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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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die heruntergekommene Eingangshalle, trat vor das Münztelefon an der Wand und kontrollierte die Nummer. Als er den Kopf schüttelte, deutete Pinkie nach oben.
    Sie stiegen leise die Treppe hinauf. Als sie den Treppenabsatz im ersten Stock erreichten, sahen sie etwa in der Mitte des schmalen, graffitiverzierten Flures ein weiteres Münztelefon. Die Beleuchtung war so trüb, daß Bardo sein Feuerzeug an das verkratzte Sichtfensterchen auf der Vorderseite des Apparats halten mußte, um die Nummer ablesen zu können. Ein hochgereckter Daumen signalisierte Pinkie, daß er fündig geworden war.
    Pinkies Blutdruck stieg gewaltig an. Er deutete mit seinem Kinn auf die Tür am Ende des Flurs. Als Bardo auf seine halblaute Aufforderung, die Tür zu öffnen, keine Antwort bekam, trat er die Tür ein. In dem Raum dahinter lag ein sinnlos betrunkener Mann quer über dem Bett. Von Remy keine Spur. Der Zustand des Betrunkenen und die leeren Bourbonflaschen, von denen er umgeben war, bewiesen ihnen, daß dies nicht ihr Mann war. Außerdem war er dicklich, schweinchenrosa und Mitte Sechzig, was nicht zur Personenbeschreibung der beiden angeblichen Geistlichen paßte.
    Das zweite Zimmer war leer und anscheinend schon längere Zeit unbewohnt. Im dritten Zimmer schrak eine Frau entsetzt vor ihnen zurück und begann laut und rasend schnell auf spanisch zu lamentieren. Bardo schlug ihr mit dem Handrücken auf den Mund. »Halt’s Maul, Schlampe«, zischte er drohend. Sie hielt den Mund und drückte ihre beiden hungrig aussehenden Kleinkinder an sich, um sie am Weinen zu hindern.

    Auch das vierte und letzte Zimmer war leer. Aber auf dem Bett stand, ans Kopfkissen gelehnt, ein weißer Briefumschlag, der in Druckschrift Pinkie Duvalls Namen trug.
    Er griff danach und riß ihn auf. Ein einzelnes Blatt fiel aus dem Umschlag auf den schmuddeligen Teppich. Er hob es auf und las die getippte Mitteilung.
    Dann stieß er einen Wutschrei aus, der die Fensterscheiben erzittern ließ.
    Bardo nahm ihm den Zettel aus der Hand. Er fluchte, während er die Mitteilung las. »Das würden die nicht wagen!«
    Pinkie lief aus dem Zimmer und stürmte, mit Bardo auf den Fersen, die Treppe hinunter. Bardos Männer wurden angewiesen, ihnen zu folgen. Sie sprangen in den zweiten Wagen und hatten Mühe, zu Bardo aufzuschließen, als er davonraste.
    Pinkie kochte vor Wut. Sein Blick glitzerte mordlüstern. »Ich bring’ sie um! Die beiden sind so gut wie tot. Tot!«
    Â»Aber wer sind sie?« fragte Bardo, während er das Lenkrad herumriß, um einem Lieferwagen auszuweichen. »Wer hätte Remy das angetan?«
    Remy. Seine Remy. Sein Eigentum. Ihm gewaltsam entrissen. Wer diese Dreckskerle auch waren, sie hatten Mut, das mußte er ihnen lassen. Nur schade, daß solcher Mut an Kerle vergeudet war, die schon bald sterben würden. Und sie würden sterben. Langsam. Qualvoll. Erst um Gnade, später um den Tod flehend. Sie würden sterben, weil sie ihm geraubt hatten, was ihm gehörte, was er erschaffen hatte.
    Vor dem Friedhof Lafayette hielten die beiden schweren Wagen mit quietschenden Reifen. Sechs Männer sprangen heraus. Duvall und Bardo führten die Gruppe an, die durch das hohe, schmiedeeiserne Portal stürmte. Pinkie wartete nicht auf Bardo oder die anderen Männer. Er machte sich auf die Suche nach der in der Mitteilung angegebenen Grabreihe und hastete quer über die breiten Friedhofswege, bis er die gesuchte Reihe gefunden hatte. Er trabte weiter, hörte die zerstoßenen Muschelschalen,
mit denen der Weg bestreut war, unter seinen Schuhen knirschen und sah den Hauch seines Atems vor sich.
    Was er schließlich vorfinden würde, konnte er nicht einmal vermuten. Remys sterbliche Überreste in einem dort abgelegten Leichensack? Ein kürzlich geöffnetes Grab, dessen Stein mit ihrem Blut besprengt war? Einen Schuhkarton mit ihrer Asche? Ein Voodoo-Opfer?
    Er nahm sich vor, seinen unbekannten Gegner nie wieder zu unterschätzen. Der Mann war clever und listig; er kannte Pinkie Duvall gut genug, um zu wissen, wie ihm am besten beizukommen war. Er hatte Pinkie auf diese makabre Schnitzeljagd geschickt, die damit enden würde, daß er … daß er was fand?
    Seine Schuhe rutschten über den Kies, als er jetzt ruckartig haltmachte, weil er das Grab erkannte, sobald er es vor sich sah.
    Er fand weder Blut noch eine Tote, aber

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