Im Hauch des Abendwindes
schmückten die weißen Wände. Zum Angebot des Salons gehörten neben den neuesten Haarpflegeprodukten auch Perücken und Haarteile in den unterschiedlichsten Farben sowie übergroße Handtaschen. Es war ein junger, dynamischer Laden, und Ruby und Marissa liebten es, dort zu arbeiten.
Die meisten Frauen waren Stammkundinnen, die Barbie und ihre Angestellten sehr gut kannten. Sie blätterten in den aktuellen Modemagazinen, deren Titelseiten bekannte Models wie Twiggy oder »The Shrimp« Jean Shrimpton zierten, und plauderten fröhlich über alles Mögliche miteinander, angefangen von Miniröcken und kniehohen Schnürstiefeln – der letzte Schrei – bis hin zu Lippenstiften in Pastellfarben und falschen Wimpern.
Während Marissa ihrer Kundin die Lockenwickler herausdrehte und ihr dann die Haare toupierte, unterhielten sie sich über ein Mädchen, das sie beide kannten.
»Ich hab gehört, dass Chrissie schon wieder einen neuen Freund hat«, sagte die Frau. Es klang ein bisschen neidisch. Sie ließ sich ihre blonden Haare im Jean-Shrimpton-Look frisieren: üppiger Pony und viel Toupieren.
»Im Ernst? Da kommt man ja kaum noch mit dem Zählen nach«, bemerkte Marissa boshaft. Sie nebelte den Kopf ihrer Kundin mit Haarspray ein. »Wer ist es denn dieses Mal?«
»Wie er heißt, weiß ich nicht, aber vielleicht kennen Sie ihn ja; er soll nämlich oft im Longueville Hotel sein, wo er Darts spielt. Mehr weiß ich nicht.«
Marissa dachte sofort an Gavin, Rubys Verlobten. Er spielte für sein Leben gern Darts, und Ruby sah ihm oft dabei zu. In letzter Zeit hatte sie allerdings wenig Gelegenheit dazu gehabt, weil Barbie sich einer Blinddarmoperation hatte unterziehen müssen und Ruby daher länger arbeiten musste.
Ruby kehrte mit ihrer Kundin vom Haarwaschbecken zurück. Als sie Platz genommen hatte, frottierte sie ihr die Haare und kämmte sie aus. Das dauerte nicht lange, weil sie ihre Haare so kurz wie Twiggy trug.
»Sharon hat gerade erzählt, dass Chrissie Williams einen neuen Freund hat«, sagte Marissa zu Ruby. »Dieses Flittchen hat schon mehr Männer vernascht als warme Mahlzeiten!«
Ruby verdrehte die Augen. »Wen hat sie sich denn diesmal geangelt?«
Kein Mann konnte Chrissie, einer vollbusigen Blondine mit großen babyblauen Augen, widerstehen, nicht einmal jene, die in festen Händen waren. Chrissie hatte einen Teilzeitjob als Kellnerin im Longueville Hotel und arbeitete außerdem in einer schicken Modeboutique ganz in der Nähe.
»Keine Ahnung, ich kenne ihn nicht«, antwortete die Frau, die Sharon hieß. Sie sah eine der anderen Kundinnen an. »Weißt du, wer es ist?« Die Angesprochene schüttelte den Kopf. »Sie hat es ja nicht lange ausgehalten mit Phil McMahon, diesem Fußballspieler, der von Leeds nach Sydney wechselte«, fuhr Sharon fort. »Sie hat ihn Pam Squires ausgespannt, habt ihr das gewusst? Na ja, wahrscheinlich hat er nach seinem anstrengenden Training nicht mehr genug Puste für sie gehabt«, fügte sie gehässig hinzu.
Die Mädchen lachten über diese Bemerkung. Dann wechselten sie das Thema und unterhielten sich über die Monkees, die amerikanische Popgruppe, die später in diesem Jahr nach Australien kommen würde.
»Davy Jones ist ja so süß«, schwärmte eines der Mädchen. »Also, ich werde mir auf jeden Fall eine Karte für ihr Konzert kaufen, sobald sie erhältlich sind.«
»Ich finde Micky Dolenz viel niedlicher«, erwiderte eine junge Frau. »Mein Freund Kevin sieht ihm zum Verwechseln ähnlich, findet ihr nicht?«
Die Mädchen guckten sie verblüfft an. Dann brachen sie in Gelächter aus. »Na ja, wenn du meinst …«
Barbie nahm ihrer Kundin die Trockenhaube ab und drehte ihr die Lockenwickler heraus.
»Hey, Sheryl«, rief eines der Mädchen der Frau zu, die unter der Trockenhaube gesessen hatte, »wie heißt noch mal Chrissie Williams’ neueste Eroberung? Wir haben gerade darüber gesprochen, dass sie die Männer häufiger wechselt als ihre Unterwäsche.«
Ruby, die ihre Kundin frisierte, hörte nur mit halbem Ohr zu.
»Gavin«, antwortete Sheryl. »Er heißt Gavin. Einer von den Typen, die regelmäßig im Longueville Hotel Darts spielen. Wieso fragst du?«
Zwei Stammkundinnen warfen Ruby verstohlene Blicke zu. Im Gegensatz zu Sheryl wussten die beiden, dass Rubys Verlobter Gavin hieß und ein leidenschaftlicher Dartsspieler war.
»Bist du sicher?«
»Ja, ganz sicher«, erwiderte Sheryl mit Nachdruck. »Er ist Lackierer von Beruf. Ich weiß das, weil er in
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