im Geisterschloss
sondern Lohse-Harringer. So stand es in seinem Pass, der allerdings reichlich verschmiert und nicht gut lesbar war.“
„Er hat seine Ansprüche auf das Schloss angemeldet“, berichtete Jenny, „an das Schloss seiner Väter, wie er feierlich erklärte.“
„So war es also doch richtig, dass ich herfuhr“, sagte der echte Harringer-Erbe. „Insgeheim hatte ich damit gerechnet, dass er herkommt. Und gerade gestern war mir, als ob ich ihn gesehen hätte. Deshalb ging ich nicht ins Dorf.“
„Aber was suchten Sie in dem Baumhaus?“, fragte Hanni neugierig. „Sie sind ja sogar heute Nacht dort herumgekrochen!“
„Langsam werdet ihr mir unheimlich, Herrschaften! Woher wisst ihr von meinem nächtlichen Ausflug?“
„Weil wir ganz in Ihrer Nähe waren. Aber das erzählen wir Ihnen später. Jetzt müssen wir erst einmal beraten, was Sie am besten unternehmen“, sagte Peter.
Und sie heckten miteinander einen Plan aus, den sie großartig fanden.
Der echte Erbe
„Jammerschade, dass wir nun alles den Erwachsenen überlassen müssen“, seufzte Hanni beim Schlafengehen. „Wenigstens weiß der Baron, dass wir ihm geholfen haben.“
„Du, ein Baron ist er aber nicht“, meinte Nanni. „Rede ihn nicht so an, sonst lacht er dich aus. Ich bin bloß gespannt, wann die Geschichte platzt. Peter glaubt ja, dass der Lense morgen zu seinem Großvater kommen will.“
Peter behielt recht. Er kam schnell zu Hubers und gab Bescheid. Die anderen sausten noch in der gleichen Stunde in den Grüninger Forst. Weil sie ihren neuen Bekannten nicht antrafen, hefteten sie an die Tür des Blockhauses einen großen Zettel:
Heute Nachmittag, halb fünf, kommt Ihr „Freund“ zum Bürgermeister. Wir erwarten Sie zu dieser Zeit bei der Polizei.
Dass ein Tag so lang sein konnte! Immer wieder sahen sie auf die Uhr. Peter aber berichtete unterdessen seinem Großvater von dem neuen Harringer-Erben. Der war sehr überrascht. Freilich – so hellauf begeistert wie die jungen Freunde war er nicht. Ihm war es recht, wenn dieser unangenehme Kerl nicht in das Schloss einzog. Doch wie war der andere? Und wie wollte er beweisen, dass er tatsächlich der Erbe war, wenn seine Papiere fehlten?
Peter setzte sich nach dem Mittagessen mit seinen Verbündeten in Hubers Laube. „Großvater meint, der Wachtmeister soll mit dem Australier zusammen in sein Büro kommen“, berichtete er. „Wollt ihr dem Huber vorher auch reinen Wein einschenken?“
Sie überlegten. „Wir sagen nichts“, entschied Hanni. „Jetzt sollen die Erwachsenen mal aktiv werden. Vermutlich bittet der Australier von selber den Wachtmeister um seine Begleitung!“
„Jetzt können wir uns um das Falschgeld kümmern“, sagte Nanni am Schluss der Besprechung. „Und ich finde, wir sollten den Fremden einweihen. Er kann uns bestimmt helfen. Dann kommen wir schnell voran.“
„Ja!“ Jürgen nickte. „Die Zeit wird langsam knapp: Heute ist schon Mittwoch. Bis Samstag müssen wir wissen, wo das Falschgeld herkommt.“
„Ob der Australier aber nichts Wichtigeres zu tun hat?“, überlegte Jenny.
„Bestimmt. Dennoch geht ihn das was an. Immerhin ist es sein Schloss“, sagte Jürgen. „Ich bin dafür, mit ihm zu reden.“
Alle waren der gleichen Meinung. Sie beschlossen, am Donnerstagmorgen beizeiten hinauszufahren und mit ihm zu sprechen.
„Lohse“, stellte sich der Australier dem Wachtmeister Huber vor. Er schilderte ihm kurz seine Lage. „Ich weiß, dass mein ehemaliger Kabinengenosse jetzt beim Bürgermeister ist“, schloss er. „Bitte, kommen Sie mit mir dorthin.“
„Sie sind gut informiert“, sagte Herr Huber schmunzelnd, „und ich habe das Gefühl, dass ich Ihre Helfer sehr genau kenne.“ Denn es war ihm längst aufgefallen, wie aufgeregt seine jungen Gäste an diesem Tag waren und dass sie sich eingehend nach seinem Dienstplan erkundigten. „Nach vier sind Sie bestimmt in der Polizeistation?“, hatte Hanni zu allem Überfluss gefragt und er hatte versichert: „Wenn nichts dazwischenkommt – gewiss!“
Der Fremde lachte bei seiner Bemerkung nur, sagte aber nichts. So gingen sie hinüber ins Bürgermeisteramt.
Dort lauerten wieder einmal die fünf Freunde auf dem Hof. Bei ihnen war die alte Lene – diesmal freilich ahnungslos, denn die Zwillinge hatten sie in ein langes Gespräch verwickelt. „Gibt es hier wirklich einen Gang zum Schloss hinüber?“, hatte Hanni gefragt, und als Lene beteuerte: „Kein Mensch hat ihn je gesehen“, da hatte
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