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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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hatte er sich besser gefühlt als in ihrer Abwesenheit. Aber weder in ihrer Anfangszeit noch in den langen Jahren ihrer Beziehung, weder an den Tagen vor noch an den Tagen nach der Hochzeit, wo sie miteinander geschlafen hatten, weder bei erbittertem Streit noch in guten Zeiten hatte er das empfunden, was er jetzt empfand, nämlich eine vollständige, bedingungslose, erfüllende, allumfassende Leidenschaft für einen anderen Menschen.
    Â»Ich hab’s geglaubt«, antwortete Burke, der darüber staunte, welcher Täuschung er aufgesessen war. »Vielleicht nicht.«
    Er änderte langsam seine Körperhaltung, bis sein Gesicht sich über ihrem befand, ihre Hände, die gefesselten und die ungefesselten, zu beiden Seiten ihres Kopfes ineinander verschlungen waren und er bei jedem Atemzug das Heben und Senken ihrer Brust unter sich spürte und ihren Atem auf seinen Lippen.
    Burke legte seine Wange an ihre, rieb seine Nase an ihrem Ohrläppchen und atmete ihren Duft ein. Einige gewissenlose Augenblicke lang stellte er sich vor, wie sein Mund auf ihrem lag und seine Hände ihren Körper erforschten, der ihn in sich aufnahm.

    Die Vorstellung war so realistisch, daß er vor Begierde stöhnte. Aber er zog sich zurück. Als er das tat, schlug sie die Augen auf, in denen noch immer Tränen glitzerten. Aber in ihrem Blick stand auch Verwirrung. »Burke?«
    Â»Weiß Gott, ich will dich«, sagte er mit heiserer Stimme. »Aber ich nehme dich nicht. Ich will dir keinen Grund geben, mich zu hassen.«

34. Kapitel
    Dredd sah ihn kommen und erwartete ihn am Rand des Bootsanlegers. »Wird langsam Zeit, daß du aufkreuzt. Hatte dich schon aufgegeben.«
    Â»Bisher hat mich noch keiner ermordet«, antwortete Burke. »Daß ich nicht gekommen bin, hat nur am Regen gelegen.«
    Als Dredd die primitiven Reparaturen sah, fragte er: »Was ist mit meinem Boot passiert?«
    Â»Es hat mich hergebracht, oder?« knurrte Burke ungewohnt aggressiv.
    Er war denkbar schlechter Laune, und je eher sein Freund das begriff, desto besser war es für beide. Die Grundregeln für jeglichen Dialog mußten gleich jetzt festgelegt werden, damit später niemand beleidigt war.
    Schuld an seinem Mißmut war die Nacht, die er neben Remy verbracht hatte, während er seinem Entschluß treugeblieben war, sie nicht anzurühren. Was er nachts zu ihr gesagt hatte, war nur die halbe Wahrheit gewesen. Wenn er mit ihr geschlafen hätte, hätte sie ihn gehaßt. Er wäre wie alle anderen Männer einschließlich ihres Ehemanns gewesen, von denen sie ausgenützt worden war.
    Die Kehrseite dieser Medaille war, daß er sich selbst gehaßt hätte, wenn er mit ihr geschlafen hätte.
    Vor fünf Tagen hatte er sie dafür verachtet, daß sie eine Beziehung, irgendeine Beziehung, zu einem Verbrecher wie Pinkie Duvall unterhielt. Seine Verachtung hatte ihn vor ihrer Anziehungskraft geschützt. Aber seit er jetzt mehr über ihr Leben vor und nach Pinkies Auftauchen wußte, hatte er seine Meinung über sie geändert. Drastisch. Beunruhigend. Er konnte nicht mehr darauf vertrauen, daß Verachtung ihn zurückhielt.
    Â»Wie geht’s dort draußen?«
    Burke ließ das Boot gegen den Anleger treiben und warf Dredd die Leine zu. »Frag lieber nicht.«
    Dredd wälzte seine Zigarette von einem Mundwinkel in den anderen. »Hmm. Ich würde fragen: ›Wie steht’s?‹, aber ich kann es mir denken. Die pichouette hat’s dir angetan, was?«
    Als Burke auf den Anleger stieg, warf er seinem Freund einen mißmutigen Blick zu. »Wie kommst du darauf?«
    Â»Ich bin nicht von gestern, deshalb komme ich darauf. Selbst wenn sie eine potthäßliche Alte wäre, wäre das Ganze eine schlechte Idee gewesen. Aber nachdem sie …«
    Â»Ich weiß, was du meinst«, wehrte Burke unwirsch ab.
    Dredd bellte sein keuchendes Raucherlachen. »Pater Kevins finstere Miene läßt vermuten, daß er sein Keuschheitsgelübde nicht gebrochen hat, aber die Versuchung war offenbar verdammt groß.«
    Burke ignorierte seine Hänselei und marschierte über den Anleger auf Dredds Laden zu. »Hast du einen Kaffee für mich?«
    Â»Natürlich. Wo ist Remy?«
    Â»Ich hab’ sie in der Hütte gelassen.«
    Â»Allein?«
    Â»Dort passiert ihr nichts.«
    Dredds zweifelnder Blick bewirkte jedoch, daß Burke sich

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