Im Haus meines Feindes
seine eigene Haut zu retten.«
»Das macht mir keine Sorgen.«
»Warum nicht?«
»Weil Gregory ein Feigling ist.«
»Er war tapfer genug, um meine Piroge zu stehlen und in die Sümpfe abzuhauen.«
»Das hat er nur getan, weil er mich mehr fürchtet als die Elemente. Gregory hat Angst, ich könnte ihn wegen seines Verhaltens im Crossroads immer noch umbringen. Das habe ich ihm oft genug angedroht; vielleicht glaubt er, ich hätte es ernst gemeint. Jedenfalls wird er überleben. Dieser Junge ist gegen alle Gefahren gefeit. Wenn ihn die Sümpfe dann wieder ausspucken, rennt er so schnell und so weit, wie er nur kann. Aber zu Duvall geht er nicht.«
»Wie willst du dich mit ihm in Verbindung setzen?«
»Mit wem, mit Duvall? Nein, die Sache funktioniert andersrum, Dredd. Er soll sich mit mir in Verbindung setzen.«
»Wie soll er das denn hinkriegen?«
»Sein Problem. Jedenfalls bringe ich dich durch meine Anwesenheit in Gefahr. Deshalb zurück zu meiner ursprünglichen Frage: Wann ist sie transportfähig?«
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Douglas Patout nahm langsam seine FüÃe vom Schreibtisch und stellte sie auf den FuÃboden. Neben seinem Ellbogen begann
sein Kaffee abzukühlen. Er las den Zeitungsbericht dreimal durch.
Die Meldung war unscheinbar; ihr Text nahm nicht mehr als fünfzehn Zentimeter einer Spalte auf Seite zwanzig der Times Picayune ein. Sie berichtete kurz über eine Schlägerei im Café einer Tankstelle im Jefferson Parish. Daran beteiligt gewesen waren zwei katholische Priester, die Ehefrau eines bekannten Anwalts aus New Orleans und ihr Leibwächter. Nach Auskunft eines Sprechers des Sheriffs war der Zwischenfall ohne irgendwelche Festnahmen beigelegt worden.
Zwei Aspekte dieses scheinbar belanglosen Berichts erregten Patouts Aufmerksankeit. Erstens: Wie viele Ehefrauen bekannter Anwälte aus New Orleans hatten Leibwächter? Zweitens: Augenzeugen war aufgefallen, daà einer der nicht namentlich genannten Priester die seltsame Angewohnheit hatte, die Finger seiner rechten Hand reflexartig zu strecken.
Patout drückte eine Taste seiner Gegensprechanlage. »Könnten Sie einen Augenblick zu mir reinkommen?«
Keine sechzig Sekunden später kam McCuen mit der für ihn typischen Lässigkeit hereingeschlendert. »Was gibtâs?«
»Hier, lesen Sie das.«
Patout schob die Zeitung über den Schreibtisch und deutete auf den Bericht, den er meinte. Mac überflog ihn und hob den Kopf. »Und?«
»Kennen Sie jemand, der die seltsame Angewohnheit hat, die Finger seiner rechten Hand reflexartig zu strecken?«
Mac lieà sich in den Besuchersessel vor dem Schreibtisch seines Vorgesetzten sinken. Er las den Zeitungsbericht nochmals. »Ja, aber der ist ja wohl kein Geistlicher.«
»Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
»Ich habe Ihnen davon erzählt, erinnern Sie sich? Vor ein paar Tagen war er zum Abendessen bei mir.«
»Wie hat er gewirkt?«
»Wie unser guter alter Basile.«
»Wie unser guter alter Basile, der seinen guten alten Groll gegen Pinkie Duvall hegt?«
Mac warf einen Blick auf die Zeitung. »Ach, ScheiÃe.«
»Ja.« Patout rieb sich den Kopf, als sei er wegen der gröÃer werdenden kahlen Stellen dort oben besorgt. »Hat Burke irgendwelche Andeutungen darüber gemacht, was er in letzter Zeit getan hat?«
»Er hat nicht viel geredet. Aber sonderlich redselig war er ja noch nie. Er läÃt sich nicht gern in die Karten sehen. Er hat nur gesagt, er wolle für einige Zeit verreisen, um in Ruhe über seine Zukunft nachzudenken.«
»Allein?«
»Das hat er gesagt.«
»Wohin?«
»Wollte er sich noch überlegen.«
»Wissen Sie, wo er zu erreichen ist?«
»Nein.« Mac lachte nervös. »Hören Sie, Patout, das ist doch verrückt. Der Kerl mit der seltsamen Angewohnheit war ein katholischer Geistlicher. Und die Frau wird nicht ausdrücklich als Mrs. Duvall identifiziert. Sie kannâs nicht gewesen sein. Auch mit Leibwächtern würde Duvall sie nicht näher als fünfzig Meter an Burke Basile herankommen lassen.«
»Stimmt. Die beiden sind Erzfeinde.«
»Auch wenn sie es nicht wären. Soviel ich weiÃ, ist sie zum AnbeiÃen und viel jünger als Duvall.«
Patout zog die Augenbrauen hoch und nickte Mac zu, er solle weitersprechen.
»Nun, Burke ist der starke, schweigsame Typ,
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