„Was für ein Gang?“ Jürgen sah seine Schwester erstaunt an.
„Na, Peter hat doch erwähnt, dass vielleicht ein alter Gang vom Keller seines Großvaters hierherführte.“
„Ach, das ist bloß eine Sage“, wehrte Peter ab.
Doch was half es? „Wir suchen jetzt den Keller“, erklärten die drei Mädchen einmütig.
Der war aber gar nicht einfach zu finden. Sie hatten es schon beinahe aufgegeben, als Jürgen vorschlug, draußen zu
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