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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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ein etwa kirschkerngroßes Insektengehirn mit der Dreiteilung in Proto-, Deuto-und Tritocerebrum.
    „Der Gehirnmasse zufolge müssen die riesigen Asseln etwa das gleiche auf diesem Planeten sein wie die Saurier einst auf der Erde“, erklärt Viktor, und Gilbert nickt verstehend.
    Die Abbildung des Protocerebrums mit seinen beiden Hem i sphären rückt in das Zentrum des Bildschirms. Das ist das Assoziationszentrum der Asseln. Deutlich ist in einem vergrößerten Sektor erkennbar, wie das von den Lanzetts gebildete Nervengewebe mit seinen Dendriten nach dem Gehirn des Insekts tastet, sich mit ihm vereinigt…
    „Das Gewebe durchzieht den gesamten Körper der Assel“, fährt Viktor mit gepreßter Stimme fort. „Wenn es nicht Quatsch wäre, würde ich annehmen, das Ganze wird ein gigantisches Gehirn, aber dazu fehlen noch einige Vorausse t zungen. Aber ist es das, was Lanzett X anstrebt? Ist auch das ein in seinem genetischen Kode gespeicherter Befehl? Wenn du das herau s finden könntest, Gilbert…“
    „Lebenskeime“, sagt Gilbert tonlos.
    „Daran habe ich auch schon gedacht. Vielleicht erlebt dieser Planet schon das zweitemal das Erwachen von Leben, vie l leicht war er schon einmal ein blühendes Paradies, das von einer Supernova vernichtet wurde, und nur diese phantast i schen Organismen überlebten die Katastrophe. Die völlig andere Struktur der DNS wäre ein Indiz. Stell dir vor, die Eizellen einer hochentwickelten Art haben sich im Laufe von Milliarden Jahren zu unzerstörbaren Festungen entwickelt, die eine ungeheure Menge an genetischen Informationen in sich bergen. In der Art von Sporen vielleicht. Und diese Sporen warten eine Unendlichkeit, bis sie sich wieder öffnen dürfen. Und nun probieren sie aus, passen sich an, warten auf den Augenblick, in dem sie sich wieder vollständig realisieren können…“
    „Unheimlich…“, haucht Gilbert fasziniert. „Ach was, das sind nur Spekulationen. Vielleicht ist die Lösung des Rätsels viel einfacher. Du mußt den Kode dechiffrieren, Gilbert! In ihm finden wir die Lösung.“
    Der Biologe läßt den Kopf hängen. „Das geht nicht, Viktor. Der Bordcomputer schafft das nicht. Dazu müssen wir zurück zur Erde. Weißt du, wie lang diese DNS ist? Halte dich fest: fast fünf Meter! Die des Menschen hat eine Länge von einem Meter achtzig. Um die zu entschlüsseln, würde der Bordco m puter Jahre brauchen… Ich bin froh, wenn ich einen Ansat z punkt für die Bekämpfung des Parasiten finde!“
    „Da sehe ich schwarz. Diesen Parasiten wirst du nicht besi e gen“, antwortet Viktor überzeugt. „Er wird sich in immer neue Modifikationen flüchten.“
    „Ich gebe nicht auf“, sagt Gilbert kurz. Viktor erhebt sich. „So, dann werde ich jetzt Ahab informieren. Obwohl er Unklarheiten haßt, muß er doch wissen, was mit diesen Asseln los ist, und wenn es alles nur Vermutungen sind. Ich habe ein ungutes Gefühl. Dein geheimnisvoller Parasit kann uns noch manche Überraschung bescheren.“
    Tief in Gedanken versunken, verläßt er Gilberts Labor. Seine Entdeckung läßt die ohnehin schon unheimlichen Asseln eine noch unheimlichere Gestalt annehmen. Was, wenn dieses riesige Lanzettgehirn funktioniert?
     
    Die Nacht auf dem Dritten ist schwarz wie Samt. Der Kolibri rattert leicht schaukelnd durch die tiefe Stille, die über der zweiten Lebensebene des Planeten liegt. Leander steuert den Flugkörper nur nach den Instrumenten. Der Bildschirm des Nachtsichtgerätes zeigt in mattem Leuchten die Konturen der unter ihnen liegenden Landschaft. Das Schweigen zwischen ihnen ist Leander unangenehm. Vorsichtig spricht er Algert an. „Hat mir gefallen, wie du Osmar rausgehauen hast.“
    Algert schluckt beunruhigt und antwortet einsilbig: „Hm.“
    Aber es folgt keine ironische Bemerkung Leanders. Die Anerkennung scheint echt zu sein.
    Ohne es zu wollen, rutscht es Algert ehrlich heraus: „Ich hab Angst gehabt.“ In demselben Augenblick hätte er sich ohrfe i gen können.
    Doch Leander nutzt die ihm gezeigte Blöße nicht. Es klingt etwas zu gönnerhaft, als er sagt: „Das macht doch nichts. Ist doch menschlich.“ Dann setzt er hinzu: „Das meine ich ehrlich.“
    Das erstemal sehen sie sich in die Augen. Algert hält dem Blick nur eine Sekunde stand und schlägt die Augen schnell nieder.
    Plötzlich hat Leander das Gefühl, zu weit gegangen zu sein, und wendet sich etwas kühler ab. Soweit kommt es noch, weist er sich zurecht, daß ich ein Friedensangebot mache! Aber

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