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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Anblick.
    »Hilf mir! Hilf mir, das Ding abzukriegen«, kreischte Frankie.
    »Halt still«, befahl Joe.
    Er versuchte, die Bügel der Falle auseinanderzuziehen. Aber als er es ein kleines Stückchen geschafft hatte, rutschten seine Hände ab, die Falle schnappte wieder zu, und die Zähne schlugen sich abermals ins Bein seines Bruders. Frankie heulte auf vor Schmerzen.
    Joe versuchte es ein zweites Mal. Er keuchte, und sein schwitzendes Gesicht war vor Anstrengung verzerrt, aber es gelang ihm, die Falle so weit auseinanderzubiegen, dass Frankie seinen Fuß herausziehen konnte. Joe ließ die Falle zuschnappen und schleuderte sie weg. Ächzend und schwer atmend ließ er sich neben seinem wimmernden Bruder auf den Boden fallen. Seine blutbeschmierte Hand griff nach dem Zettel, der immer noch auf dem Boden lag. Er hob ihn auf und las vor.
    »Das nächste Mal werdet ihr nicht so viel Glück haben.«
    Blinde Wut packte Joe. Er knüllte den Zettel zusammen und knurrte: »Das wird dieser Dreckskerl uns büßen!«
    In Peterborough legten Jed und Ruby eine erste Pause ein. Die breite Hauptstraße des kleinen Ortes lag vollkommen verlassen da. Neben ein paar kleineren Geschäften, einem Postamt, einem Hotel und einer Tankstelle gab es auch einen Friseur, wie Ruby bedauernd feststellte. Hier würden ihre Dienste vermutlich nicht gefragt sein. Hinter der Hauptstraße, von der einige wenige Straßen abzweigten, gab es eine kleine Schule und ein Rathaus. Wären nicht die Wäscheleinen in den Hinterhöfen gewesen, hätte man die Häuser in den Seitenstraßen für verlassen halten können, so still lagen sie da und so vertrocknet waren die Gärten ringsum. Es schien sehr lange nicht geregnet zu haben.
    Jed hielt am Straßenrand an und stieg aus. Er ging nach hinten, öffnete den Pferdehänger und führte Silver Flake heraus. Ein Stück die Straße hinauf gab es einen kleinen Park mit einer großzügigen Rasenfläche, einem Kinderspielplatz und einer Picknickecke. Während Jed mit Silver Flake dorthin schlenderte und sie auf den Rasen führte, wo sie ein paar Grashalme zupfen konnte, trug Ruby den Picknickkorb zu dem Holztisch mit den beiden Bänken, die im Schatten eines Jacarandabaumes standen.
    »Eine ruhige kleine Stadt, nicht?«, bemerkte Ruby.
    »Ja, verglichen mit Silverton«, spottete Jed.
    »Noch vor ein paar Wochen hätte ich Silverton eine Geisterstadt genannt, aber nach allem, was ich dort erlebt habe, kann man das wirklich nicht behaupten.«
    Jed biss herzhaft in sein Eiersandwich.
    »Glaubst du, die Camilleris werden uns folgen?« Diese Frage beschäftigte Ruby schon den ganzen Tag.
    »Nein, das halte ich für unwahrscheinlich.«
    Ruby guckte Jed erstaunt an. »Und wieso?«
    »Weil mindestens einer von beiden ziemlich angeschlagen sein dürfte.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich weiß es eben«, antwortete Jed achselzuckend. »Mehr brauchst du nicht zu wissen.«
    Einhundertdreißig Kilometer und knapp zwei Stunden später kamen sie durch Port Augusta, eine große Küstenstadt.
    »Machen wir keinen Halt hier?«, fragte Ruby aufgeregt, als sie die vielen interessanten Geschäfte sah. Port Augusta war seit ihrer Abreise aus Sydney die erste Stadt, die diesen Namen verdiente, und sie hätte gern einen kleinen Bummel gemacht.
    »Ein Pferd mitten in der Stadt wäre bestimmt nicht gern gesehen«, meinte Jed. »Wir fahren durch und suchen uns dann einen Platz zum Übernachten.«
    Ruby nickte, aber die Enttäuschung war ihr anzusehen.
    »Hättest du Lust, schwimmen zu gehen? Eine kleine Abkühlung würde uns sicher guttun.«
    »Schwimmen?«
    »Ja, jedes Mal wenn ich hierherkomme, gehe ich mit Silver Flake im Meer baden. Sie schwimmt für ihr Leben gern.«
    Rubys Miene hellte sich sofort auf. Das versprach, viel unterhaltsamer zu werden als ein Einkaufsbummel.
    Ungefähr zehn Minuten hinter der Stadt bog Jed auf eine schmale Straße ab, an der einige Ferienbungalows standen. Sie führte direkt zum Strand hinunter, einem langen, unberührten, menschenleeren weißen Sandstrand. Jed stellte den Wagen ab und führte Silver Flake aus dem Hänger. Die Stute wieherte aufgeregt.
    »Sie weiß genau, wo sie hier ist«, sagte Jed. »Im Meer baden und am Strand entlanggaloppieren ist ihre größte Freude.« Er zog sich sein T-Shirt über den Kopf, streifte sich die Schuhe von den Füßen und führte Silver Flake ans Wasser.
    »Ich hab keinen Badeanzug dabei«, rief Ruby ihm nach.
    »Du kannst mein T-Shirt anziehen!«
    Ruby schnappte

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