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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Schimpf und Schande.« Aus ihrem Tonfall sprach ehrliches Bedauern, aber sie streckte dabei nicht die Hand aus, um ihn zu berühren. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann sie sich zuletzt anders als flüchtig berührt hatten. Nicht mehr seit der Nacht, in der Kevin gestorben war. Vielleicht sogar schon länger nicht. Nein, bestimmt schon viel länger nicht.
    Er sah zu ihr hinüber und murmelte: »Vergiß es, Barbara. Es ist nicht weiter wichtig.«
    Obwohl die Jahre chronischer Unzufriedenheit ihre Spuren auf Barbaras Gesicht hinterlassen hatten, war sie noch immer
eine sehr attraktive Frau. Als Sportlehrerin an einer staatlichen Schule hatte sie sich ihre schlanke und biegsame Gestalt bewahrt. Tatsächlich hörte Burke von seinen Kollegen oft neidische, wenn auch anzügliche Kommentare über ihre Figur. Alle fanden, er könne sich verdammt glücklich schätzen, Barbara jede Nacht in seinem Bett zu haben.
    Leider konnte Burke sich nicht daran erinnern, wann sie im Bett zuletzt etwas anderes gemacht hatten als schlafen. In den Monaten vor dem Prozeß hatten ihn seine Schuldgefühle und die Arbeitsüberlastung zuviel Kraft gekostet, als daß er an Sex auch nur hätte denken können. Und als Reaktion auf seine gedrückte Stimmung hatte Barbara ebenfalls nie die Initiative ergriffen.
    Aber jetzt war der Prozeß gegen Bardo vorbei. Die Schuldfrage war Geschichte. Kevin war gestorben, aber Burke nicht. Es wurde Zeit, daß er wieder richtig zu leben begann. Sex würde ihm neue Tatkraft schenken. Vielleicht würde er dann endlich Dankbarkeit dafür empfinden, daß er nicht neben Kevin beigesetzt worden war.
    Ein weicher Frauenkörper konnte heilen, konnte einem Mann nicht nur körperliche Entspannung, sondern auch eine Ruhepause von seelischen Konflikten verschaffen. Burke sehnte sich plötzlich nach diesem Gefühl des Friedens, sehnte sich verzweifelt nach ein paar Minuten süßen Vergessens. Er sehnte sich danach, etwas anderes als bittere Reue und quälende Schuldgefühle zu empfinden.
    Er umfaßte Barbaras Nacken und zog ihren Kopf zu sich herunter, um sie zu küssen. Sie sträubte sich nicht allzusehr, aber er fühlte eine gewisse ungute Spannung. Andererseits fand er ihren Mangel an Begeisterung nur allzu verständlich. Sie hatten sich lange nicht mehr geliebt, und er ermahnte sich, sich Zeit zu lassen und nichts zu überstürzen. Sie brauchten beide ein langsames, gleichmäßiges Aufwärmen, eine ungezwungene Anpassung, eine Rückkehr zu alter Vertrautheit. Vielleicht gab
sie sich auch bewußt spröde. Vielleicht hatte ihre lange Abstinenz ihr Ego verletzt, so daß sie jetzt umworben werden wollte.
    Er küßte sie drängender, weil er hoffte, dadurch ihre Leidenschaft  – und seine eigene – wecken zu können. Er umfaßte ihre Brust unter dem Nachthemd, aber die Brustspitze reagierte nicht auf sein Streicheln. Er drückte sein Knie gegen ihre Oberschenkel, aber sie blieben fest geschlossen. Zwischen Küssen flüsterte er ihren Namen.
    Als die Situation peinlich zu werden begann, löste Barbara sich aus seiner Umarmung. »Ich muß morgen ganz früh in die Schule. Unser Volleyballturnier beginnt in der ersten Stunde.«
    Er ließ sie los. »Okay, ich verstehe.«
    Â»Tut mir leid, Burke. Ich …«
    Â»Alles klar. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.«
    Â»Ich muß wirklich früh aufstehen, aber …«
    Â»Schon gut, Barbara«, sagte er schärfer, als eigentlich beabsichtigt. »Entschuldige, daß ich dich überhaupt geweckt habe. Versuch jetzt, wieder zu schlafen.«
    Â»Und du bist nicht …«
    Â»Keine Angst, ich werd’s überleben. Man stirbt nicht daran, daß man nicht hat bumsen dürfen.«
    Â»Ich kann nichts dafür, Burke«, fauchte sie ihn an. »Das hast du dir selbst zuzuschreiben. Du hast dich in diesen Kummer viel zu lange reingesteigert. Das ist unnatürlich! Warum kommst du einfach nicht darüber hinweg?«
    Er weigerte sich, ihre Frage zu beantworten. Er wußte keine Antwort.
    Â»Schön, dann eben nicht«, sagte sie. »Gute Nacht.«
    Â»Gute Nacht.«
    Er schloß die Augen, wußte aber, daß er keinen Schlaf finden würde, und konnte tatsächlich nicht einschlafen. Er war wegen ihrer Reaktion sauer, aber nicht so sauer, wie er mit vollem Recht hätte sein

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