Im Glanz Der Sonne Zaurak
zweifellos ein – Mensch! Ein Mensch in einem silbrig glänzenden Skaphander!
Gilbert will gedankenschnell den Speicher einschalten, aber seine vor Aufregung zitternden Finger finden ausgerechnet in diesem wichtigen Augenblick nicht den Auslöser. Dafür schreit er erfreut auf: „Da sind sie! Ich habe sie gesehen! Direkt unter uns!“
„Wo hast du was gesehen?“ fragt Algert schnell und reißt die Sonde in eine enge Kurve. „Links unter uns, jetzt eben, vor drei Sekunden!“
„In welchem Planquadrat, Sie Esel!“ faucht Ahab ihn an.
Gilbert schluckt bestürzt. Er hat keine Quadrateinteilung im Biodetektor, das weiß Ahab doch!
„Kapitän, ich habe…“
„Schon gut, Ekalla. War nicht so gemeint.“ Askart blickt den Kapitän erstaunt an. Völlig neue Töne! Dann erst wird er sich dessen bewußt, was Ekalla soeben gemeldet hat. Er hat die Leute von der Agamemnon gesehen! Sie leben! Sie leben! Wie im Traum hört er Kapitän Arnolds Befehle.
„Gehen Sie exakt auf Gegenkurs, und drosseln Sie auf achtzig, Ponape! Und sofort auf zweitausend Meter hinunter! Alle Aufzeichnungsgeräte einschalten!“
Askarts Blick bohrt sich förmlich in den Bildschirm. Jetzt fliegt die Sonde mit stark verminderter Geschwindigkeit und in geringer Höhe. Ahab hätte befehlen können, noch tiefer zu gehen. Dadurch aber würde sich das Gesichtsfeld zu sehr einengen. Langsam zieht die Landschaft des Planeten unter ihnen vorbei.
„Was haben sie gesehen, Ekalla?“ fragt Ahab ungeduldig. „Reden Sie schon!“
Gilbert läßt die Gegend keine Sekunde aus den Augen. Während seine dünnen Finger das Beobachtungsgerät u m klammern, stößt er hastig hervor: „Einen Menschen, ganz deutlich…, in einem glänzenden Skaphander! Und einen Blitz, einen blauweißen Blitz! Dann war da noch etwas…, schwer zu bestimmen…, vielleicht ein Gleiter, Kapitän!“
„Haben Sie holographiert?“ fragt Ahab erwartungsvoll. Gilbert schweigt schuldbewußt.
„Antworten Sie, Mann!“ fährt Ahab ihn an. Gilbert stottert vor Verzweiflung. „D-d-das habe ich nicht mehr geschafft, Kapitän… Sie haben d-d-doch immer gesagt, wir sollen sparsam mit dem Material umgehen, und d-d-da habe ich…“
„Esel!“ ruft Ahab wütend. Dann überlegt er mit grimmig zusammengekniffenen Augen. „Sonde zwei fertigmachen!“ befiehlt er entschlossen und setzt sich selbst vor das Steuerpult. „Malden übernimmt die Telemetrie. Den Biodetektor bedient Pyron!“
„Zu Befehl, Kapitän!“ Die beiden gehen sofort zu ihren Plätzen. Wenige Augenblicke später melden die Techniker die Sonde 2 startklar. Mit Höchstgeschwindigkeit jagt Ahab den Flugkörper dem Planeten entgegen und geht auf Parallelkurs zu der von Algert gesteuerten Sonde. Sie untersuchen Quadratm e ter für Quadratmeter des Talkessels, in dem Ekalla seine Beobachtungen gemacht haben will. Stunde um Stunde verrinnt. Doch so angestrengt und aufmerksam sie auch beobachten – nichts. Schließlich bricht Ahab die Suche ab.
„Unser Kleiner wird wohl mit offenen Augen geträumt haben!“ stichelt Leander.
„Halten Sie den Mund, Malden!“ weist ihn Ahab zurecht. „Es besteht noch die Möglichkeit, daß wir alle etwas übersehen haben. Deshalb übernehmen Malden, Ekalla und Sargon die Auswertung der Aufzeichnungen unter Chefnavigator Askarts Leitung. Und wenn Sie mit der Lupe arbeiten müssen, unters u chen Sie mir jeden Fußbreit Boden!“
„Worauf Sie sich verlassen können, Kapitän!“ antwortet Askart mit heiserer Kehle.
Leander verdreht leidvoll die Augen; Gilbert ist anzusehen, daß er noch Hoffnung hat, die Richtigkeit seiner Behauptung beweisen zu können. Nur Osmar bleibt gelassen wie immer.
Die Auswertung der holographischen Aufzeichnungen ist ergebnislos, obwohl Askart die Kadetten bis an den Rand des physischen Zusammenbruchs treibt. Vier Tage bleibt die Leviathan in einer stationären Bahn genau über der Stelle, wo Gilbert Ekalla den Raumfahrer gesehen haben will. Nach diesen vier Tagen meldet der Chefnavigator Ahab mit hohlen Wangen und dunkel umrandeten Augen, daß ihre Bemühungen verge b lich waren.
Dr. Pinn verordnet den Mitgliedern der Auswertergruppe umgehend zwölf Stunden Elektroschlaf.
Am sechsten Tag ruft Ahab die Mannschaft zusammen. „Wir werden die Erkundung des Terrains mit bemannten Gleiterfl ü gen fortsetzen. Alles in allem bin ich mit den gezeigten Leistungen während der Sondierung zufrieden. Ich muß sogar feststellen, daß ich überrascht bin, Sie
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