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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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sind. Wie hätte er ihre halterlosen Strümpfe nicht wahrnehmen sollen? Er war schließlich nicht blind. Und ihren Slip, der so durchsichtig war, daß sie genausogut keinen hätte tragen können?
    Er trank zwei große Schlucke Whiskey rasch nacheinander. In seinem leeren Magen brannten sie wie Feuer.
    Ihr rechter Arm lag so neben ihr, daß die geöffnete Handfläche nach oben zeigte. Er sah die roten Eindrücke, die der Schlüsselring zurückgelassen hatte, als er ihre Hand um den Ring herum zusammengepreßt hatte. Burke konnte der Versuchung nicht widerstehen, eine Hand auszustrecken und die grausamen Spuren mit der Fingerspitze zu berühren. Reflexartig schlossen sich ihre Finger. Er riß schuldbewußt seine Hand zurück.
    Der dritte Schluck brannte schon viel weniger schlimm.
    Sein Blick glitt wieder zu ihrem Gesicht hinauf. Ihre Lider
blieben geschlossen. Ihre Lippen waren entspannt und leicht geöffnet. Aus einem Mundwinkel war etwas Speichel gelaufen, der durch Blut aus der Platzwunde an ihrer Lippe rosa verfärbt war. Er berührte ihn wie zuvor mit der Spitze seines kleinen Fingers und ließ die Feuchtigkeit dort trocknen.
    Er nahm einen weiteren Schluck aus der Whiskeyflasche.
    Nun, er hatte es getan. Er hatte ein Verbrechen verübt, das vom Bund verfolgt wurde. Sein Leben hatte sich unwiderruflich verändert. Selbst wenn er Mrs. Duvall morgen zurückbrachte, konnte Burke Basile nicht einfach so weiterleben wie früher. Für ihn gab es kein Zurück mehr. Er hatte alle Brücken hinter sich verbrannt.
    Eigentlich hätte er wohl mehr Schuldbewußtsein, Scham und Angst empfinden müssen, als er tatsächlich empfand.
    Vielleicht machte der Whiskey einfach zu dumm, um die Konsequenzen zu fürchten, die ihn erwarteten. Aber als er einschlief, während er auf Remy Duvalls leise Atemzüge horchte, fühlte er sich verdammt gut.

22. Kapitel
    Â»Was soll das heißen – er ist weg?«
    Nach nur wenigen Stunden Schlaf auf dem unbequemen Holzstuhl hatte Burke einen steifen Hals, sein Rücken fühlte sich an, als sei eine Armee darübermarschiert, von dem Whiskey waren dumpfe Kopfschmerzen zurückgeblieben, und der neue Tag warf das kalte Licht der Realität auf die Tatsache, daß Burke die Linie zwischen Gesetzeshüter und Gesetzesbrecher überschritten hatte.
    Â»Schrei mich nicht an!« knurrte Dredd. Er gebrauchte eine langzinkige Gabel, um ein Stück Fleisch umzudrehen, das er in einer Pfanne briet. »Er ist dein Priester, nicht meiner.«
    Â»Er ist kein Priester.«
    Â»Ach, was du nicht sagst.«
    Burke, der sich eine Schläfe massierte, runzelte bei diesem sarkastischen Tonfall die Stirn. »Er heißt Gregory James und ist ein arbeitsloser Schauspieler. Unter anderen.«
    Â»Er kann sein, was er will«, sagte Dredd aufgebracht, »jedenfalls ist er ein verdammter Dieb. Er hat mir meine beste Piroge geklaut.«
    Burke ließ die Hand sinken. »Soll das heißen, daß er in die Sümpfe abgehauen ist?« Die Idee, Gregory James stake einen Einbaum durch die lebensgefährlichen Sümpfe, war unvorstellbar. »Er ist doch nie näher an die Sümpfe herangekommen als heute nacht, als wir versucht haben, den Bus zu versenken. Dort draußen kann er unmöglich allein überleben!«
    Â»Vermutlich nicht«, sagte Dredd und schüttelte dabei seinen langen grauen Pferdeschwanz.
    Ohne auf die Jahreszeit zu achten, trug er zerschlissene, an den Knien abgeschnittene Jeans. Kein Hemd und keine Schuhe.
Seine hornhautgepanzerten Füße erinnerten an Hufe, wenn sie über das aufgewölbte Linoleum schlurften. In der Stadt hätte er überall Aufsehen erregt, aber diese seltsame Aufmachung paßt in seine selbstgeschaffene Umgebung. Ein zerschlissener, ausgebleichter Union Jack diente als Vorhang. Der Küchenherd, dessen Abzug durch die Wand ins Freie ragte, stand am Ende der Ladentheke, an der Dredd Bier, Tabak und Lebendköder verkaufte, und nicht weit von seinem Arbeitsplatz als Tierpräparator entfernt. Das Ganze war der Alptraum eines Gesundheitsinspektors, aber Dredds eingeschränkter Kundenkreis achtete vermutlich nicht auf solche Kleinigkeiten.
    Gregorys Überlebenschancen betrachtete er philosophisch. »Ich hoffe bloß, daß mein Boot hierher zurücktreibt, wenn er in der Nahrungskette als nächster drankommt. Willst du was zum

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