im Geisterschloss
Seiten zwei wundervolle Saphire von je drei Millimeter Durchmesser.“ Der Fremde schloss das Tagebuch.
„Nun“, sagte Wachtmeister Huber, „diesen Ring finden wir gewiss, wenn die Flasche davor noch nicht geleert ist. Die kleine Spanschachtel steckt sicher noch im Schrank.“
„Und wir wollen in das Protokoll, das ich aufsetzen werde, auch Ihre Beschreibung des Ringes und des Wappens aufnehmen, vor allem, falls sich Ihr rothaariger Feind wieder meldet“, erklärte der Bürgermeister. – Nun, der meldete sich nie wieder. Vermutlich war er froh, dass er ohne Schwierigkeiten davongekommen war. Ihm hätte ja eine Anzeige wegen Diebstahl und Urkundenfälschung gedroht. Und dem neuen Schlossherrn lag nichts daran, dass dieser bestraft wurde.
„Ich trage selber Schuld“, sagte er. „Ich habe einfach zu viel geschwatzt. Da war für ihn die Versuchung zu groß, besonders weil der Name so leicht zu fälschen war.“
Die drei Männer gingen ins Freie. Sie wollten zum Schloss fahren. Da fiel dem Bürgermeister noch etwas ein. „Lene“, rief er laut, „Lene, komm doch mal her!“
„Bin schon da!“, rief Lene zurück und kam schnell angerannt.
„Sag mal“, begann der Bürgermeister mit verschmitztem Lächeln, „kommt dieser Herr dir irgendwie bekannt vor?“
Wie aus der Pistole geschossen, antwortete Lene: „Wenn du wissen willst, an wen er mich erinnert: Er ist der Ursel wie aus dem Gesicht geschnitten.“
„Das ist das allerbeste Zeugnis für Sie, Herr Lohse“, sagte der Bürgermeister. Er lachte schallend über die Art, in der die alte Lene ihre Meinung ausgedrückt hatte. „Unsere Lene hat nämlich Ihre Mutter gut gekannt. Und den feinen Herrn Lense hat sie neulich gründlich abblitzen lassen.“
„Dann bedanke ich mich herzlich, Frau Lene“, sagte der junge Mann und schüttelte der guten Alten die Hand. „Ich hoffe, Sie erzählen mir später viel von meiner Mutter.“
Sie gingen zum Wagen des Bürgermeisters. Doch ehe sie abfuhren, zögerte der junge Mann. „Sind vielleicht die drei Mädchen und die beiden Burschen in der Nähe, denen ich ein paarmal begegnet bin?“, fragte er. „Ich hätte sie gern dabei, wenn wir im Schloss suchen. Wir haben gestern Freundschaft geschlossen.“
„Dacht ich mir‘s doch!“, brummte der Wachtmeister. Aber der Bürgermeister rief laut: „Peter! Peter!“
Und siehe da: Ganz in der Nähe, an einem Scheunentor, tauchte sein Enkelsohn auf, hinter ihm die Zwillinge und die Geschwister Jenny und Jürgen. „Bitte sehr“, sagte der Bürgermeister, „da haben Sie den Fünferbund!“
„Hallo, kommt her“, rief ihr Freund aus Australien, „wollt ihr mit uns zum Schloss fahren?“
Alle nickten begeistert. „Nimm eine Baumsäge mit, Peter!“, rief der Großvater. Peter und Jürgen stiegen zu ihm und dem künftigen Schlossherrn ins Auto. Die Mädchen rannten mit dem Wachtmeister nach Hause. Herr Huber holte seinen Wagen aus der Garage.
„Wohin fahrt ihr?“, rief Erna, als sie ihren Klaus mit den dreien ins Auto steigen sah.
Aber Herr Huber lachte nur: „Du wirst staunen, was heute noch passiert!“
Kopfschüttelnd ging Erna ins Haus. Was bedeutete das nun wieder? Aber ihr Klaus war dabei, und wenn er in der Nähe war, dann passierte „ihren“ Kindern bestimmt nichts.
Der Erbring
Wachtmeister Huber schilderte den Mädchen kurz, worum es ging. Sie hielten an jener Seite des Schlosses, wo die fünf Freunde vor Kurzem die Kellertür entdeckt hatten.
Diesmal war es noch hell und außerdem hatten Wachtmeister Huber und der Australier starke Taschenlampen dabei. Aber so gut sie im Licht alles erkannten – deutlich war nur, dass keine einzige Flasche Wein mehr im Keller lag. Nirgends! Sie öffneten die Schränke: Alle Regale waren leer. Kein Wunder! Schließlich war das Schloss lange unbewohnt gewesen! Viele Menschen waren in den Jahren seit dem Tod des letzten Harringers hindurchgegangen. Die Behörden, denen die Verwaltung übertragen wurde, waren weit weg und hatten kein sonderliches Interesse gehabt, alles zu hüten.
„Das hätte ich mir denken können!“, sagte der Australier. Er schien mit einem Mal mutlos.
Wachtmeister Huber leuchtete an jene Stelle, die der Beschreibung nach die richtige war. Keine Spanschachtel, kein Ring!
„Sie werden doch jetzt nicht den Kopf hängen lassen!“, sagte der Bürgermeister zu dem jungen Mann. „Wir gehen erst einmal zum Baumhaus.“ Sie stiegen die Treppe wieder hinauf. „Ziemlich steil“, meinte
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