Im Glanz Der Sonne Zaurak
meinst, das sind Krater von Meteoriteneinschlägen?“ fragt Leander zweifelnd.
„Was sonst?“ entgegnet Pyron überzeugt.
„Glaub ich nicht“, sagt Leander und fährt belehrend fort: „Auch wenn das einige Milliarden Jahre her ist, es müßten noch Reste der Meteorströme registrierbar sein. Wir haben aber nichts auf dem Tachyonenradar gesehen. Innerhalb einer Sphäre mit einem Durchmesser von einem Lichtjahr gibt es keine ne n nenswerten Materiekonzentrationen.“
Pyron gibt sich nicht geschlagen. „Du vergißt den Schlund!“
Es stimmt, an das schwarze Loch in der unmittelbaren Nac h barschaft des Systems Zaurak hat Leander nicht gedacht. Ahab hört mit hochgezogenen Augenbrauen zu.
„Meteoritenströme bewegen sich auf extrem langgestreckten Ellipsen und entfernen sich dabei sehr weit vom Zentralgestirn, um ein beträchtliches Stück über die Grenzen des Systems hinaus, wie du weißt“, fährt Pyron fort. „Die extrem hohe Bahnexzentrizität und die Rotation der Halbachsen um das Zentralgestirn würden die Materieströme im Laufe von Millionen Jahren auch in den Wirkungsbereich des Schlunds bringen.“
„Sieh dir diese Krater oder besser das, was von ihnen übrig ist, doch mal richtig an! Dagegen sind die Arizonakrater mit über einem und der Chubbkrater mit mehr als drei Kilometern Durchmesser wahre Zwerge!“ widerspricht Leander. „Glaubst du im Ernst, daß hier solche Brocken hingeflogen sind?“
Algert ist mit der Sonde tiefer gegangen. „Viertausendfun f hundertvierzig“, meldet Osmar. Deutlich sind die gewaltigen Ausmaße dieser Mulden zu erkennen und die sie säumenden Bergbuckel, die als dunkelbraune Bänder die gelb und orange leuchtenden Talkessel umschließen.
„Wir warten auf Ihre Hypothese, Malden!“ läßt Ahab sich plötzlich vernehmen.
„Zu Befehl, Kapitän! Ich bin der Ansicht, daß es sich um die Überreste gigantischer Gasblasen handelt, die sich bildeten, als aus dem noch glutflüssigen Gestein des Planeten die gelösten Gase an die Oberfläche traten, ähnlich wie bei…, bei koche n dem Griesbrei!“
Ahab verzieht schmerzlich berührt das Gesicht und schnauft empört: „Griesbrei!“
Leander bekommt vor Ärger rote Ohren, und auch Askarts beschwichtigende Geste kann nicht verhindern, daß ein trotziger Zug in seine Miene tritt.
Die Sonde jagt wie ein Sturmvogel über das pockennarbige Antlitz des Planeten hinweg. Algert macht seine Sache gut. Zu gut, wie Leander mißgelaunt feststellt.
Gilbert Ekalla sitzt weit vorgebeugt, die Augen gegen die Okulare des Suchers gepreßt, und dirigiert mit zwei kleinen Hebeln die Kameras des Biodetektors, deren Teleobjektive extreme Vergrößerungen gestatten. Fasziniert betrachtet er die unirdische Flora und drückt immer wieder auf den Auslöser der holographischen Speicherung.
Für einige Sekunden gelingt es ihm, eine Pflanzengruppe im Visier zu behalten, deren merkwürdig verknäulte, ineinander verknotete Formen an ein Nest voller Schlangenleiber erinnern. Sind das überhaupt Pflanzen? fragt er sich erstaunt. Die ersten Analysen weisen eindeutig auf kohlenstofforganisches Leben hin. Das war zu erwarten. Alle Spekulation über andere Lebensformen scheiterte bisher an der Frage der Energieau s beute, der Wirtschaftlichkeit der biochemischen und biophys i kalischen Prozesse. Vielleicht gibt es auch irgendwo Leben s formen auf elektromagnetischer Basis, gefunden hat man sie noch nicht.
Fußballgroße Kugeln huschen durch Gilberts Blickfeld. Hunderte, Tausende. Hastig schwenkt er die Kamera und gibt der Automatik den Befehl ein, die Bewegung der Sonde zu kompensieren. Da sieht er sie: ein unüberschaubarer Schwarm flauschiger, an Plüschtiere erinnernder Wesen mit spitzen Mäulchen, die auf vier winzigen Füßen hin und her trippeln und sich wie auf ein Kommando mit Hilfe von Fledermausfl ü geln in die Luft schwingen, die zuvor in einer Hautfalte auf dem Rücken verborgen waren.
Gilbert erkennt gerade noch große, blanke Knopfaugen, dann hat die Kamera den Endpunkt des Schwenkbereiches erreicht, und die Landschaft unter ihm wird durch die Flugbewegung der Sonde wie ein Tischtuch zur Seite weggerissen. In allerlet z ter Sekunde erkennt er in einem blauweißen Aufblitzen ein dunkelviolettes Etwas, einen Gegenstand, der nicht zur Flora und Fauna des Planeten gehört; die Sonde muß darüber hinweggeflogen sein, ohne daß die anderen das seltsame Ding auf dem Großen Bildschirm entdeckten!
Und neben diesem Ding stand
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