Im Haus meines Feindes
hielten sich mit einer Leidenschaft umklammert, in die sich Verzweiflung mischte. Burke hatte sie nur lange genug freigegeben, um aufzustehen und sich ganz auszuziehen. Sie rieb ihre Wange an seiner behaarten Brust. »Was wird aus uns, Burke?«
Die Selbstverständlichkeit, mit der sie seinen Namen benützte, entlockte ihm ein Lächeln. Aber ihre Frage war ernüchternd. »Keine Ahnung«, antwortete er seufzend.
»Du muÃt mich gehen lassen. Ich muà zu ihm zurück.«
Er schüttelte den Kopf.
»Aber â¦Â«
Er hob den Kopf, um ihr in die Augen sehen zu können. »Nein!« Dann küÃte er sie besitzergreifend.
Später fragte Remy ihn nach seiner Ehe mit Barbara. »Wodurch ist sie auseinandergegangen?«
»Ich habe sie nicht glücklich machen können.«
»Hat sie dich glücklich gemacht?«
»Nein«, sagte er und erkannte erstmals, daà ihre Ehe nicht allein durch seine Schuld unglücklich gewesen war. Barbara hatte sich auch nicht sonderlich viel Mühe gegeben, ihm Erfüllung zu schenken. »Wir haben uns mit einer partnerschaftlichen Beziehung zufriedengegeben. Das tun wohl die meisten Ehepaare.«
»Aber das sollten sie nicht tun müssen.«
»Nein, das sollten sie nicht tun müssen.« Er betrachtete sie einige Augenblicke lang, zeichnete mit einem Finger die Umrisse ihres Gesichts nach. »Nehmen wir mal an, du könntest tun oder sein, was du willst â was würdest du dann machen?«
»Du meinst, wenn Pinkie keine Bedingungen stellen würde?« Er nickte. »Ich würde in einer Galerie arbeiten«, antwortete sie sofort. »Ich habe mich mit Kunstgeschichte befaÃt und verstehe viel von moderner Kunst. Ich wäre sehr gut.«
»Das wärst du bestimmt«, sagte er ernsthaft.
Sie schob beide Hände auf dem Kopfkissen unter ihre Wange und betrachtete ihn versonnen. »Was wäre wohl geschehen, wenn wir uns unter normalen Umständen zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort begegnet wären?« fragte sie nachdenklich. »Nehmen wir mal an, ich hätte in einer der exklusiven Galerien in der Royal Street gearbeitet, und du wärst zufällig reingekommen und hättest mich gesehen.«
»Ich hätte gar nicht das Geld, um mir überhaupt leisten zu können, eine der Galerien in der Royal Street zu betreten.«
»Wir tun doch nur so als ob, Burke. Da kann alles passieren.«
»Okay. Ich komme rein und sehe dich, stimmtâs?« Sie nickte. »Nun, sobald ich die Sprache wiedergefunden hätte, würde ich wahrscheinlich all meinen Mut zusammenkratzen, um dich anzusprechen.«
Sie lachte. »Du würdest ein Gespräch mit mir anfangen. Das ist gut. Und dann?«
»Und dann nichts. Du würdest sofort merken, daà ich hoffnungslos ungebildet bin.«
»Warum?«
»Bei einer Gegenüberstellung könnte ich vermutlich die Mona Lisa identifizieren, aber damit sind meine Kunstkenntnisse praktisch erschöpft. Du würdest mich schnellstens hinauskomplimentieren.«
»Das bezweifle ich.« Schüchtern lächelnd gestand sie leise: »Jedenfalls hat Pater Kevin einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.«
»Dieser humorlose Priester?« fragte er spöttisch.
»Er war recht ernst, ja, aber ich habe viel über ihn nachgedacht.«
»Was hast du gedacht, wenn du über ihn nachgedacht hast?«
»Unartige Dinge.«
»Nein!«
»Mh-hm. Ich habe mir gedacht, daà er eine Versuchung für jede Frau in seiner Gemeinde sein müÃte.«
»Unsinn!«
»Das stimmt aber«, beteuerte sie. »Für einen heiligen Mann kam er mir viel zu attraktiv vor.«
»Ich bin kein heiliger Mann.«
»Aber das habe ich damals noch nicht gewuÃt. Ich habe gedacht, er besitzt unglaublichen Sex-Appeal.«
»Wirklich?«
»Ja. Und das war, bevor ich gewuÃt habe, daà er Sommersprossen auf den Schultern hat.«
Burke lachte, weil er ihre Aufmerksamkeit, ihr Flirten genoÃ. »Habâ ich nicht.«
Remy stimmte in sein Lachen ein. »Doch, hast du schon.«
Sie verbrachten noch mehrere Stunden damit zu schmusen, sich zu küssen und ihre Körper mit jener reizvollen Neugier zu erforschen, die neuen Liebenden vorbehalten bleibt, die von jeder Entdeckung begeistert sind.
Sie spannen ihr Spiel weiter aus, sie hätten sich zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort
Weitere Kostenlose Bücher