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im Geisterschloss

im Geisterschloss

Titel: im Geisterschloss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
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sich an den Bürgermeister. „Zum Glück besitze ich noch das Tagebuch meiner Mutter, von dem ich bisher keinem Menschen etwas gesagt habe. Und darin habe ich zwei Hinweise gefunden, die mir vielleicht weiterhelfen.“ Er griff in die Innentasche seiner Jacke und holte einen abgegriffenen Lederband heraus. Darin blätterte er. Doch ehe er weitersprach, wandte er sich an den Bürgermeister und dann an den Wachtmeister: „Es handelt sich um zwei Dinge, die noch heute geklärt werden müssen. Ich habe es schon auf eigene Faust versucht, wurde bisher aber immer daran gehindert. Im Schloss kreuzen öfter Besucher auf, als man vermuten sollte. Vielleicht war das sogar gut. Versprechen Sie mir heute noch nachzuprüfen, wie es sich mit den beiden Hinweisen verhält? Dieser Herr kann ruhig Zeuge sein.“
    Der Bürgermeister und der Polizist sicherten ihm ihre Hilfe zu. Der andere aber sagte: „Ich verzichte. Diese Anschuldigungen sind lächerlich. Ich habe heute Abend keine Zeit für solche Kindereien. Morgen muss ich in die Landeshauptstadt. Dort werde ich mich an die vorgesetzten Behörden wenden.“ Damit griff er nach seinem Pass und wollte auch die übrigen Papiere vom Tisch nehmen.
    Aber der Bürgermeister war schneller. „Die Urkunden scheinen mir als Beweismaterial wichtig zu sein“, erklärte er und drückte sie dem Wachtmeister in die Hand. „Bitte, tun Sie sie dort in den Schrank, Huber. Ich schließe sie nachher in den Panzerschrank. Selbstverständlich bekommen Sie eine Quittung darüber“, wendete er sich an den Rothaarigen. „Einen Augenblick!“ Er bestätigte dem Besucher den Empfang aller Urkunden, die er nach dem Diktat des Wachtmeisters einzeln aufführte.
    Mit der Quittung, seinem eigenen Pass und einem wütenden „Sie werden von mir hören!“ verließ der Dicke den Raum.
    Der Australier erzählte: „Bitte hören Sie, was ich aus den Berichten meiner Mutter weiß: Im Park stand dicht am Teich unsere kleine Hütte, in der wir uns beim Baden immer umzogen. Daneben hatte mein Vater mir ein Baumhaus bauen lassen. Mit meinem Vetter Gerhard war ich oft dort oben. Wir hatten Becher und Teller dort und ließen uns nachmittags unseren Kakao hinaufbringen. Auch unsere Lieblingsbücher nahmen wir mit hinauf. Wir taten sie immer in eine wasserdichte Tasche, falls nachts Regen kam und das dünne Dach unseres Baumhauses nicht dicht hielt. Einmal aber brachte Gerhard mir ein kleines silbernes Herz an einer Kette. Das hatte er von seinem Taschengeld gekauft. Ich sollte es immer tragen, verlangte er. Doch dann riss die Kette und rutschte in eine Spalte der großen Eiche. Was haben wir nicht alles versucht, um die Kette mit dem Herz dort wieder herauszuholen! Mit Stöcken und Angelhaken und mit einer Taschenlampe haben wir gearbeitet. Aber das Herz blieb verschwunden. Wahrscheinlich hätten wir den Spalt mit einer Säge verlängern müssen. So aber zeichnete mein Vetter – er war ein bisschen romantisch veranlagt – ein goldenes Herz an die Stelle, wo mein silbernes verschwunden war, und brannte die Umrisse sogar mit einem glühenden Nagel ein. ‚Jetzt bleibt dein Herz immer in unserem Baumhaus!’, sagte er lachend. Er hat sogar recht behalten: Die Erinnerung an unser Baumhaus verließ mich nie!“ Der Fremde sah lächelnd auf. „Meinen Sie nicht, dass wir nach dem kleinen silbernen Herz suchen sollten? Mit einer Säge? Und können Sie es als Wahrheitsbeweis werten? Vorausgesetzt, dass wir es finden?“
    „Ich glaube wohl“, sagte der Bürgermeister bedächtig. „Aber Sie sprachen von zwei Hinweisen.“
    „Ja, der andere scheint mir gar noch mehr Gewicht zu haben. Hören Sie, was ich meine. Meine Mutter hat es wohl geschrieben, als sie schon schwer krank war. Sie hat es ausdrücklich für mich und voller Ahnung geschrieben: Wenn unser Sohn eines Tages in meine Heimat kommt und vielleicht beweisen muss, dass er ein Harringer ist, dann soll er sagen, dass der Erbring der Familie, mein Eigentum, nie aus dem Schloss verschwunden ist. Am Tag, bevor ich fortging, bin ich in das ‚Verlies’ meines Vaters hinabgestiegen – so nannte er im Scherz die Trinkstube, die vor dem Keller an der rechten Schlossseite liegt – und habe den Ring in einer kleinen Spanschachtel in einem der Weinschränke versteckt: ganz rechts, wo der alte Rotwein lagerte, in der dritten Reihe von unten. Es ist ein glatter, breiter Goldreif. In der Mitte trägt er eine runde Platte mit dem gefiederten Helm, unserem Wappen, und zu beiden

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