im Geisterschloss
abgehalten?“
Hanni wurde blutrot. Fatal – beinahe hätte sie sich verplappert! Jürgen rettete die Lage. „Da müsste vermutlich der ganze Gänsestall von Lindenhof hier versammelt sein“, stichelte er, „und das ist uns zum Glück erspart geblieben.“
Aber nun fielen die Mädchen über ihn her. „Gänsestall! Das ist eine Frechheit“, riefen sie. „Wenn deine Klasse nur halb so in Ordnung ist wie unsere, dann habt ihr Glück.“ Sie stritten eine ganze Weile und für Erna war die Gelegenheit zu weiteren Nachforschungen zunächst vorbei.
Das erste Rätsel gelöst!
„Heute werden wir den Fremden in seiner Blockhütte besuchen“, flüsterte Peter, als sie sich mit ihm trafen. Erna war ein Stück mit ihnen die Straße entlanggegangen, weil sie einkaufen wollte. Bevor alle losfuhren, fragte sie: „Wohin wollt ihr heute?“
„In den Grüninger Forst“, rief Peter und schwang sich aufs Rad. „Dort sind die Himbeeren reif.“
Im Forst sind sie gut aufgehoben, dachte Erna. Besser als im Geisterschloss! Insgeheim hatte sie den Verdacht, dass die fünf viel öfter dort herumschlichen, als sie erzählten. Ja – dumm war Erna tatsächlich nicht!
Diesmal kamen die Freunde von der anderen Seite zur Waldwiese. Sie tauchten also genau bei der kleinen Hütte und dem grünen Auto auf. Der Fremde saß an einem kleinen Tisch, den er ins Freie gestellt hatte, und schrieb.
„Guten Morgen!“, riefen alle wie aus einem Mund.
Erstaunt sah er auf. „Ach, ihr seid‘s!“, sagte er freundlich. „Ich konnte gestern nicht ins Dorf fahren, weil ich noch zu schreiben hatte.“
„Wie lange hausen Sie eigentlich schon hier?“, fragte Peter. „Ist es nicht langweilig – so ganz allein?“
„Für mich nicht. Ich bin das Alleinsein gewöhnt.“ Einen Augenblick schwieg der Mann nachdenklich. Dann sagte er: „Allerdings habe ich erst vor Kurzem gemerkt, wie gefährlich es sein kann, wenn man dann wieder unter Menschen kommt. Man gerät ins Schwatzen. Ich habe neulich einfach zu viel geredet, nachdem ich erst einmal mit dem Erzählen angefangen hatte.“
„Ja, aber ...“ Hanni wusste nicht, wie sie am besten fragen sollte, damit sie endlich mehr erfuhren, „... was haben Sie denn für einen Beruf?“
„Ach, ich habe alles Mögliche getrieben“, erwiderte der Fremde. „Mir war immer die Hauptsache, dass ich mir einfach das notwendige Geld zum Leben verdiente. Und ich habe stets versucht allein zu bleiben. Ich habe als Maurer gearbeitet, bin an Kraftwerken in ganz verlorenen Gegenden beschäftigt gewesen und habe in der Wüste mit an einer Pipeline für Wasser gearbeitet ...“
„... und Krokodile gejagt“, warf Jenny ein.
Zuerst sah der Fremde sie verblüfft an, dann lachte er. „Richtig, das habe ich erwähnt, als ich das Krokodil im Schlossteich sah.“
„Jetzt müssen Sie bloß noch sagen, dass Sie Kängurus gejagt haben“, rief Peter.
Aber der Mann schüttelte den Kopf. „Kängurus habe ich nie gejagt. Doch gesehen habe ich viele. Sie hockten still am Weg und suchten das bisschen Schatten von den Telegrafenmasten und ließen ruhig alle Autos vorüberfahren. Nur aussteigen und näher herangehen, das durfte man nicht. Dann sprangen sie in großen Sätzen davon. Ihr habt es erraten: Ich komme aus Australien. Das ist ein Land, in dem man auch heute noch Abenteuer erleben kann.“
Die fünf hatten sich längst im Gras niedergelassen. Nun rückten sie näher. „Stimmt es, dass es dort riesige Schafherden gibt? Und diese komischen Hunde, Di... Di... – wie heißen sie?“, fragte Jürgen.
„Dingos.
Nanni fragte: „Und dass es noch Menschen gibt, die wie in der Steinzeit leben, herumwandern und Eidechsen essen?“
„O ja. Das stimmt alles. Aber ihr dürft euch nicht ganz Australien so vorstellen. Dort sind auch moderne Großstädte entstanden, mit Kinos, Badeanstalten, Teerstraßen und Hochhäusern. Nicht weit davon aber ist Wüste. Da wachsen nur Dornbüsche im Sand. Manchmal trifft man Schafherden und ein paar Kängurus, doch kaum Menschen. Eisenbahnschienen tauchten plötzlich auf, man weiß nicht, woher sie kommen und wohin sie führen. Und mitten in der Steppe sieht man auf einmal einen Flugplatz. Oder ein Versuchsgelände für Raketen wie bei der Stadt Woomera, die eine Art künstliche Oase ist. Nur dass es dort ursprünglich keine Wasserstelle gab. Das Wasser wird jetzt Hunderte von Kilometern über eine Pipeline herangeführt ...“
„... wie Sie eine mitgebaut haben ...“,
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