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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Ortschaft Glendambo auf eine unbefestigte Straße ab, der sie etliche Kilometer folgten, bevor sie sich zu einer einspurigen Schotterpiste verengte. Sie passierten einige offen stehende Gatter.
    »Das ist Etamundra Station«, sagte Jed. »Ich kenne die Farmersleute gut und schaue immer bei ihnen vorbei, wenn ich Richtung Norden unterwegs bin. Sie würden es mir verübeln, wenn ich es nicht täte.«
    »Wird das Gebiet landwirtschaftlich genutzt?«
    Ruby konnte nicht viel ausmachen, was sich als Nahrung für Schafe oder Rinder eignen würde. Auf dem steinigen Boden wuchsen nichts als kleine Sträucher, und die sahen nicht aus, als könnten sich Tiere davon ernähren.
    Jed nickte. »Den Elliotts gehören tausend Hektar Land. Sie sind erfolgreiche Schaf- und Rinderzüchter – sie haben schon die unterschiedlichsten Rassen gezüchtet. Als ich das letzte Mal hier war, streiften einige hundert Brahman-Rinder über das Land. Das ist eine genügsame Rasse, im Gegensatz zu anderen, die eingehen würden, wenn sie sich von der Vegetation ernähren müssten, die man in der Nähe von Salzseen findet. John ist auch Wünschelrutengänger, seine Begabung ist hier draußen sehr gefragt. Wenn er unterwegs ist, um irgendwo eine Wasserader aufzuspüren, betreiben seine Söhne die Farm.«
    Direkt vor ihnen tauchte jetzt eine Baumgruppe auf, hinter der sich ein Farmhaus und andere Gebäude verbargen. Neben einheimischen Bäumen erkannte Ruby auch Dattelpalmen, sodass das Ganze wie eine Oase inmitten der Einöde wirkte. Das lang gestreckte, niedrige Haupthaus war aus Backsteinen erbaut und hatte ein Eisendach und kleine Fenster. Eine dicke rote Staubschicht bedeckte das gesamte Dach. Als Jed anhielt und den Motor abstellte, kamen ein paar Hunde bellend und schwanzwedelnd angerannt. Silver Flake wieherte.
    »Hat sie Angst?«
    Jed grinste. »Nein, sie hat die Hunde gehört und freut sich, weil sie immer mit ihnen spielt, wenn wir hier sind.«
    Die Haustür öffnete sich, und ein Mann mittleren Alters trat heraus. Er setzte sich einen Hut auf und ging gemächlich auf die beiden Besucher zu. Sein von Wind und Wetter gegerbtes Gesicht verzog sich zu einem breiten Lächeln.
    »Hey, Jed! Schön, dich wiederzusehen!« Die beiden Männer gaben sich die Hand.
    Ruby, die auf der Beifahrerseite des Wohnmobils einen der freundlichen Hunde gestreichelt hatte, ging um das Fahrzeug herum. Sie schloss aus Johns überaus herzlichem Tonfall, dass Besucher auf der Farm eine willkommene Zerstreuung darstellten.
    »Ich werd verrückt!«, entfuhr es dem Farmer, als er Ruby erblickte. »Wo hast du dieses wunderschöne Wesen denn aufgegabelt, Jed?«
    Ruby errötete und lächelte. John Elliott sah sie unverwandt mit der freudigen Überraschung eines Lotteriegewinners an.
    » Sie hat mich aufgegabelt«, scherzte Jed. »Aber das ist eine lange Geschichte.«
    »Sie sollten bei den Miss-Wahlen hier bei uns antreten. Wie heißen Sie, meine Schöne?«
    Mit dieser Frage brachte der Farmer sie in noch größere Verlegenheit. »Ruby«, antwortete sie leise.
    »Wie der Edelstein«, bemerkte John, und seine Augen funkelten.
    »John ist ein alter Süßholzraspler«, sagte Jed lachend. »Ruby Rosewell, das ist John Elliott, die schlimmere Hälfte der Elliotts von Etamundra.«
    »Da hast du verdammt Recht, Jed.« Das war Edwina Elliott, die aus der Tür trat. Sie wischte sich die Hände an ihrer zerknitterten Schürze ab und versuchte dann, ihre zerzausten Haare zu ordnen. »Die bessere Hälfte bin ich!«, fügte sie lachend hinzu.
    Ruby erschrak, als sie die Frau erblickte. Sie hatte tiefe Falten in ihrem Gesicht, das so rotbraun wie die Erde war, die der strenge Nordwind aufwirbelte. Ihre hellen, grau gesträhnten Haare hatte sie mit einem Band zusammengebunden und die Strähnen, die sich gelöst hatten, mit Klammern festgesteckt, sodass sie ihr nicht ins Gesicht fielen. Ihre Bluse war so alt und verwaschen und zerknittert wie ihre Schürze. Und dennoch strahlte sie Zähigkeit und Robustheit und zugleich eine tiefe Zufriedenheit aus, als führe sie ein angenehmes Leben in einem schicken Vorort und nicht einen Überlebenskampf unter härtesten Bedingungen.
    Ruby fand es einerseits deprimierend, was das Leben im Outback aus einer Frau machen konnte, verstand aber auch, dass es hier dringendere Probleme gab als eine adrette Frisur oder einen glatten, gepflegten Teint.
    Jed machte die beiden Frauen miteinander bekannt. Edwina fasste Ruby am Arm und zog sie mit sich zum

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