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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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großmütig: „Bitte, Doktor, fragen Sie!“
    Pinn lächelt und nimmt die Computerkarte mit Leanders Psychogramm zur Hand. Sorgsam achtet er darauf, daß Leander nicht erkennt, welcher Name auf der Karte steht. Mit einem Bleistift unterstreicht Pinn die Feststellung „ausgeprä g tes Selbstbewußtstein, zur Selbstüberschätzung neigend“.
    „Gut. Wie würden Sie Ponape einschätzen?“ Aufmerksam beobachtet der Bordarzt Leanders Gesicht.
    Leander zieht den rechten Mundwinkel zu einem verächtl i chen Lächeln herunter und versucht nicht, seine Abscheu zu verbergen. „Ein mieser kleiner Streber, unheimlich geltungsb e dürftig und ehrgeizig, dabei aber feige. Der geborene Kriecher. An diesem Kerl gibt es nichts, was mir sympathisch ist. Ein Untertan, eine Sklavenseele…“ Er überlegt, was er noch sagen könnte.
    Währenddessen macht Pinn sich Notizen. Dann befragt er ihn zu den anderen Absolventen. In seinem Eifer merkt Leander nicht, daß er die Testperson ist. Daß es um ihn geht, nicht um die anderen. Pinns Bleistift huscht über das Psych o gramm, umrandet Ausgedrucktes, streicht, ergänzt. Zwische n durch greift der Arzt immer wieder nach dem Meßglas auf seinem Schreibtisch. Die verlangenden Blicke des Kadetten ignoriert er einfach.
    „Schön, das reicht erst einmal, Malden. Nun eine etwas heikle Frage, deren Antwort Sie verweigern dürfen, wenn Ihnen danach ist: Was halten Sie von Kapitän Arnold?“
    Ein unbändiges Feuer bricht aus Leanders Augen. Sein Kinn zittert, als er hervorstößt: „Ein grausamer, tyrannischer Krüppel, dessen Neid auf jeden, der gesund ist, ihm keine Ruhe gönnt. Ein Neurotiker, der nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist, dem man schon längst das Patent hätte annullieren müssen!“
    Dr. Pinn zuckt vor den heranflutenden Wogen des Hasses zurück. So schlimm ist es? Das hat er nicht geahnt! Das wird ein böses, aber notwendiges Erwachen für Malden geben.
    „Stop, Malden! Mäßigen Sie sich!“ sagt er befehlend. „Jetzt hören Sie mir mal gut zu, mein Junge. Sie haben recht, Kapitän Arnold ist verbittert und manchmal auch ungerecht. Aber er ist weder grausam noch ein Tyrann!“ Pinn legt das Psychogramm zur Seite und faltet die Hände. „Ich werde Ihnen jetzt erzählen, was vor mehr als zwanzig Jahren geschah, und dann werden Sie Ihr Urteil aller Wahrscheinlichkeit nach korrigieren.
    Damals war Remgar Arnold etwa in ihrem Alter, ein junger, hochbegabter Offizier. Wir flogen zusammen zum Epsilon Eridanus ; es war mein erster Einsatz als Assistenzarzt, und ich war innerhalb des Geschwaders Orinoko für zwei Raumkreuzer verantwortlich. Arnold flog das erstemal als Chefnavigator.
    Da kam es zu einem Zwischenfall. Auf einem der unbeman n ten Transporter ging der Generator durch. Die Energetiker konnten ihn über die Fernsteuerung nicht unter Kontrolle bringen. Zwei Mann mußten hinüber. Arnold und ein anderer, sein damals bester Freund, meldeten sich.
    Es sah nicht gut aus. Das Heck glühte kirschrot, aber Arnold meinte, es gäbe noch eine Chance. Alle zehn Sekunden ließ er sich von den Energetikern an den Fernsteuerpulten die Meßwerte durchsagen. Es blieb noch eine gute Viertelstunde Zeit. Dann würde der Generator unweigerlich explodieren. Arnold schickte seinen Freund zum Gleiter zurück und sagte ihm, er solle sich startbereit halten. Er selbst blieb im Transpo r ter. Als die Gluthitze die Heckverkleidung platzen ließ, verlor der andere die Nerven. Panische Furcht befiel ihn, er startete und ließ Arnold zurück…
    Der Kapitän ist nur noch am Leben, weil er es schaffte, sich mit der Rettungsboje aus dem Transporter zu katapultieren, bevor der Generator explodierte. Unglücklicherweise kam er nicht weit genug weg und erlitt schwere Verletzungen.
    Er unterstand meiner Verantwortlichkeit. Ich war gegen eine Operation und schlug vor, das Gewebe zu unterkühlen und ihn mit einem Raumkreuzer, der dafür aus dem Verband aussch e ren müßte, sofort zur Erde zurückzubringen. Das Bein hätte gerettet werden können.
    Nun ja, der Chefarzt enthob mich meiner Verantwortung und operierte. Er wußte, daß der Kommodore toben würde, wenn er wegen eines einzigen Mannes ein ganzes Raumschiff zurüc k schickte. So ging er den Weg des geringsten Widerstandes, indem er einfach meine Diagnose für falsch erklärte.
    Egal, das ist jetzt alles vorbei. Es geht auch nicht um den Chefarzt, sondern um Arnolds Freund. Wie finden Sie dieses Verhalten?“
    Leander zögert keine

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