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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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nicht …«

    Pinkie packte Errol an den Aufschlägen seines Sakkos und schüttelte ihn durch. »Du hast genau fünf Sekunden Zeit, meine Frau herbeizuschaffen.«
    Â»Das kann ich nicht, Mr. Duvall«, sagte der große Mann. Er begann zu weinen. »P-P-Pater Kevin hat seine Pistole gezogen und …«
    Â»Seine Pistole?«
    Â»Ja, Sir. Er … er hat sie mir über den Kopf geschlagen und Mrs. Duvall mit dem Bus entführt.«
    Pinkie sah plötzlich rot, als sei unmittelbar hinter seinen Augen eine Arterie geplatzt und habe sie mit Blut überschwemmt. Er zog die 38er Pistole, die er stets in einem Halfter hinten am Hosenbund trug, und rammte die Mündung des kurzen Laufs in das weiche Fleisch unter Errols zitterndem Kinn.
    Â 
    Die Erschütterungen, mit denen sie aus dem Bus gehoben wurden, ließen sie wieder zu Bewußtsein kommen. Ihr Rücken und ihre Schultern brannten, als seien sie von tausend wütenden Bienen gestochen worden. Sie nahm undeutlich wahr, daß sie getragen wurde. Sie schlug die Augen auf.
    Am Nachthimmel standen Sterne. Millionen von Sternen. Mehr, als sie je gesehen hatte. Ihre Leuchtkraft erstaunte sie. Das mußte bedeuten, daß sie sich weit außerhalb der Stadt befand. Hier wurde das Sternenbild nicht durch künstliche Lichtquellen beeinträchtigt. Die Luft war kühl, aber merklich feucht.
    Â»Dredd! Dredd!«
    Das war Pater Kevins Stimme. Gleichzeitig hörte sie rasche Schritte auf hohl klingenden Bohlen und erkannte, daß er sie anscheinend über eine Brücke oder einen Bootsanleger trug.
    Am anderen Ende stand eine seltsame Konstruktion. Tatsächlich bestand sie aus mehreren Gebäuden, die anscheinend ohne vorher festgelegten Gesamtplan aneinandergebaut worden waren.

    Hinter einer Fliegengittertür stand ein noch merkwürdiger aussehender Mann mit einer in Hüfthöhe in Anschlag gehaltenen Schrotflinte. Sie war auf sie gerichtet.
    Â»Wer da?«
    Â»Ich brauche deine Hilfe, Dredd.«
    Â»Heilige Louisa!« Sie befanden sich jetzt in einem blaßgelben Lichtkegel, den ein auf einen Holzmast montierter Scheinwerfer auf die Galerie – eine mit einem Geländer gesicherte Plattform über dem Wasser – warf. Der Mann namens Dredd kannte Pater Kevin offenbar, denn er stellte seine Schrotflinte weg und stieß die Fliegengittertür auf. »Was zum Teufel hast du hier draußen zu suchen? Was ist mit ihr passiert?«
    Â»Schußwunde.«
    Â»Tot?«
    Â»Nein.«
    Â»Wie schlimm?«
    Â»Ziemlich. Wo soll ich sie hinlegen?«
    Â»Ich hab’ nur ein Bett, und du weißt, wo es steht.«
    Als sie beim Hineingehen an Dredd vorbeikamen, stieg ihr plötzlich Rauchgeruch in die Nase. Sein Bart schien zu qualmen. Aber sie hatte natürlich Halluzinationen. Sie sah Raubtiere und Reptilien mit gefletschten Reißzähnen aus den Wänden ragen. Regale standen voller Gläser mit trüben Flüssigkeiten. Unidentifizierbare Tierskelette waren in bedrohlicher Haltung erstarrt. Häute und Felle streiften sie. Sie sah eine auf eine Sitzstange montierte Eule, und erst als der Vogel den Kopf zur Seite drehte, sie mit gelben Augen fixierte und dann gereizt die Schwingen ausbreitete, erkannte sie, daß er lebendig war.
    Pater Kevin drehte sich zur Seite, um durch eine schmale Tür in einen kleinen Raum zu gelangen. Von einem Elektrokabel, das man einfach an die Bretterdecke geheftet hatte, hing eine nackte Glühbirne herab. Ihr schwacher Lichtschein warf unheimliche Schatten auf die mit vergilbten Zeitungen tapezierten Wände.

    Er legte sie vorsichtig auf das schmale Bett. Die Bettwäsche roch muffig, als sei sei lange nicht mehr gewaschen worden – oder noch nie. Wäre sie nicht zu schwach gewesen, hätte sie dagegen protestiert.
    Â»Ich hab’ dich kaum wiedererkannt«, sagte Dredd zu Pater Kevin.
    Â»Ich erkenne mich heutzutage selbst kaum wieder.« »Was ist das für ein Typ?«
    Aus dem Raum, den sie gerade durchquert hatten, war Pater Gregorys halblautes Jammern zu hören. »Später«, antwortete Pater Kevin.
    Â»Er sieht aus, als wäre er in einen Baumhäcksler geraten.«
    Â»Er wird’s überleben – wenn ich ihn nicht vorher selbst umbringe. Aber sie macht mir Sorgen.«
    Â»Schön, sehen wir sie uns mal an.«
    Pater Kevin wich zurück, und der Unbekannte trat ans Bett. Remy war zu

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